Eine HWK ist nicht dafür da, die Qualität einer Ausbildung aktiv zu überwachen...
Na, du redest hier die Positionen und die Rechte und Pflichten der Kammern aber recht klein und das fordert meinen Widerspruch heraus.
Selbstverständlich haben die Kammern nicht nur die Rolle eines Vermittlers in niederschwelligen Schlichtungsverfahren. Ihre Aufgabe die Berufsausbildung zu überwachen ergibt sich aus §32 Absatz 1 und 2 und folgend §76 BBiG (Die zuständige Stelle sind die jeweils zuständigen Kammern, siehe §72). Auf die Rolle der zuständigen Stelle im Prüfungswesen gehe ich hier mal nicht gesondert ein, aber auch hier könnte man die Kammer als "Hüter des Verfahrens" bezeichnen.
Hiermit sind nicht nur die berühmt berüchtigten Fälle der sittlichen Gefährdung gemeint, sondern eben auch andere grobe Verstöße gegen die gesetzlichen Vorgaben.
Im wesentlichen hat ein Ausbildungsbetrieb laut BBiG die beiden Aufgaben, dem Auszubildenden alle für die beruflichen Handlungsfähigkeit notwendigen Kenntnisse zu vermitteln und ihn charakterlich zu fördern.
Wenn tatsächlich über 90% der Ausbildungsbetriebe im Fotografenhandwerk als "billige Arbeitskräfte" missbraucht werden und es sich hierbei eben nicht um Einzelfälle handelt, dann haben alle Sozialpartner, insbesondere aber die zuständigen Stellen im Rahmen ihrer Prüfpflichten systematisch versagt.
Wenn ich als unabhängiger Prüfer im Rahmen meiner Prüfpflichten ein Ausbildungsnachweis überprüfe, in dem sich überwiegend wiederkehrende einfachste Tätigkeiten oder gar wiederkehrende berufsfremde Arbeiten finden, dann geht von mir eine Beschwerde direkt an die Prüfungs- und Ausbildungsabteilung "meiner" IHK. Wenn es der Fall erfordert und ich die Beschwerde dem entsprechend scharf formuliere und nachfasse, dann wird der Ausbildungsbetrieb, kontrolliert, beraten und wenn alles nichts hilft, bekommt er die Ausbildungszulassung entzogen.
Wenn die Akteure, Ausbilder, Prüfer, Kammern, Berufsschule, in einem Berufsbild nicht mehr in der Lage sind, durch Aus- und Weiterbildung einen erkennbaren Unterschied
in der Qualifikation zwischen Fachkräften und Dilettanten zu erzeugen, hält sich mein Mitleid mit der darbenden Branche doch sehr im Rahmen. Das sind alles erwachsene Leute und die müssen wissen was sie mit einem "Niveaulimbo" in der Ausbildung mittelfristig anrichten.
Da hilft auch das wohl bekannte Argument "Quantität vor Qualität" nicht weiter...
PS: Noch vor 10 Jahren war es auch in meinem Bezirk wirklich schwierig gegen schwarze Schafe vorzugehen. Meine Kammer hat aber schon vor 4 Jahren, wie es so schön in Neudeutsch heißt, ihre Compliance dahin gehend angepasst, dass in der Ausbildung Qualität immer vor Quantität gehen muss. Da klingt jetzt erst mal nach "Papier ist geduldig", hilft aber doch überraschend gut, wenn man sich mit dem Hauptgeschäftsführer und den Bereichsleitern über eine strengere Durchsetzung der gesetzlichen Vorgaben auseinander setzt.
PPS: Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Industrie und Handelskammer, Informatikberufe. Da gibt es aber auch keinen Berufszwang und jeder ,der halbwegs die Computer Bild lesen kann hält sich gleich für einen Fachmann.