Ist zwar meine persönliche Ansicht, aber m.E. ist dieses Konzept der Einteilung in "Bearbeitungsprogramme für Anfänger und Bearbeitungsprogramme für Fortgeschrittene / Experten / Profis" oder wie auch immer man es kategorisieren mag eh null zielführend falls man längerfristig dabei bleiben will.
Man startet halt mit dem was einem am besten passt und wächst dann darin und damit bis zu einem immer höhren Skill-Level. Ich finde es eher einen unnötigen Umweg, mit einem scheinbaren "Anfängerprogramm" zu beginnen nur um dann später bei wachsenden Ansprüchen irgendwann wieder was anderes zu wählen und in einer dann wieder neuen Software noch mal darin als Beginner zu starten. Das ist doch nicht effizient. Lieber anfangs mal verschiedene Software in der Testversion ausprobieren, Videos anschauen, selbst ausgiebig rumspielen und Vergleiche der Features und Ergebnisse machen und dann etwas auswählen womit man sich vorstellen kann in Zukunft zu arbeiten. Darin dann vom totalen Neuling aus immer weiter lernen bis man das Werkzeug beherrscht. Parallel dazu werden auf dem Weg dorthin eh immer wieder "Groschen fallen" bei der Bedeutung grundsätzlicher Zusammenhänge wie Tonwertkorrektur z.B. und je mehr das der Fall ist desto besser und gezielter kann man dann auch selbst die Software (egal welche es wird) einsetzen um genau das mit den Bildern anzustellen was einem genau dafür vorschwebt.
Ich selbst habe LR nur sporadisch vor langer Zeit genutzt, mein persönlicher Start der RAW Bearbeitung war aber RAW Therapee und Gimp (für mich gefühlt beides schrecklich und auch nicht einfacher oder logischer als Capture One, eher im Gegenteil).
Seit 2017 oder so bin ich nur noch Capture One Nutzer, deshalb kann ich hier mal nur dazu meine Einschätzung abgeben.
Lightroom, Capture One sind mir für den Anfang zu komplex und zu teuer.
Naja ich denke mal das Gefühl ist so oder so ähnlich nicht ungewöhnlich bevor man den ersten Schritt macht.
Wenn man wirklich Lust hat da einzusteigen und mehr aus seinen Fotos "rauszuholen", dann muss man da halt einmal durch und die anfänglich befürchtete Überforderung weicht eigentlich nach einer Gewöhnungsphase auch einer gewissen Routine. Man kann sich da doch wunderbar entlang von Youtube-Tutorials hangeln und quasi 1 zu 1 nachmachen was einem an grundlegenden Schritten gezeigt wird - oder eben doch ein Buch kaufen falls man das bevorzugt - oder ein e-Book oder dedizierten Videokurs - ich selbst war eher so eine Mischung aus Autodidakt mit gelegentlich zu speziellen Aspekten manchmal kurz was auf Youtube gucken. Eine richtige Bedienungsanleitung gibt es natürlich auch, die sollte man ja eigentlich eh lesen zu jedem etwas komplexeren Produkt völlig egal in welchem Bereich.
Ich bin der Meinung in unserer Zeit sind wir so von Informationsfülle verwöhnt, da kann dieses angebliche "zu komplex" eigentlich keine Ausrede sein um gar nicht loszulegen. Ehrlich wäre dann halt schlicht "keine Lust" und oder "kein Bedarf".
Zu dem Aspekt "komplex" kann ich dir sagen Capture One sieht nicht einfach so aus wie du es jetzt irgendwo gesehen hast und wohl für gegeben hältst sondern du kannst dir das Interface selbst abspecken und umgestalten bis es eben nicht mehr zu komplex wirkt für den Anfang. Man kann z.B. Werkzeugmodule per drag and drop verschieben wie man will, welche entfernen die man gar nicht nutzt, den Streifen mit den Vorschaubildern links, rechts, unten oder auch gar nicht einblenden. Infos um den Viewer können, aber müssen nicht angezeigt werden. Menüleisten sind ebenfalls frei gestaltbar, einzelne Punkte darin per drag and drop verschiebbar oder man entfernt sie eben ganz (oder fügt andere hinzu).
Falls man das erst mal nicht selbst hinkriegt gibt es auch diverse vorgefertigte Arbeitsumgebungen welche man sich aus dem Menü laden kann damit es so aussieht wie es einem am meisten entgegen kommt.
Was die Qualität des Outputs angeht finde ich den Preis gerechtfertigt (zumal man ja nicht zwingend ein Abo machen muss). Für Nikon gibt es zu vielen Kameras Profile die die Farben m.E. sehr gut darstellen (der zur Profilierung getriebene Aufwand ist da höher als bei manch anderen RAW Konvertern, dadurch dauert es aber auch immer wieder etwas länger bis neu auf den Markt gekommene Kameramodelle unterstützt werden). Es gibt aber auch die Profile zur Auswahl die von Nikon selbst kommen, also "vivid", "neutral", "landscape" usw. wie man es aus der Kamera von den dortigen JPEG Settings kennt.
Was mir auch sehr wichtig war ist die Anwendbarkeit jeglicher Werkzeuge auf Masken für lokal begrenzte Bereiche. Hier hat man bei Capture One im Vergleich sehr, sehr mächtige Funktionen um präzise definierte Teilbereiche mit Anpassungen zu treffen. Man braucht eigentlich kein Photoshop zusätzlich (was bei LR ja für viele wohl ganz normal ist) und kann wirklich innerhalb eines Programms allein hervorragende Ergebnisse erzielen ohne zwischendurch exportieren in irgendein Format das dann abermals durch andere Software geht.
Was den Preis angeht sehe ich es mit der Software grundsätzlich sehr ähnlich wie mit anderen Dingen die einfach zu meiner Ausrüstung gehören. Wenn ich RAW Entwicklung selbst in die Hand nehmen anstatt der Kamerainternen JPEG Engine überlassen will, dann brauche ich halt eine Software dazu die mir taugt. Die Kosten dafür stehen für mich dann eigentlich irgendwie auf einer Stufe mit den Kosten für alles andere was ich halt so für die Ausübung meines Hobbys brauche von der Kamera über Objektive, Stativ und Kopf, Funkauslöser, Bildschirm, Batteriegriff, Speicherkarten, in meinem Fall Tarnzeug usw.