Moinsen,
was ich mit einem Beitrag, der dann zu der ausführlichen Antwort von Track79 führte, sagen wollte, war weniger, dass man eine DSLR mit entsprechenden Features bauen könnte, als vielmehr, dass es Leute gibt und Bereiche der Fotografie, die bzw. in denen etliche dieser Features schlicht nicht benötigt werden und DSLMs durchaus Nachteile haben, die die wenigen dann noch verbliebenen Vorteile überwiegen.
Ich denke da insbesondere an Landschafts- oder Architekturfotografie. Auch da können einige Features von DSLMs durchaus von Interesse sein, das will ich gar nicht in Abrede stellen. Aber der Hauptnachteil besteht für mich hier in der Tat im elektronischen Sucher selber. Zwar sind die mittlerweile wirklich sehr gut und ich komme auch weitestgehend gut damit klar (und ich kenne vielleicht auch nicht die besten), aber zumindest ich tue mich mit der Einschätzung von feinen Kontrasten und Farbnuancen bislang noch deutlich schwerer als mit einem optischen Sucher. Das mag mangelnde Erfahrung und Gewöhnung meinerseits sein (und daher nur ein Nachteil von DSLMs für mich persönlich, aber niemanden sonst auf der Welt), aber mir scheint es schon so, dass es sich hier um einen objektiv vorhandenen Unterschied handelt, weil ich eben nicht mehr direkt auf das Motiv schaue, sondern auf ein durch einen Monitor dargestelltes Abbild.
Ich will die lange Liste, die Track79 als Vorteile von DSLMs nennt, gar nicht im einzelnen durchsprechen. Viele der dort genannten Punkte sind für manchen oder gar die meisten Fotografen sicher von Vorteil – und daher glaube ich ja auch, dass die DSLMs den Markt dominieren werden. Aber für einen Landschafts- oder Architekturfotografen sind tatsächlich fast alle dieser Punkte irrelevant und damit keine Vorteile. Und damit kann die Bilanz (vor allem, wenn es einem solchen Fotografen so geht wie mir mit dem elektronischen Sucher) zugunsten einer DSLR ausfallen.
Was die Objektive angeht: Das geringere Auflagemaß mag Objektive ermöglichen, die bislang nicht oder nur zu horrenden Preisen möglich waren. Ob sich prinzipiell bessere Objektive bauen lassen, ist fraglich – ich bin da kein Experte, der das beurteilen könnte. Gibt es bereits Objektive mit geringem Auflagemaß, die besser als beispielsweise die Otus-Objektive für die Canon- und Nikon-DSLRs sind? Gibt es bereits Tilt-Shift-Objektive mit geringem Auflagemaß? Der wesentliche Vorteil des geringen Auflagemaßes ist natürlich, dass sich praktisch alles andere, was auf dem Markt ist, adaptieren lässt – und damit kann ich mir natürlich das Beste vom Besten vom Besten heraussuchen. Das ist in der Tat aus meiner Sicht einer der ganz großen Vorteile der spiegellosen Kameras; der für mich zweite wichtige Vorteil besteht in der Einfachheit des manuellen Fokussierens – aber das sind eben meine ganz persönlichen Präferenzen, während mir viele andere Features völlig egal sind und daher für mich keine Vorteile darstellen, auch wenn sie objektiv gesehen Vorteile sind.
Wie schon gesagt: Ich könnte mir gut vorstellen, dass es viel zu wenige Leute gibt, die eine DSLR bevorzugen würden und kein Hersteller mehr solche Kameras neu entwickeln wird, weil der Markt das einfach nicht hergibt. Es kann aber auch sein, dass der eine oder andere Hersteller diese Nische besetzt. Zum Glück gibt es aber ja reichlich gute DSLRs, die man noch viele Jahre lang verwenden kann und die insbesondere für die von mir genannten Gebiete keine oder wenige Einschränkungen gegenüber einer DSLM mit sich bringen.