Oder eben auch anders rum. Wenn man beim Beispiel mit den Kochtöpfen bleibt: Will ich beispielsweise einen Gänsebraten zu Weihnachten, brauch ich keinen Topf, sondern einen Gänsebräter. Will ich einen gebackenen Karpfen zur Kirchweih, brauch ich auch keinen Topf, sondern eine Fritteuse.
Und so ists mit den Fotos auch. Für einen hohen Anteil aller Speisegerichte/Aufnahmen reicht das Standardbesteck, sprich jedes x-beliebige Modell, da die Technik untergeordnet ist. Aber will ich beispielsweise die berühmten Vögel im Flug aufnehmen, werde ich mit einer manuellen Leica wahrscheinlich genauso vor dem Berg dastehen, wie mit einem kleinen Schnauztopf vor dem Gänsebraten.
Solch kleine Helferlein wie (Tier)Augen-AF, eingeblendete Histogramme zur Unterstützung bei der richtigen Belichtung, irgendwelche ausgeklügelten Motivverfolgungen beim AF, hohe Serienbildraten, usw sind zwar nicht immer notwendig, aber wer sich damit das fotografische Leben einfacher machen kann, hat dazu derzeit immerhin die Wahl, in allen Preis- und Leistungsklassen fündig zu werden. Es kann sein, dass mir für meine Anwendungsfälle das rudimentärst ausgestattete Einsteigermodell vom Flohmarkt für nen 50er reichen kann. Aber wenn ich will und es mir leisten kann, kann ich auch das topausgestattete Spitzenmodell für x-Tausend Euro nehmen, um es mir von der technischen Seite etwas bequemer machen zu können, selbst wenn dann mit den berühmten Kanonen auf Spatzen geschossen wird.
Daher haben die vielen unterschiedlichen Modelle auf jeden Fall ihre Berechtigung.
Ob dann letztlich die Bilder besser werden, steht ja nicht zur Debatte.
Aber wie gesagt, es gibt Anwendungsfälle, wo mir das Einsteigermodell vom Flohmarkt tatsächlich nicht mehr weiterhilft. Und es gibt wahrscheinlich viel mehr Anwendungsfälle, wo die x-Tausend Euro für die Spitzenmodelle nüchtern betrachtet nur unnötiger Luxus sind.
Als philosophisches Resümee: sich Reserven zu schaffen liegt in der Natur der Menschheit. Und daher hat auch im Bereich Foto-Apparate fast jeder, der die Thematik ernsthaft betreibt, eher eine über- als eine unterdimensionierte Apparatur zu Hause. Und so lange es genügend Leute gibt, die Fotografie auf diese Weise betreiben, werden uns die Hersteller hoffentlich noch lange in die Lage versetzen, aus der Modellvielfalt mit den verschiedensten Ausstattungsvarianten auswählen zu können. Wenn es aber irgendwann zu wenige werden, dass sich der Entwicklungsaufwand für solch eine Vielzahl von Systemen und Modellen nicht mehr lohnt, kommt es zu einer "Friss- oder Stirb- Markt"-Bereinigung und die Auswahl wird sich dann natürlich deutlich reduzieren.