Hi.
Ich selbst arbeite am Balgen (was nur sehr selten der Fall ist) meist mit Vergrößerungsobjektiven, wie man sie früher im Fotolabor benutzt hat. Diese Objektive sind ja "umgekehrt" gerechnet, da im Labor das "winzige" Negativ das Motiv und das "riesige" Fotopapier der "Sensor" ist... Deswegen sind sie optimal für (sehr) große Abbildungsmaßstäbe geeignet.
ich habe zwei Rodenstock Apo Rodagon Objektive (damals mit das beste, das man für Geld kaufen konnte), ein 50 mm Kleinbild und ein 105mm Mittelformat (6x9)- Objektiv, die ich am Balgen (M39 auf der Objektiv- Nikon F auf der Kamera- Seite) verwende. Letzteres kann man, besonders an DX, auch schon gut für Schärfendehnungen nach Scheimpflug oder für Perspektiven- Korrektur (Shift) einsetzen, da der ausgeleuchtete Bildkreis für 60 x 90 mm ausreichen musste...
10:1 ist, zumindest mit dem 50er kein Problem und mit hervorragender Abbildungsleistung möglich. Man hat natürlich keinerlei Automatik- Funktionen. Selbst die Blende muss man per Hand schließen. Problematisch ist bei solchen Maßstäben neben der Fokussierung natürlich auch die Ausleuchtung, da man kaum noch Platz für das Licht hat. Es sei denn, man kann mit Durchlicht arbeiten...
Vergrößerungsobjektive bekommt man heute nachgeschmissen, da ja (fast) niemand mehr ein eigenes analoges Fotolabor hat...Ich habe auch kein Labor mehr. Wenn ich noch mal mit Dias/Negativen in Kontakt komme, werden sie eingescannt und am PC weiter verarbeitet. Kein tagelanges Arbeiten im Dunkeln, kein Panschen mit aggressiven Chemikalien mehr. Aber die Vergrößerungsobjektive habe ich genau aus diesem Grund nicht mit "entsorgt"...
Nachtrag:
ich habe gerade mal auf eBay geschaut. Dabei ist mir ein "Kult- Objektiv" der 1970er und 80er Jahre aufgefallen, welches für unter 10€ angeboten wird. Ein Meopta Anaret S 4,5/50mm. Das war schon damals sehr billig, da es aus der CSSR (heute ist das Tschechien) kam und zum West- Devisen beschaffen bestimmt war. Es war Lichtschwächer als die sonst üblichen Rodenstock oder Leitz Objektive, lieferte aber zu einem Bruchteil des Preises absolut ebenbürtige optische Leistung... Ich habe wohl 10 Jahre lang ein Anaret S für Kleinbild (an einem Leitz Focomat 1c) neben dem 105er Apo Rodagon (an einem Durst Vergrößerer) für Mittelformat verwendet und nie irgendwas vermisst. Nur durch Zufall habe ich später das 50er Apo Rodagon günstig bekommen, das ich heute noch besitze. Der einzige tatsächliche Vorteil ist die höhere Lichtstärke, was das Fokussieren etwas leichter gemacht hat...