Mein Vater hat das Canon EF-S 60mm/ 2,8/ USM Macro Objektiv, aber das zickt in letzter Zeit total rum weil es ewig dauert bis es scharf stellt oder der Blitz auslöst, meine Schwester hätte die Kamera am liebsten an die Wand geworfen
Das hört sich nach einem klaren Bedien-Problem an. Macro-Fotografie ist nichts, was die Automatik einer Kamera einfach so automatisch erledigt. Das erfordert Sachkenntnis und Übung. Ist so, da führt kein Weg dran vorbei.
Automatische Kameras funktionieren heute ganz gut, wenn man durchschnittliche Motive bei gutem Wetter fotografiert. Das war's dann aber auch schon.
Eine Kamera, die unter vorhandenen Lichtbedingungen und weitgehend automatisch gute Nahaufnahmen von Fingernägeln ermöglicht, gibt es nicht. Deine Hauptaufgabe wird sein, Deiner Schwester dies klarzumachen.
Die Kamera muss gutes Macro (auch noch in Tele-Einstellung, nicht nur im Weitwinkel!), alle manuellen Einstellmöglichkeiten und den Anschluss für einen externen Blitz bieten. Insofern ist die Canon G12 schon mal nicht schlecht. (Die älteren Modelle Canon G3 und G5 wären in puncto Tele-Macro sogar noch besser geeignet. Sind gebraucht unter 100 Euro zu kriegen, haben allerdings aus heutiger Sicht sehr kleine Displays.)
Das alles ist sowieso zweitrangig, denn wie schon gesagt: Die Kamera allein macht's nicht.
Ich würde mich, was die nötigen Anschaffungen angeht, erst mal aufs Thema Licht konzentrieren. Spontan denke ich z. B. an eine kleine Softbox mit Blitz von der Seite, aber das müsste man zuerst austesten. Ich nehme an, dass die Nagellacke auch teilweise spiegeln; das braucht immer ein wenig Experimentierfreude, um die optimale Licht-Richtung rauszufinden.
Ob man ein Stativ braucht, und ob man unbedingt manuell fokussieren muss, da würde ich mich noch nicht festlegen; in Verbindung mit einer Kompaktkamera kommt man eher ohne Stativ aus als in Verbindung mit einer DSLR. Es hängt auch vom Abbildungsmaßstab ab (z. B. ob einzelne Finger oder ganze Hände fotografiert werden sollen), denn je größer der Abbildungsmaßstab wird, umso kleiner wird die Schärfentiefe. Schärfentiefe im Macro-Bereich ist ein sehr knappes Gut. Selbst wenn man Autofokus benutzt, muss man wissen, wie man damit umgeht. Einfach Kamera draufhalten und Auslöser durchdrücken geht hier nicht.
Ideal wäre, wenn jemand, der Ahnung von der Materie hat, mit Deiner Schwester zusammen einen praktikablen Workflow erarbeitet und sie bei den ersten fotografischen Versuchen begleitet.
Ein Fotograf wird das natürlich nicht für lau machen. Aber wenn man einen Teil des Budgets in einige Profi-Stunden investiert, ist das weit zielführender angelegt als in irgendeiner vermeintlich besseren Kamera, aus der Deine Schwester mangels Knowhow doch nur mäßige Bilder rausbekommt.
Was ich sagen will, hier nochmal ganz kurz zusammengefasst:
Der Kauf einer neuen Kamera allein wird das Problem nicht lösen.