AW: Canon R5 Belichtungszeiten mit IS
Ein paar Fragen und Gedanken zum Thema:
EINFLUSS DER QUALITÄT DES OBJEKTIVS
Bei größerer Blende (kleinere Blendenzahl) nehmen optische Fehler typischerweise zu. Insofern hat jedes Objektiv seinen eigenen "Sweet Spot" mit größter Schärfe, an dem beim Abblenden die Vorteile der abnehmenden optischen Fehler die Nachteile der zunehmenden Beugung überwiegen. Das RF 50/1.2 mit dem ich getestet habe ist wohl schon bei großen Blenden sehr scharf und der Effekt der Beugung ist gerade am hochauflösenden Sensor schon zwischen 2.8, 4.0 und 5.6 sichtbar. Bei einem weniger hochwertigen Zoom hätte das schärfste Ergebnis durchaus erst bei 5.6 oder 8.0 liegen können, weil bei den größeren Blenden die optischen Fehler überwiegen.
Ist das korrekt?
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Ja.
Die Aberrationen des Objektivs werden mit größerer Blendenzahl geringer (Randstrahlen werden ausgeblendet), die Beugung wird aber größer. Bei der kritischen Blende ist die maximale Bildschärfe in der Fokusebene erreicht.
Siehe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kritische_Blende
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ÄQUIVALENZ VON UNTERSCHIEDLICHEN SENSORFORMATEN
Wie aufmerksame Leser aus anderen Threads wissen, interessant ist für mich hier immer wieder die Betrachtung der Äquivalenz zwischen Sensorformaten. Wenn ich nicht von gleicher Blendenzahl ausgehe sondern von äquivalenter Blende, also an unterschiedlichen Sensorformaten gleiche Schärfentiefe und insgesamt gleiche Lichtmenge am Sensor anstrebe, dann schaut die Formel so aus:
Durchmesser des Beugungsscheibchens = 2,44 * Wellenlänge des Lichts * Äquivalente Blende = 2,44 * Wellenlänge des Lichts * Blende / Crop-Faktor
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Nein.
Der Durchmesser des Beugungsscheibchen ist proportional der Blendenzahl – unabhängig von der Sensorgröße(Breite, Höhe, Diagonale).
Um die Auswirkung auf das Bild gleich zu halten muss die Blendenzahl mit der Sensorgröße laufen – größerer Sensor mit größerer Blendenzahl sieht beugungsmäßig genauso aus wie kleinerer Sensor mit kleinerer Blendenzahl.
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Daraus würde folgen bei äquivalenter Blende ist der Durchmesser des Beugungsscheibchens im Verhältnis zur Sensorgröße gleich groß.
Ist das korrekt?
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Ja.
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PRAXISRELEVANZ
Daraus stellt sich direkt die generelle Frage der "Praxisnähe" von hochauflösenden Sensoren. Klar, wenn man von unbeschnittenen Bildern ausgeht, und Drucken die man bei normalem Betrachtungsabstand beurteilt, dann sind 45 MP selten notwendig, und die Betrachtung dessen Ergebnisse in der 100%-Ansicht vielleicht nicht praxisnah.
Wenn man aber die R5 wegen ihrer Auflösung kauft, weil man viel mit Bildausschnitten arbeitet, oder große Drucke machen möchte die auch bei näherer Betrachtung noch viele Details liefern, dann muss man durchaus auch den hochauflösenden Sensor in der 100%-Ansicht bewerten und sich Gedanken über den bei steigender Auflösung steigenden Einfluss von Beugung und anderen Faktoren wie Shutter Shock machen.
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100%-Ansicht
Sagt nichts darüber aus mit welcher Vergrößerung ein Bild bzw. Bilddetail betrachtet wird. Das ist nur eine rein technische Angabe auf wieviele Bildschirmpixel ein Bildpixel vergrößert wird - bei 100%-Ansicht 1 Bildschirmpixel pro Bildpixel.
Ist somit als standardisierter Vergleichswert völlig ungeeignet. Das würde nur passen, wenn alle Sensoren die gleiche Pixelanzahl hätten und alle Bildschirme ebenfalls eine gleiche Pixelanzahl hätten, und alle Bildbetrachter im gleichen Verhältnis Abstand/Bilddiagonale die Bilder bzw. Bilddetails betrachten würden.
Cropen
Statt nachträglich einen Bildausschnitt zu machen ist es immer besser den Bildausschnitt gleich beim Fotografieren zu machen – also ggf. ein Teleobjektiv zu verwenden.
Der nachträgliche Bildausschnitt hat grundsätzlich den Nachteil, dass alle Bildfehler die durch technische Unvollkommenheit und physikalische Gesetzte immer vorhanden sind, um den „Crop-Faktor = Originalgröße / Ausschnittsgröße“ verstärkt werden.
Objektive haben immer sphärischen und chromatische Aberrationen die nie zu 100% auskorrigiert sind. Die chromatischen Aberrationen - zumindest die Farbquerfehler - lassen sich in der anschließenden EBV korrigieren
Die Stabilisierung ist ein Regelkreis, der auf Störgrößen (Wackeln des Fotografen, Erschütterung durch Kameramechanik) reagiert, dazu bedarf es einer Regelabweichung(Regeldifferenz), die auch auf den Bildwinkel(Brennweite) abgestimmt ist. Diese Regelabweichung ist dann auch ein Restfehler.
Die automatische Fokussierung ist auch ein Regelkreis und hat ggf. auch Restfehler, zumindest wenn wenn der PDAF durch einen CDAF nachkorrigiert wird.. PDAF alleine kann sowieso durch unkalibrierte Objektive daneben liegen (Frontfokus, Backfokus), also auch ein Fehler.
Nicht zu vergessen die Beugung - die kann auch als Fehler betrachtet werden, der teilweise durch Deconvolution kompensiert werden kann.
Siehe:
https://en.wikipedia.org/wiki/Deconvolution
Alle diese „Restfehler“ werden dann mit dem „Crop-Faktor“ entsprechend verstärkt und dann auch ggf. sichtbar.