Wird so heutzutage fotografiert? Man überlässt irgendeiner Motiverkennungsautomatik, was das Hauptmotiv sein soll, und das soll dann nachverfolgt werden? Und das soll dann die Güte des AF ausmachen?
Für mich zählt wie das Bild letztendlich aussieht. Man stelle sich vor man deponiert die Kamera mit einer kürzeren Brennweite getarnt an einer bestimmten Stelle, löst per Fernsteuerung aus und "irgendeine" entsprechend fähige AF-Automatik kann die Augen oder zumindest das Gesicht eines anfliegenden Steinkauzes erkennen und zieht dementsprechend den Fokus fix mit während man auf dem Auslöser bleibt in CH oder CH+.
Wenn das am Ende cool aussieht so wie ich es mir erhofft habe, dann hätte ich da keinerlei Berührungsängste mit einer entsprechend leistungsfähigen Funktion und finde diese "Fotografenromantik" nicht zielführend.
Zumal bei dieser Denkweise ja wesentliche Aspekte des Schaffensprozesses einfach ausgeblendet werden. Trotz allem wirst es immer
du als Fotograf sein der sich alle möglichen Dinge ausdenkt die das Bild letztlich zu dem machen was es ist.
Du suchst die Stelle.
Du hast die initiale Bildidee.
Du spielst verschiedenste Perspektiven zunächst im Kopf und dann real durch, verschiedene Tageszeiten, Lichtrichtungen usw., wägst ab was besser aussieht und was nicht so gut kommt.
Du bist es der die Brennweite wählt, sich überlegt ob es eher offener oder eher abgeblendet aufgenommen werden soll.
Du entwickelst dein RAW usw.
Der gesamte kreative Prozess liegt letztlich ja in deinen Händen und nicht bei irgendeiner Automatik, es ist lediglich eine kleine sehr herausfordernde Teilaufgabe die dir mit so einem AF die Technik abnehmen würde.
Weniger Zukunftsmusik und auch direkt praxisrelevant ist das Thema Augenerkennung und dass das Messfeld fest und sicher stets am Auge "klebt". Und zwar auch wenn es kein Hund ist sondern vielleicht ein Alpenstrandläufer.
Denn der dribbelt im Schlick stochernd an einer Uferlinie entlang, der Kopf oszilliert beim Stochern dauernd ganz schnell auf und ab. So schnell kann kein Mensch mit einem Joystick das Kästchen verschieben. Dann hält er endlich mal eine Sekunde still, man macht seine Komposition und schiebt gleichzeitig so schnell es geht das Kästchen mit dem Joystick auf das Auge, fokussiert und gleichzeitig dreht er sich plötzlich um und dribbelt in die entgegengesetzte Richtung weiter. Also alles umsonst, wieder neu Kästchen verschieben mit dem Joystick, x Schritte rüber, y Schritte hoch usw. Hat man wieder alles passend, dreht er schon wieder in die andere Richtung um usw.
Wenn du bei sowas einmal mit Tieraugen-AF initial fokussierst und bei gedrückt gehaltener AF-on Taste dann stets das Kästchen und auch der tatsächliche Fokus am Auge kleben bleibt, dann sinkt eben der Ausschuss gewaltig und man kann sich viel besser der eigentlichen Bildgestaltung widmen, auf das Licht und die Einstellungen achten usw. Das ist / wäre ein riesengroßer Vorteil für mich bzw. alle die sowas hauptsächlich fotografieren.
Und ich hoffe deshalb, dass auch Nikon bald mal einen ähnlich starken Tieraugen-AF bringt wie ihn die R5 hat. In der Z6II dürfte das nicht mehr zu schaffen sein befürchte ich, aber vielleicht ja in einer zukünftigen "pro Z".