Hallo !
Vielleicht kann ich noch einmal versuchen, ein bisschen zur Aufklärung dieser, für einige, missverständliche Situation beizutragen.
Eine RAW-Datei enthält eine ganze Menge an Informationen, von denen für dieses Problem aber nur drei Bereiche wichtig sind:
1. Ein Bild, das erst eines werden möchte: Die eigentlichen Roh-Informationen vom Sensor
2. Ein Bild, das schon eins ist: (mindestens) ein Vorschau-JPG
3. Herstellerspezifische Informationen. Gemeint ist dabei natürlich der Kamerahersteller
Dabei sind vor allem die Roh-Informationen wichtig, denn diese bilden die Basis für das Vorschau-JPG und für unsere weitere Bearbeitung im Konverter. Das Problem dabei ist, das diese Roh-Informationen noch kein Bild im üblichen Sinne sind, sondern erst durch die Anwendung bestimmter anderer Informationen und dazugehöriger mathematischer Verfahren zu einem werden wollen.
Es gibt nun zwei Wege diese Verfahren anzuwenden und aus den Bits und Bytes der ursprünglichen Informationen ein Bild zu machen: In der Kamera oder in einem RAW-Konverter.
In der Kamera passiert das gleiche wie später im Konverter: Bestimmte Parameter, z.B. Weissabgleich, Helligkeit, Schärfe, Sättigung usw. usw. werden auf die Roh-Informationen angewandt und heraus kommt ein JPG. Dieses JPG wird entweder auf der Speicherkarte abgelegt, oder mit den Roh-Informationen zusammen in eine RAW-Datei gepackt.
Wie diese Parameter in der Kamera angewandt werden ist natürlich von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Zusätzlich werden diese Einstellungen der Kamera in den herstellerspezifischen Bereichen der RAW-Datei abgelegt.
Was passiert nun im Konverter ?
Wir müssen dabei zwischen den Konvertern der Hersteller, z.B. DPP, und Konvertern von Fremdherstellern, z.B. LR oder Aperture, unterscheiden.
Die Konverter der Hersteller kennen die Algorithmen, die auch in den Kameras arbeiten und können die herstellerspezifischen Bereiche der RAW-Datei auslesen und die dortigen Informationen verarbeiten. Das Ergebnis ist, das in diesen Programmen die Roh-Daten genauso interpretiert, d.h. verrechnet, werden wie in der Kamera. - Vorschau-JPG und Entwicklung der RAW-Datei sind deckungsgleich.
Fremdkonverter haben dabei zwei Probleme: Sie kennen weder die herstellerspezifischen Informationen aus dem RAW, noch die entsprechenden Algorithmen. Sie müssen also eigene Wege gehen.
Das führt natürlich dazu, das dass Vorschau-JPG, was ja aus der Kamera stammt, und die grundlegende Entwicklung im Konverter, nicht deckungsgleich sind.
Um dem Benutzer aber beim Import (ich rede jetzt von LR) wenigstens schon einmal ein Bild zu präsentieren, wird das eingebettete Vorschau-JPG ausgelesen und angezeigt. Danach werden die Konvertereinstellungen angewandt. Das Ergebnis: Das Bild in der Vorschau verändert sich. Und zwar umso massiver, je größer der Unterschied zwischen den Kameraeinstellungen und den Einstellungen im Konverter ist.
Als Lösung kann man nur Versuchen, sich selbst Vorgaben zu schaffen (z.B. Presets), die so nah wie möglich an den originalen JPG aus der Kamera liegen. Diese Einstellungen können dann als Startpunkt für die eigene Entwicklung benutzt werden.
Gruß
Christian