Mal kurz meine persönlichen Erfahrungen und die Frage ob Nikon tatsächlich soweit zurück ist oder doch nicht im Bereich Studio- und Peoplefotografie mit Modellen.
Mit meiner Z7 war ich nie richtig glücklich, ich habe immer noch wesentlich öfter meine D850 eingesetzt, da die Z7 abgeblendet im Studio, je nach Lichtsetzung, einfach mehr Ausschuss hatte bei Blende 5,6 - 8 als die D850, vorallem aber, dass die Gesichterkennung immer wieder nicht nachvollziehbar Gesichter im Hintergrund oder irgendwo anders auf dem Model erkannt hat und es keine Tastenfunktion gibt in dem Fall einfach auf Einzelfeld umzuschalten oder die Gesichtserkennung schaltbar zu haben, da hat meinen Workflow mit den Modellen immer wieder gestört wenn man unterbrechen muss, Moment, ich muss mal eben was an der Kamera umstellen, wirkt auf Model und Kunden unprofessionell und man kommt aus dem Workflow und muss ggf. Sachen neumachen.
Anfang der Woche hatte ich dann eine R5 mit div. RF L Optiken wie aber auch RF 1.8er Optiken gemietet. Eine R6 nutze ich nun schon seit 3 Wochen parallel, aber ganz glücklich bin ich damit nicht geworden, daher noch eine R5 dazu.
Daneben hatte ich dann noch eine Z7 II mit Firmware 1.10 ab Werk geliehen bekommen von einem Bekannten der sie gerade erst bekommen hatte.
Nach der Auswertung von ca. 6.000 Bildern der letzten Woche mit allen Systemen und zahlereichen Videos ist das nüchterne Fazit, die Z7 II hatte eine Trefferquote von ca. 98%, die R5/R6 gleichauch bei 99%, die ältere Z7 habe ich nur für offenblendige Sachen genutzt da sie auch dort gut abliefert, da komme ich auf ca. 94% Trefferquote.
Also insgesamt tut sich da erstaunlich wenig in meinem Aufnahmebereich. die Z7 II mit Firmware 1.10 würde ich als fast auf Augenhöhre mit der R5/R6 sehen, mittels verbesserten Erkennung von Gesichtern und der Einschränkung der Gesichtserkennung auf Wide L funktioniert es verdammt gut und wirklich interessant, auch die Canon R5 findet teils Gesichter auf Barocktapeten und Co. genau wie die Nikon auch, nur weniger stark ausgeprägt, bei den Canons bin ich dann letztendlich auch bei einer ähnlichen AF Methode gelandet, ein Fokusfeld vorgeben, das aufs Gesicht und dann Eye-AF per Taste aktivieren. Mit der Funktion gefällt mit die Z7 II besser, das Wide AF Feld mit Eye-AF/Gesichtserkennung ist grösser und man braucht nicht das AF Feld oft zu verschieben oder die Kamera aufs Gesicht schwenken.
AF mässig für statische und sich wenig bewegende Objekte sind beide AF Systeme R5/R6 / Z7 II absolut brauchbar und liefern bei 100% Ansicht fast nur perfekte Treffer. Bei schneller bewegten Sachen liegt die R5 klar vorne, das ist etwas wo die Z7 II nicht mithalten kann, da sinkt die Treffsicherheit deutlich, wobei ich aber garnicht glaube es liegt am AF System selber, sondern eher an der CPU Power bzw. effizienteren Programmierung der Erkennung, bei der Z7 II trotz Dual CPU kommt in der Anzeige im Sucher die Darstellung des AF Feldes nicht hinterher. Ich vermute, da Sony ähnliche AF Technik im Sensor nutzt, die Z9 oder was auch immer kommt, wird den AF mit einer schnelleren CPU auf die Sprünge helfen können.
Mit den Canons R5 und R6 hat Canon richtig was rausgehauen, jedoch erst bei Benutzung merkt man so einige Tücken die dann doch die Vorteile etwas in den Hintergrund rücken lassen.
Nikon Z6 & Z7 sind quasi bis auf den Sensor identische Kameras, keine künstlichen Einschränkungen.
Die Canon R6 hat leider jede Menge künstliche Einschränkungen, kleineres Display mit weniger Auflösung, ein einfacheres Kameragehäuse, keine AV/TV Option im Videomodus, kein Topdisplay, keine belegbaren U1-U3 für Video, auch beim neusten Firmwareupdate wurde ihr die Option zum Einstellungen speichern (erstmal) vorenthalten. Es ist halt eine Firmenpolitik die Kamera künstlich kleinzuhalten, dadurch wird sie nicht schlecht, jedoch geht es nicht wie bei Nikon mit Z6 und Z7 zwei gleich zu bediendene Kameras zu haben, eigentlich sehr schade.
Von der Bildqualität im RAW her sind alle sehr gut, jedoch meinem Empfinden nach, wirken die RAWs der Nikons natürlicher, stimmiger und von den Farben lebendiger.
Bei beiden Canons wirken die Bilder auf mich irgendwie etwas technischer und teils wirken sie irgendwie prozessiert, ist nur ein Eindruck.
Negativ bei den Canon RAWs ist, derzeit gibt es noch kein Lightroom Farbprofil, d.h. Hauttöne passen leider nicht, es bleibt nur der Weg über Canon DPP als RAW Konverter oder nochmal Geld für Capture One oder Co. zu investieren und seinen Workflow dahin umzustellen.
Was bei Canons DPP auffällt, selbst Bilder mit ISO 100 der Canons haben ein Rauschen drin welches man direkt nach öffnen sieht, er dann aber fix rausrechnet. Da stelle ich mir die Frage, sind die neuen Canon Sensoren wirklich so gut, oder ist die CPU und deren Bildbearbeitungsfunktionien das was die Bilder dann so gut macht? Das Endergebnis stimmt jedenfalls, das ist das was zählt. Von den Hauttönen gefallen mir die Nikons etwas besser, gerade wenn es um wärmere Lichtstimmungen geht. Generell, so zumindest mein subjektives Empfinden bei der R6, scheint man hier und da wenn man mit Farbfolien arbeitet und davon Teile der Haut beleuchtet werden, dass diese dann farblich nicht so gut abgebildet werden, evtl. hat Nikon da etwas mehr farbliche Möglichkeiten oder es täuscht einfach.
Ein weiterer Knackpunkt sind die Objektive, die Nikon Z 50mm 1.8 S, Z 85 1.8 S sind beide optisch Top, abgedichtet, schneller AF, mit Gegenlichtblenden und ich habe da nichts zu bemängeln.
Die Canon RF 50mm 1.8 STM und RF 85 2.0 STM sind verschieden, das 50mm ist offenblendig einfach nicht scharf genug für mich und kann auch sonst nur durch den Preis überzeugen, das RF 85 ist optisch Top, aber irgendwie fehlen wohl Staub- und Wasserabdichtung.
d.h. Canon fehlt ein gutes 50 mm 1.8 RF Objektiv im bezahlbaren Rahmen. Das 85er optisch gut, aber ansonsten nicht so überzeugend.
Die Canon RF L Linsen sind super, super schneller AF, tolle Leistung und Verarbeitung, aber die Preise sind verdammt hoch, 1.2er Optiken bezahlt einem kein Kunde und Aufträge zu machen um das wieder reinzubekommen macht für mich keinen Sinn, da rentiert sich nicht. Für fast alle Aufträge reichen 1.8er Festbrennweiten und für Notfälle eine 4.0er Zoom, das hat Canon wiederum in guter Qualität mit dem RF 24-105 4L, das Nikon Z 24-70 4 S gefällt mir super, vorallem der kleine Aufpreis wenn man es mitkauft macht echt Spass und optisch für das Meiste mehr als ausreichend.
Video AF, das war sehr erstaunlich, da kam mir die Z7 II sogar minimalst besser vor als die Canons beim Tracking und fokussieren des Models. Nut der Tracking AF an der Nikon Z7 II ist halt nachwievor nicht so toll, verliert er einmal das zu trackende Objekt, findet er es nicht wieder und trackt danach irgendwas anderes weiter, Gesichtstracking mit Wide L und Eye-AF hingegen funktioniert super und wenn das Gesicht mal weg ist, hat man quasi sofort ein grosses Wide AF Feld was dann allerdings statisch ist bis wieder ein Gesicht erkannt wird.
Videotechnisch, vermutlich durch die Canon Cinema Modelle, ist Canon da deutlich moderner aufgestellt, Log in der Kamera kein Problem, sowas kann können die Z nicht, aber mit Ninja V sind die Ergebnisse in N-Log verdammt gut und brauchen sich nicht verstecken.
Da ich eine Kamera als Hybrid brauche, d.h. überwiegend Foto und dann vereinzelt Videos zwischendurch, musste ich leider feststellen, dass Canon da nicht optimal ist, die Nutzung im Fotosmodus schränkt die folgende Aufnahmedauer im Video ein, ich hatte leider mehrfach eine Überhitzungswarnung bei beiden Canons, tolle Videosoptionen sind zwar toll, aber die Möglichkeiten mit der thermischen Begrenzung der Canons sind irgendwie nicht optimal, auch wenn ich gerne Log in den Nikons hätte, dann lieber der Weg nur per Ninja V, dafür aber ohne thermische Probleme.
Im Endeffekt, Canon hat zwar in vielen Bereichen richtig vorgelegt, in der Praxis jenachdem was man macht an Aufnahmen, sind die Nikons als Gesamtpaket betrachtet, Preis, Optiken, Funktionen, Qualität und vorallem Bildqualität doch sehr wettbewerbsfähig und Nikon irgendwie doch verdammt gut aufgestellt gerade für den Bereich der Amateure und Profis die auch etwas mit dem Geld haushalten müssen. Nikon liefert nachwievor die beste Bildqualität meiner Meinung nach, der AF der Z7 II mit 1.10 Firmware muss sich für alles was nicht Sport ist nicht verstecken, das Gesamtkonzept ist in sich stimmig, es gibt kein erkennbares Kleinhalten von Modellen.
Letztendlich kann man mit keiner der Kameras schlechte Bilder machen, alle sind auf einem sehr hohen Niveau, von Nikon zu Canon zu wechseln macht wohl nur in Einzelfällen Sinn.