Dies ist ein ganz besonderes Foto. Das Foto der Stunde Null. Das erste Foto nachdem ich das Objektiv einmal komplett auseinader und einmal komplett wieder zusammengebaut habe.
War ein Witz. Ich habe es ca. dreimal komplett und 18 mal fast komplett auseinander gebaut. Außerdem kenne ich nun alle 278 Möglichkeiten, wie man es
nicht wieder zusammen kriegt....und die eine, mit der es funktioniert und mit der auch das Objektiv wieder funktioniert. Und dies ist das Beweisfoto.
Es wurde im Nahbereich, nahe der Naheinstellgrenze und zwei Stufen abgeblendet aufgenommen und weist eine korrekte Belichtung auf. Also eigentlich nichts Besonderes - aber jetzt schon. Dies war nämlich in den letzten Tagen plötzlich nicht mehr möglich oder fast nicht bzw. nicht immer. Konkret: Die Blende hing immer wieder mal fest. Entweder im geschlossenen Zustand oder im offenen. Ich dachte an die typische Alterserscheinung verharzter Blendenlamellen, aber ich glaube, das war es nicht. Oder nur zu einem ganz kleinen Teil. Die Problematik ist relativ komplex und ich bin mir immer noch nicht sicher, woran es genau lag. Über eine verharzte Blende liest man manchmal, dass sie sich durch permanentes Bewegen wieder lockert und eine Weile wieder normal funktionieren kann. Hier war das Gegenteil der Fall: Je öfter man den Blendenhebel bewegte, desto schwergängiger wurde er. Oder war es nur der Krampf in meinem Finger
Hinzu kommt eine Eigenheit der Objektivs, die andernorts von einem Nutzer als "Fehlkonstruktion" beschrieben wurde: Der Blendenhebel wirkt auf einen langen Metallstab. Bei Fokus auf Unendlich (Tubus ganz eingefahren) kann die Blende somit weit unten am Stab, in der Nähe der Blende angreifen. Fokussiert man nun aber auf den Nahbereich, fährt das Objektiv aus und der Blendenhebel betätigt den Stab weit hinten. Durch diese ungünstigen Verhältnisse kommt es wohl auch zu einer leichten Verkantung dieses Stabs bzw. der Scheibe, auf der er direkt sitzt und die die Blendenlamellen betätigt.
Ein anderer Ntuzer dieses Forums, der vor Jahren exakt das gleiche Problem beschrieb, hat mich dann auf eine falsche Fährte gelockt (oder ich habe es falsch verstanden): Der Blendenhebel selbst hat eine Feder, die die Blende immer geschlossen hält, sofern die kameraseitige Blendensteuerung sie nicht öffnet. Logisch. Sollte die Blende zu langsam schließen, kann man diese Feder nachspannen, so dass sie mehr Kraft auf die schließende Blende ausübt. Habe ich gemacht. Problem: Sie wird zu stark für die Blendensteuerung der Kamera. Die Blende bliebt an der Kamera manchmal zu, obwohl sie händisch betätigt immer pronlemlos öffnete. Die Hebelkraft war wirklich deutlich höher als bei anderen Objektiven. An der Blende selbst (nämlich an dem schon besagten Stab) sitz jedoch auch eine Feder, die die Blende schließt. Der Draht aus dem sie besteht, ist so dünn wie ein Menschenhaar. Nachdem ich dann irgendwann an die Blende ran kam, habe ich diese Feder verstärkt, indem ich den Haken, mit dem sie eingehängt ist, enger gewickelt habe. Nun hat diese Feder mehr Spannkraft. Die Feder des Blendenhebels habe ich jetzt wiederum abzuschwächen versucht. Ohne Erfolg. Schließlich habe ich sie gänzlich ausgebaut.
Die Blende schließt jetzt nur noch durch die Spannkraft der filigranen Feder an der Blende selbst. Und das scheint gut zu funktionieren.
Die Blendenlamellen und das ganze drum herum habe ich zwar gereinigt, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass hier ein Problem vorlag. Die Blende wirkte extrem sauber und "trocken".
Um an die Blende heranzukommen, kann man übrigens die Gummierung des Fokusrings abnehmen. Dahinter befinden sich Löcher, die den Zugang zu drei Schrauben recht weit vorne gewähren. Ich habe diese Methode aber
nicht gewählt, weil ich mir sicher bin, dass die Gummierung das nicht mitgemacht hätte. Also ab schon - aber drauf wohl nur noch in bröseligen Teilen. Also habe ich das Objektiv bajonettseitig aufgemacht. Einige Schrauben waren so winzig und saßen so fest, dass ich eine aufbohren musste, weil der Kreuzschlitz schnell verschlissen war. Ansonsten kann bei der Methode nicht viel kaputt gehen. Man braucht zum Zusammenbau eigentlich nur elf Hände mit je vierunzwanzig ganz kleinen Fingern. Wenn man die nicht hat, braucht man viel Geduld, Zeit, gute Auge und Ohren für wegspringende Kleinteile und etwas Glück. Nervtötend sind das eine oder andere, extrem flache Gewinde, das man nicht verkanten darf und v.a. der etwa 12 (oder mehr)-gängige Gewindegang des Fokusrings. Da ist es wie Ostern und Weihnachten zusammen, wenn man da überhaupt einen Anfang findet. Dann muss es nur noch der richtige sein. Und wenn nicht, wäre es gut, wenn man es bald merkt.
Dachte, ich hätte das Objektiv gestern schon erfolgreich zusammengebaut. Aber nein, der Fokusring stoppte ca. 3° vor Unendlich. Falschen Geweindegang erwischt. Alles wieder aufmachen...
Die Optik des A 135 ist übrigens äußerst simple. 4 Linsen in 4 Gruppen - also vier Linsen.
Die kenne ich jetzt alle persönlich, wobei man beim Zerlegen eigentlich nur zwischen Linse 2 und 3 gelangen muss. Von daher ging das auch glücklicherweise ohne größere Staubeinschlüsse. Insgesamt ist es beindruckend, wie robust und bombensicher das Objektiv einerseits gebaut ist. Ich glaube, man kann es an die Wand werfen und es passiert nichts (also dem Objektiv). Andererseits sind darin Teile verbaut....
Ich dachte immer, Gold wäre das Material, das man am plattesten walzen kann, bis es nur noch wenige Atomschichten dick ist. Jetzt glaube ich aber die Kupfer-Unterlegscheiben des Blendenhebels sind dünner.
Ich hoffe, diese Blendenfeder hält jetzt nochmals 35 Jahre. Dann hat sich das Ganze gelohnt. Gestern war ich noch kurz davor, das Objektiv abzuschreiben, da ich keine Lösung für das Problem hatte. In der Bucht wird es mittlerweile für mehr als das Doppelte von dem gehandelt, was ich mal gebraucht bezahlt hatte (wobei meins auch nur in mittelmäßigem Zustand ist). Da war die Motivation natürlich groß, es doch noch hinzukriegen. Was die Größe und die Automatikblende angeht, ist es eh alternativlos. Und was die Qualität betrifft, braucht es - eine halbe Stufe abgeblendet - den Vergleich zu einem moderneren Glas überhaupt nicht zu scheuen.