Warum nur wohl haben die gewerblichen Fotografen derartige
wirtschaftliche Probleme? Warum werden die immer weniger?
Zum Teil ist es die Demokratisierung der Fotografie - viele
einfache fotografische Dinge kann der Kunde heute selber.
Dazu kommt die Haltung "ich habe ausgelernt", die glaubt
ohne tägliche Fortbildung auskommen zu können und nie
in neue Technik investieren zu müssen.
Und zuletzt sind die Ansprüche an viele einfache
Gebrauchsfotografien stark gesunken. Was früher (und
ehrlicherweise auch heute noch) der letzte Dreck war,
wird heute ohne mit der Wimper zu zucken gedruckt.
Bereich Objektfotografie
(...)
Das sind Gebiete in denen der klassische Fotograf nicht mehr
mitspielen kann, weil es nicht nur am Fachwissen sondern auch
massiv an der Ausrüstung mangelt.
Siehe oben: In neue Technik investieren.
Bereich Schulfotografie
Wer hat schon lebendiglebensnahe Fotos aus der Schulzeit
bei sich zu Hause?
Derjenige, der eine fitte Foto-AG an der Schule hat.
Ansonsten ist das eine Aufgabe die vom Zeitaufwand und der
Organisation her gewerblich kaum kostendeckend kalkulierbar ist.
Bereich Portrait, Ausweisbilder
Mit der Biometrie ist der Geschäftsbereich Passbild gestorben.
Das was früher den guten Fotografen ausgemacht hat - ein
positives Bild vom Kunden zu machen - ist heute verboten.
Man muss Scheixxe aussehen für die Maschinen der NSA.
Es ist kein Wunder, wenn der Berufsstand mehr denn je leidet.
In meinem nahen Umfeld, operiert am und im Schädel wenn im
Dienst zu einem geringeren Stundenlohn als es sich gewerblichen
Fotografen erwarten am Samstag, am Sonntag, in der Nacht.
Die bekommen aber auch jede Stunde bezahlt und haben nicht
selten 60 Stunden/Woche. Wer weniger Stunden/Tag fakturieren
kann und den eigenen Arbeitgeberanteil auch erwirtschaften muss,
der kommt zu Recht auf andere Preise.
Es ist zum Teil die Überheblichkeit des Berufsstandes,
meine letzte Erfahrung waren analoge Ausweisfotos, totale
Fehlbelichtung eines Azubis, schlicht unbrauchbar, zuvor Jahre
zurück, ähnliche Glanzleistung (da waren selbst Automatenfotos
besser). War der im Nahfeld, nach wenigen Jahren war der Laden
dann auch dicht.
Reden wir jetzt über professionelle Fotografie oder berufliche Stümper?
Bereich Industrie und städtebauliche Entwicklung
Erinnere mich an die Forderung von Fotografen, die den baulichen Bestand an
einem Gelände von 0,20 km² hätten dokumentieren sollen. Allein es kam nicht
dazu, war eine Hacke von zwei Monaten und die Forderungen überstiegen den
Arbeitgeberaufwand für einen qualifizierten TU-Akademiker eines Mannarbeits-
jahres... die Leute sind zum Teil wirtschaftlich zu sehr von der Realität abge-
hoben.
Zwei komplette Monate eines Selbständigen haben nun mal einen
anderen Preis als die eines abhängig Beschäftigten.
Klar, ein Glaskellner in einer Dorfdisco kostet auch weniger als ein
Klempnermeister. Der Klempner ist deswegen aber nicht wirtschaftlich
abgehoben, und den Glaskellner lässt man eher nicht an die Gasleitung.
Du vergleichst da Äpfel mit Birnen.
Wer den Fachfotografen nicht bezahlen will, der stellt dann eben
für zwei Monate einen TU-Akademiker ein. Mit etwas Glück liefert
der dann auch brauchbare Bilder ab. Und wenn nicht, dann weiss
man danach eben warum der Fotograf kostet was er kostet.