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Alt 16.03.2022, 08:39   #1
DigitalAndy
Benutzer
 
Registriert seit: 20.06.2018
Beiträge: 136
Standard Der eigene Blick - Eine fotografische Bildsprache entwickeln

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Es ist noch gar nicht so lange her, da hab ich mein über die Jahre gesammeltes Fotoequipment komplett verkauft. Die Luft war irgendwie raus. Ich hab immer weniger aktiv fotografiert und meine eigene Bildausbeute hat mich nicht mehr begeistert. Die Freude an der Fotografie ist mir im Laufe der Jahre abhanden gekommen und das nach über 40 Jahren Fotografie. Und obwohl ich in einer Region wohne, in der jährlich Zigtausende Foto-Begeisterte extra einige Tage anreisen, um die Highlights hier ablichten zu können, sind es doch immer wieder dieselben Motive, mal in Blauer Stunde, mal in der Nacht oder am Tage. Inflationäre Mainstream-Bilderflut. Natürlich optimiert für Instagram & Co. Das Netz quillt über von solchen Bildern. Die Wiederhol- und Austauschbarkeit langweilte mich nur noch. Ein Bild glich dem anderen. So kam es schlussendlich zu meiner krea-tiefen Auszeit. Ich habe in knapp zwei Jahren tatsächlich nicht fotografiert, wenn man mal von belanglosen Schnappschüssen mit dem Smartphone absieht. Und. Mir hat nichts gefehlt.

Dann fiel mir irgendwann das Buch „Der eigene Blick - Eine fotografische Bildsprache entwickeln“ von Robert Mertens aus dem Rheinwerk-Verlag in die Hände. Der Umschlagtext las sich interessant und ich habe es mir bestellt.

Aber ich war voreingenommen. Vermutlich wieder so ein Ratgeber von einem selbsternannten Missionar, der mit seinen imposanten Bildbeispielen - von Location, die ich wahrscheinlich nie in meinem Leben besuchen werde - versucht gering motivierte Knipser zu beeindrucken.

Eins fällt sofort ins Auge, wenn man das Buch das erste Mal öffnet: Es ist kein typisches Fotobuch, wie man es landläufig so kennt. Es gibt zwar eindrückliche Bilder, die aber keineswegs missionarischen Eindruck erwecken. Vielmehr holt mich Robert Mertens mit seinen tiefgehenden Fragen regelrecht ab. Ich merke sofort, dass die Fragen nicht nur wohlüberlegt sind, sondern auch ein Hinweis ist, dass der Autor mindestens einmal in seinem Fotografenleben in einem kreativen Loch steckte.

Die einzelnen Kapitel beschäftigen sich mit unterschiedlichen Ansätzen wie man beispielsweise einen Anfang für etwas Neues findet oder wie man ausgetretene Pfade verlässt, um eine neue kreative Richtung auszuprobieren. Wir erfahren, dass wir selbst bereits alles mitbringen, um eine unverwechselbare Bildsprache zu entwickeln. Jedes Kapitel wird von einem eigenen „Workshop“ begleitet; tatsächlich sind es Übungen, die wenig bis gar nichts mit Fototechnik zu tun haben. Zum Glück muss ich sagen! Denn viele Fotografen sind der Meinung, dass bessere Bilder nur durch Einsatz durch noch mehr und modernerer Technik bewerkstelligt werden können.

Wieso fotografierst du? Eine spannende Frage, die ich mit Rückblick auf meine Eingangs beschriebene Historie und mit Hilfe dieses Buches nun klarer beantworten kann. Für mich gehört „Der eigene Blick“ zu den Highlights der letzten Jahrzehnte im Bereich der „Fotobücher“. Es hat mir nicht nur dabei geholfen, wieder Freude an der Fotografie zu gewinnen, sondern auch gezeigt, wie die persönliche Entwicklung einer eigenen Bildsprache aussehen kann.

Kann ich dieses Buch jedem empfehlen?
Ein klares Nein. Nicht jeder Fotograf ist offen für die Workshops und manchmal ist es auch schmerzhaft, sich neuen Sichtweisen zu öffnen. Wer hingegen nach einem neuen Sinn sucht, mit der Fotografie die Bildsprache neu oder wieder zu entdecken, wird belohnt mit reichhaltigen Anregungen und Hilfestellungen. Aber man muss sich darauf einlassen.



Der eigene Blick
Eine fotografische Bildsprache entwickeln
344 Seiten, 2015, gebunden, in Farbe
1. Auflage 2016, 3., korrigierter Nachdruck 2021

Rheinwerk Verlag
ISBN 978-3-8362-3832-8 (Buch)
ISBN 978-3-8362-3833-5 (E-Book)
Angehängte Grafiken
Dateityp: png dereigeneblick.png (970,2 KB, 99x aufgerufen)
DigitalAndy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2022, 12:11   #2
MHoto
Benutzer
 
Registriert seit: 12.10.2020
Beiträge: 50
Standard AW: Der eigene Blick - Eine fotografische Bildsprache entwickeln

Hi,

ich habe das Buch in der 1. Auflage und war sowohl von den Texten wie auch von den Bildern angetan.

Es gibt ja auch von Freeman eine ähnliche Reihe (war früher IMHO nur 1 Buch), wo ich bemängle, dass viele Bildbeispiele schwer greifbar, weil eben in der Fremde und eher Allgemeingültig.

Mertens geht hier einen anderen Weg. Er zeigt in den Beispielen seinen Weg. Wenn man die Bilder nicht als Vorlage sieht, sondern als Beiwerk und sich auf die Texte konzentriert, dann finde ich das besser gelöst als bei Freeman.

Man kommt nicht in Versuchung, das Nachzustellen (ok, gibt bei Amazon auch Rezensionen, welche genau das bemängeln ).

Interessant finde ich zum Thema auch die Reihe von David DuChemin. Deutlich mehr Text, fast schon ein Roman.
MHoto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2022, 22:35   #3
LeylimYar
Benutzer
 
Registriert seit: 16.05.2022
Ort: Stockstadt
Beiträge: 12
Standard AW: Der eigene Blick - Eine fotografische Bildsprache entwickeln

Ich habe verschiedene Rezensionen über das Buch gelesen wo mich davon abgehalten haben dies zu kaufen, jedoch sehe ich das es doch spannender wirkt als es ausschaut.
LeylimYar ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.05.2022, 09:15   #4
maxRAW
Benutzer
 
Registriert seit: 08.03.2021
Ort: Mecklenburg-Vorpommern
Beiträge: 844
Standard AW: Der eigene Blick - Eine fotografische Bildsprache entwickeln

Ich bin der festen Meinung, dass es keine äußeren Anregungen braucht um seinen eigenen Blick zu finden. Es reicht bei sich selbst zu sein und zu bleiben, offen für eigene Wahrnehmungen zu sein, Geduld zu haben und eben nicht hinter jeder Aktion eine sofortige Wirkung zu erwarten, sondern das Sein wirken lassen zu können - zwanglos. Was nehme ich wahr, wie wirkt es auf mich, kann und will ich den Wahrnehmungen (m)ein Bild geben? Einige Grundlagenfragen die dem eigenen Blick auf die Dinge in ein Bild helfen können. Es muss von jedem selbst kommen, alle äußeren Anregungen manipulieren nur wieder in gewisse Richtungen. Mache dieses und oder jenes ersetzt keine eigenen Wahrnehmungen die aber nun mal die Grundlage für jede individuelle Fotografie sind.
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„Wenn man inkompetent ist, kann man nicht wissen, dass man inkompetent ist […]. Die Fähigkeiten, die Sie benötigen, um eine richtige Antwort zu geben, sind genau die Fähigkeiten, die Sie benötigen, um zu erkennen, was eine richtige Antwort ist.“

– David Dunning
maxRAW ist offline   Mit Zitat antworten
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Alt 19.05.2022, 09:58   #5
scorpio
Administrator
 
Registriert seit: 05.10.2003
Ort: Salzbergen
Beiträge: 31.738
Standard AW: Der eigene Blick - Eine fotografische Bildsprache entwickeln

Es geht hier um das Buch, nicht um deine hobbypsychiologischen Betrachtungen des Seins.
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Gruß, Rüdiger - aka scorpio
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Alt 29.11.2022, 02:03   #6
Hans-Dieter Linke
Benutzer
 
Registriert seit: 03.12.2011
Ort: Ottersberg
Beiträge: 137
Standard AW: Der eigene Blick - Eine fotografische Bildsprache entwickeln

Ich kann es nur empfehlen. Der Blick über den Tellerrand ist so wichtig!

Immer gutes Licht

Hans-Dieter
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huis is waar jou hart is, so bring my terug na die ou tranzvaal

Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.“
– Henri Cartier-Bresson-
Hans-Dieter Linke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2022, 17:43   #7
docmarten
Benutzer
 
Registriert seit: 15.04.2014
Beiträge: 3.292
Standard AW: Der eigene Blick - Eine fotografische Bildsprache entwickeln

Zitat:
Zitat von maxRAW Beitrag anzeigen
Ich bin der festen Meinung, dass es keine äußeren Anregungen braucht um seinen eigenen Blick zu finden. Es reicht bei sich selbst zu sein und zu bleiben, offen für eigene Wahrnehmungen zu sein, Geduld zu haben und eben nicht hinter jeder Aktion eine sofortige Wirkung zu erwarten, sondern das Sein wirken lassen zu können - zwanglos. Was nehme ich wahr, wie wirkt es auf mich, kann und will ich den Wahrnehmungen (m)ein Bild geben? Einige Grundlagenfragen die dem eigenen Blick auf die Dinge in ein Bild helfen können. Es muss von jedem selbst kommen, alle äußeren Anregungen manipulieren nur wieder in gewisse Richtungen. Mache dieses und oder jenes ersetzt keine eigenen Wahrnehmungen die aber nun mal die Grundlage für jede individuelle Fotografie sind.
Welch grosser und überheblicher Irrtum, der weit verbreitet ist unter Amateuren bzw. Hobbyfotografen. Dem würde sicher kein großer Fotograf oder sonstiger Künstler zustimmen. Lieber lass ich mich doch von grossen Kunstwerken oder anregenden Künstlern „manipulieren“ als dass ich in meinem eigenen beschränkten Horizont gefangen bleibe. Denn „Nicht Beeinflussung“ geht nicht.
Sehr gut passt auch dazu deine Signatur, darüber solltest du vielleicht ein zweites Mal nachdenken…
__________________
Martin
„Alles, was wir sehen, ist im Wandel, verliert in dem Moment seine Balance." Shunryu Suzuki Roshi

https://www.flickriver.com/photos/99491204@N05/

Geändert von docmarten (02.12.2022 um 21:41 Uhr)
docmarten ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2022, 19:48   #8
fb68
Benutzer
 
Registriert seit: 11.06.2005
Ort: Ostfriesland
Beiträge: 2.014
Standard AW: Der eigene Blick - Eine fotografische Bildsprache entwickeln

Zitat:
Zitat von docmarten Beitrag anzeigen
Welch grosser und überheblicher Irrtum, der weit verbreitet ist unter Amateuren bzw. Hobbyfotografen. Dem würde sicher kein großer Fotograf oder sonstiger Künstler zustimmen. Lieber lass ich mich doch von grossen Kunstwerken oder anregenden Künstlern „manipulieren“ als dass ich in meinem eigenen beschränkten Horizont gefangen bleibe.
Dafür klicke ich hier mal auf den virtuellen "Gefällt mir!" Button.
fb68 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.01.2023, 06:42   #9
Atsumori
Benutzer
 
Registriert seit: 08.11.2008
Ort: Loissin
Beiträge: 5.363
Standard AW: Der eigene Blick - Eine fotografische Bildsprache entwickeln

Danke für Eure inspirierenden Beiträge.
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Atsumori ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2023, 16:05   #10
batho66
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Registriert seit: 26.11.2015
Ort: Rhein-Neckar-Kreis
Beiträge: 1.938
Standard AW: Der eigene Blick - Eine fotografische Bildsprache entwickeln

Interessante Rezension. Danke.
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Sony KB
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Stichworte
bildsprache , der eigene blick , rheinwerk


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