AW: Re: Analoge 6×6 mit aufklappbarern Faltlichtschacht
Magst du noch ein, zwei Worte darüber verlieren, warum du diese Modelle für Anfänger nicht empfehlen kannst?
Wir sprechen hier von Lo-Tech auf dem Stand der 1950/60er Jahre mit zum Teil erheblichen Fertigungstoleranzen.
Man kann sehr gut funktionsfähige Exemplare finden, was aber einiges an Erfahrung und/oder Glück voraussetzt.
Ein Teil des Problems ist, dass von den genannten Modellen wenige seriöse Exemplare mit deutlich bessere QS für den westlichen Markt zusammen mit einer inzwischen sehr viel größeren Zahl Kameras für den jeweiligen Heimatmarkt der Hersteller kursieren. Von letzteren waren gefühlt 50 % defekt ab Werk.
Kiev zB kommen mittlerweile fast ausschließlich aus Ukraine, Russland, Belarus oder den baltischen Ländern.
Auch das würde mich persönlich im Prinzip von einen Kauf nicht unbedingt abhalten, wenn denn der Preis stimmt. Genau das tut er aber schon seit einiger Zeit nicht mehr.
Ich verfüge allerdings neben der Erfahrung, die Kameras nach Zielmarkt und Produktionszyklus einigermaßen einzuschätzen auch über das notwendige Werkzeug und mittlerweile auch über das notwendige Know-how, zumindest einen Großteil der Geräte wieder zum ordnungsgemäßen Funktionieren zu verhelfen. Eine Justierung, Reinigung und Abdichtung ist eigentlich fast immer notwendig. Ein ungefährer Rest von 10-15 % sind trotzdem aber nur noch als Ersatzteilspender brauchbar.
Und selbst bei scheinbar gut funktionierenden Geräten ist man vor Überraschungen nicht gefeit. So ist erst kürzlich bei einer meiner Kiev 88 nach insgesamt vllt. 10-12 von mir damit belichteten Filmen spontan der zweite Metallfolien-Verschlussvorhang ohne äußere Einwirkung vertikal eingerissen.
Ich habe jetzt die Wahl, die Kamera bei Arax für ungefähr 200 € aufarbeiten zu lassen, oder den Verschluss selbst gegen einen neuen Tuchvorhang zu wechseln, was allerdings netto bestimmt 8-10 Stunden Arbeit bedeutet, da die Kamera dafür vollständig zerlegt und danach wieder justiert werden muss.