RatchetZwerg
Themenersteller
Hallo liebe Leute,
im Netz gibt es viele Videos, besonders von Sternenhimmeln, die als Zeitraffer aufgenommen wurden und dabei macht die Kamera auch noch eine Fahrt, Wahnsinn, sowas will ich auch.
Google Chrome, Amazon, Motor Slider, Uff.
Das‘ mir zu teuer! Selber machen ist angesagt. Und da ich zwar Unmengen an Anleitungen für einfache Slider gefunden habe, aber keine, die es mir ermöglicht motorisierte Kamerafahrten zu machen und einen Modus für Nacht-Zeitraffer bietet wie ich es mir vorstelle, schreibe ich halt selbst wie ich es gemacht habe. Mit dem Nacht-Zeiraffer meine ich das Verfahren der Kamera, stoppen, Kamera auslösen, Belichtungszeit abwarten und wieder losfahren. Da ich besonders elektrotechnisch nicht unbedingt 2 linke Hände habe und auch gerne Mal was programmiere, habe ich die Steuerung mit einem Raspberry Pi gelöst, dazu später mehr.
Der Slider
Der Kameraschlitten an sich, ohne Motor, ist relativ einfach gemacht. Hierzu habe ich bei eBay 2 geschliffene Edelstahl Rundstäbe in 120cm Länge und 12mm Durchmesser gekauft. Dabei ist im Nachhinein anzumerken, das Teil wird kein Fliegengewicht, aber bei 120cm Länge nimmt man das eh nicht aufm Fahrrad mit. Da wir später selbstverständlich eine DSLR darauf montieren, sollte das Ganze durchaus ein wenig Stabilität bieten. Passend zum Rundmaterial habe ich 4 Linearlager (SBR 12UU) gekauft (aus Fernost sehr günstig!).
Die beiden Rundstäbe werden von jeder Seite von einem Aluminiumblock gehalten. Die Stäbe sind durch eingeschlagene Stifte vor Verdrehen gesichert. Hält bombig! In den Aluteilen sind von 3 Seiten ¼“ Kameragewinde geschnitten, hier werden nachher die Stative befestigt. Oder nur eines und die andere Seite irgendwo ablegen.
Auf die 4 Linearlager kommt eine Platte aus Holz, Kunststoff, oder was man noch so herumliegen hat, dazu gibt es nicht viel zu sagen, die Fotos sollten aussagend genug sein. In der Mitte eine Schraube mit Kameragewinde zum Befestigen von Kamera oder Stativkopf.
Der komplette Slider
Alublock mit Umlenkrolle
Der Motorantrieb
Nun geht’s an den Motor. Zum Einsatz kommt ein 12V Getriebemotor, vorerst mit 22U/min (hier muss ich noch experimentieren ob das von der Geschwindigkeit passt). Dieser treibt mit einem Zahnriemenrad einen Zahnriemen an, der, ihr könnt es euch denken, den Kameraschlitten bewegt.
Da wir einen Gleichstrommotor verwenden, brauchen wir für Rechts-/Linkslauf nur die Polarität umkehren. Am Kameraschlitten ist eine Vorrichtung angebracht, die es ermöglicht den Schlitten vom Riemen zu lösen, das Teil stammt aus dem 3D-Drucker, schwer zu erklären, auch hier sagen die Fotos mehr als Worte! Der Motor wird am äußeren Alublock mit einem Winkel befestigt. Diesen selber herstellen, oder fertig kaufen. Die Umlenkrolle muss keine Einkerbungen für die Zähne des Riemens haben, also ab an die Drehbank und selber machen.
Motorhalter mit Motor
Teil aus dem 3D-Drucker
Gewinde für Stativ
Die Elektronik
Nun geht’s ans Eingemachte! Wir benötigen einen Raspberry Pi (mit SD-Karte), einen Touchscreen und ein Gehäuse. Kleiner Tipp, 3,2“ Touchscreen + Gehäuse gibt’s für knapp 20€ beim Amazonas! Der Raspberry gibt uns später die Signale für den Motor. Hierfür nutze ich eine Doppel-H-Brücke. Wir benötigen pro Motor 3 Pins vom Raspberry für die H-Brücke, die Doppel-H-Brücke lässt uns also noch eine Reserve falls wir den Kamerakopf später auch noch bewegen wollen? Mal sehen. Die Pins sind für Links- und Rechtslauf, sowie die PWM-Ansteuerung.
Da wir den Motor mit 12V betreiben, den Raspberry und die Steuerung der H-Brücke jedoch mit 5V, benötigen wir noch einen DC-DC Wandler. Versorgt wird das Ganze über einen 3S-Lipo Akku. Lag noch rum.
Kurz Zusammenfassen: mit den ~12V vom Akku auf den DC-DC Wandler und die H-Brücke. 5V vom DC-DC-Wandler ebenfalls auf die H-Brücke und per USB auf den Raspberry (der Touchscreen verwendet leider alle 5V Pins).
Die Endlagenschalter gehen wie das Kabel zum Auslösen der Kamera direkt auf die Pins (sind bisher noch nicht angeschlossen). Für meine Canon DSLR genügt es zum Auslösen 2 Kontakte des 2,5mm Klinkesteckers zu verbinden, laut Internet soll es aber Kameras geben, die es verlangen zunächst zu fokussieren und dann auszulösen. Auch das wäre Softwaretechnisch kein Problem, muss man halt einen Pin mehr benutzen. Das ganze zu verdrahten kann dann so aussehen wie hier. Man darf es aber gerne auch etwas schöner machen (kommt bestimmt noch, musste nur erstmal funktionieren).
Anschlusskabel für den Motor und Auslösekabel für die Kamera
Für die Kamera fehlt noch das 2,5mm Klinke Verlängerungskabel
Die Software
Auf dem Raspberry Pi läuft ein fertiges Ubuntu Image vom Hersteller des Touchscreens, runterladen, auf die SD Karte installieren und rein in den Pi. Wie das geht und wie man den Code auf den Pi bekommt erläutere ich hier nun nicht, da gibt es im Netz genug zu, ich poste hier nur meinen Python Programmcode.
Liebe Python Profis, wenn euch das, was ihr da seht nicht gefällt, seid so nett und schreibt es um, sodass es ansehnlicher wird. Ich bin da quasi noch Beginner und das Tkinter hat mir den letzten Nerv geraubt, bin froh, dass es nun funktioniert und so aussieht, wie es aussieht!
Hier gehts zum Code auf Pastebin
Die Endschalter sind im Programm noch nicht eingebaut!
Bedienoberfläche
Die Grafikoberfläche erlaubt uns nun 3 Funktionen:
Automatikmodus:
Heißt in diesem Fall das Auslösen der Kamera, die Belichtungszeit abwarten und das Verfahren des Schlittens, erneutes Auslösen. Das ganze so oft, wie man es haben möchte. Hier habe ich noch eine kleine „Sicherheitszeit“ eingebaut, sodass die Steuerung nach dem Verfahren des Schlittens noch einen Augenblick wartet bevor sie auslöst, um evtl. Verwacklungen zu vermeiden. Außerdem lässt sich noch eine Pausenzeit einstellen, sodass vor dem Auslösen noch eine gewisse Zeit gewartet wird, bevor erneut ausgelöst wird. So lassen sich längere Zeiträume ablichten. Ob man das braucht weiß ich noch nicht, aber es ist möglich.
Manuell tippen:
Relativ einfach, durch tippen auf << oder >> den Schlitten bewegen.
Manuell Dauerfahrt:
Auch einfach, durch tippen auf |< oder >| die Fahrt beginnen und mit Stop oder über die Endschalter beenden.
Die Geschwindigkeit des Motors lässt sich prozentual einstellen, dies beeinflusst die PWM der H-Brücke. Ansonsten ist das Ganze denke ich relativ selbsterklärend.
Die Zahl hinter der Fahrzeit sind getestete Werte, wieviele Aufnahmen ich auf der gesamten Sliderstrecke schaffe
Es gibt für den ganzen Kasten sicher noch viele Ideen und Verbesserungen, aber im Grunde habe ich das, was ich wollte, einen Slider, dessen Steuerung mir alles abnimmt. Für wenig Geld! War schon ein Stückchen Arbeit bis hierhin.
Hier noch ein kleines Demonstrationsvideo der Funktionen, Resultate folgen später!
https://youtu.be/sq3yUyXpO_0
Hoffe es gefällt, vielleicht ist ja für den ein oder anderen eine Idee dabei und der Anreiz geschaffen selbst etwas zu bauen.
Viele Grüße!
im Netz gibt es viele Videos, besonders von Sternenhimmeln, die als Zeitraffer aufgenommen wurden und dabei macht die Kamera auch noch eine Fahrt, Wahnsinn, sowas will ich auch.
Google Chrome, Amazon, Motor Slider, Uff.
Das‘ mir zu teuer! Selber machen ist angesagt. Und da ich zwar Unmengen an Anleitungen für einfache Slider gefunden habe, aber keine, die es mir ermöglicht motorisierte Kamerafahrten zu machen und einen Modus für Nacht-Zeitraffer bietet wie ich es mir vorstelle, schreibe ich halt selbst wie ich es gemacht habe. Mit dem Nacht-Zeiraffer meine ich das Verfahren der Kamera, stoppen, Kamera auslösen, Belichtungszeit abwarten und wieder losfahren. Da ich besonders elektrotechnisch nicht unbedingt 2 linke Hände habe und auch gerne Mal was programmiere, habe ich die Steuerung mit einem Raspberry Pi gelöst, dazu später mehr.
Der Slider
Der Kameraschlitten an sich, ohne Motor, ist relativ einfach gemacht. Hierzu habe ich bei eBay 2 geschliffene Edelstahl Rundstäbe in 120cm Länge und 12mm Durchmesser gekauft. Dabei ist im Nachhinein anzumerken, das Teil wird kein Fliegengewicht, aber bei 120cm Länge nimmt man das eh nicht aufm Fahrrad mit. Da wir später selbstverständlich eine DSLR darauf montieren, sollte das Ganze durchaus ein wenig Stabilität bieten. Passend zum Rundmaterial habe ich 4 Linearlager (SBR 12UU) gekauft (aus Fernost sehr günstig!).
Die beiden Rundstäbe werden von jeder Seite von einem Aluminiumblock gehalten. Die Stäbe sind durch eingeschlagene Stifte vor Verdrehen gesichert. Hält bombig! In den Aluteilen sind von 3 Seiten ¼“ Kameragewinde geschnitten, hier werden nachher die Stative befestigt. Oder nur eines und die andere Seite irgendwo ablegen.
Auf die 4 Linearlager kommt eine Platte aus Holz, Kunststoff, oder was man noch so herumliegen hat, dazu gibt es nicht viel zu sagen, die Fotos sollten aussagend genug sein. In der Mitte eine Schraube mit Kameragewinde zum Befestigen von Kamera oder Stativkopf.
Der komplette Slider
Alublock mit Umlenkrolle
Der Motorantrieb
Nun geht’s an den Motor. Zum Einsatz kommt ein 12V Getriebemotor, vorerst mit 22U/min (hier muss ich noch experimentieren ob das von der Geschwindigkeit passt). Dieser treibt mit einem Zahnriemenrad einen Zahnriemen an, der, ihr könnt es euch denken, den Kameraschlitten bewegt.
Da wir einen Gleichstrommotor verwenden, brauchen wir für Rechts-/Linkslauf nur die Polarität umkehren. Am Kameraschlitten ist eine Vorrichtung angebracht, die es ermöglicht den Schlitten vom Riemen zu lösen, das Teil stammt aus dem 3D-Drucker, schwer zu erklären, auch hier sagen die Fotos mehr als Worte! Der Motor wird am äußeren Alublock mit einem Winkel befestigt. Diesen selber herstellen, oder fertig kaufen. Die Umlenkrolle muss keine Einkerbungen für die Zähne des Riemens haben, also ab an die Drehbank und selber machen.
Motorhalter mit Motor
Teil aus dem 3D-Drucker
Gewinde für Stativ
Die Elektronik
Nun geht’s ans Eingemachte! Wir benötigen einen Raspberry Pi (mit SD-Karte), einen Touchscreen und ein Gehäuse. Kleiner Tipp, 3,2“ Touchscreen + Gehäuse gibt’s für knapp 20€ beim Amazonas! Der Raspberry gibt uns später die Signale für den Motor. Hierfür nutze ich eine Doppel-H-Brücke. Wir benötigen pro Motor 3 Pins vom Raspberry für die H-Brücke, die Doppel-H-Brücke lässt uns also noch eine Reserve falls wir den Kamerakopf später auch noch bewegen wollen? Mal sehen. Die Pins sind für Links- und Rechtslauf, sowie die PWM-Ansteuerung.
Da wir den Motor mit 12V betreiben, den Raspberry und die Steuerung der H-Brücke jedoch mit 5V, benötigen wir noch einen DC-DC Wandler. Versorgt wird das Ganze über einen 3S-Lipo Akku. Lag noch rum.
Kurz Zusammenfassen: mit den ~12V vom Akku auf den DC-DC Wandler und die H-Brücke. 5V vom DC-DC-Wandler ebenfalls auf die H-Brücke und per USB auf den Raspberry (der Touchscreen verwendet leider alle 5V Pins).
Die Endlagenschalter gehen wie das Kabel zum Auslösen der Kamera direkt auf die Pins (sind bisher noch nicht angeschlossen). Für meine Canon DSLR genügt es zum Auslösen 2 Kontakte des 2,5mm Klinkesteckers zu verbinden, laut Internet soll es aber Kameras geben, die es verlangen zunächst zu fokussieren und dann auszulösen. Auch das wäre Softwaretechnisch kein Problem, muss man halt einen Pin mehr benutzen. Das ganze zu verdrahten kann dann so aussehen wie hier. Man darf es aber gerne auch etwas schöner machen (kommt bestimmt noch, musste nur erstmal funktionieren).
Anschlusskabel für den Motor und Auslösekabel für die Kamera
Für die Kamera fehlt noch das 2,5mm Klinke Verlängerungskabel
Die Software
Auf dem Raspberry Pi läuft ein fertiges Ubuntu Image vom Hersteller des Touchscreens, runterladen, auf die SD Karte installieren und rein in den Pi. Wie das geht und wie man den Code auf den Pi bekommt erläutere ich hier nun nicht, da gibt es im Netz genug zu, ich poste hier nur meinen Python Programmcode.
Liebe Python Profis, wenn euch das, was ihr da seht nicht gefällt, seid so nett und schreibt es um, sodass es ansehnlicher wird. Ich bin da quasi noch Beginner und das Tkinter hat mir den letzten Nerv geraubt, bin froh, dass es nun funktioniert und so aussieht, wie es aussieht!
Hier gehts zum Code auf Pastebin
Die Endschalter sind im Programm noch nicht eingebaut!
Bedienoberfläche
Die Grafikoberfläche erlaubt uns nun 3 Funktionen:
Automatikmodus:
Heißt in diesem Fall das Auslösen der Kamera, die Belichtungszeit abwarten und das Verfahren des Schlittens, erneutes Auslösen. Das ganze so oft, wie man es haben möchte. Hier habe ich noch eine kleine „Sicherheitszeit“ eingebaut, sodass die Steuerung nach dem Verfahren des Schlittens noch einen Augenblick wartet bevor sie auslöst, um evtl. Verwacklungen zu vermeiden. Außerdem lässt sich noch eine Pausenzeit einstellen, sodass vor dem Auslösen noch eine gewisse Zeit gewartet wird, bevor erneut ausgelöst wird. So lassen sich längere Zeiträume ablichten. Ob man das braucht weiß ich noch nicht, aber es ist möglich.
Manuell tippen:
Relativ einfach, durch tippen auf << oder >> den Schlitten bewegen.
Manuell Dauerfahrt:
Auch einfach, durch tippen auf |< oder >| die Fahrt beginnen und mit Stop oder über die Endschalter beenden.
Die Geschwindigkeit des Motors lässt sich prozentual einstellen, dies beeinflusst die PWM der H-Brücke. Ansonsten ist das Ganze denke ich relativ selbsterklärend.
Die Zahl hinter der Fahrzeit sind getestete Werte, wieviele Aufnahmen ich auf der gesamten Sliderstrecke schaffe
Es gibt für den ganzen Kasten sicher noch viele Ideen und Verbesserungen, aber im Grunde habe ich das, was ich wollte, einen Slider, dessen Steuerung mir alles abnimmt. Für wenig Geld! War schon ein Stückchen Arbeit bis hierhin.
Hier noch ein kleines Demonstrationsvideo der Funktionen, Resultate folgen später!
https://youtu.be/sq3yUyXpO_0
Hoffe es gefällt, vielleicht ist ja für den ein oder anderen eine Idee dabei und der Anreiz geschaffen selbst etwas zu bauen.
Viele Grüße!
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