Hallo HLB und willkommen im Forum,
keine Sorge, solche Fragen sind natürlich erlaubt. Jeder hat irgendwann mal angefangen (auch wenn mancher das vielleicht vergessen hat).
Sorry für den langen Sermon, aber ich bin nicht sicher, wie vertraut Ihr mit den Dingen seid. Daher schreibe ich lieber etwas ausführlicher und versuche, die einzelnen Aspekte zu begründen, statt einfach nur Einstellungen vorzuschlagen. Wenn das zu viel Text ist, hier die Kurzfassung: Videosystem NTSC, Full HD mit 30 fps, Belichtungszeit 1/60 Sekunde, Blende 2, Auto-ISO.
Ich würde vorschlagen, in 1080p („Full HD“) zu filmen, da das für diese Art von Videos ausreichend sein dürfte und die Verwendung von 4K bei der M50 einige Nachteile mit sich bringt. Ob Ihr dann „PAL“ oder „NTSC“ als Videosystem wählt, ist egal – je nach Wahl gibt es dann unterschiedliche Bildwiederholraten: bei PAL 25 oder 50, bei NTSC 24, 30 oder 60 Bilder pro Sekunde (fps). Ich verwende meist NTSC und 30 fps. Mancher bevorzugt 24 fps (weil man angeblich nur damit den „cinematic look“ erhält), mancher bevorzugt 60 fps, wenn schnellere Bewegungen eingefangen werden sollen oder weil Bewegungen generell dadurch etwas glatter aussehen.
Belichtungszeit und Blende würde ich manuell einstellen und ISO auf Auto-ISO stellen. Als Zeit nimmt man üblicherweise die Hälfte des Kehrwerts der Anzahl der Bilder pro Sekunde, also bei 30 fps 1/60 Sekunde. Darin liegt auch ein Grund, warum ich für Erklärvideos, die in einem Zimmer aufgenommen werden, 30 fps vorschlage: Würdet Ihr 60 fps verwenden, wäre die empfohlene Belichtungszeit 1/120 Sekunde und Ihr bräuchtet entsprechend mehr Licht, um ein vernünftiges Bild zu erhalten – was mit genügend großer Blende und genügend Licht kein Problem wäre, aber da kommen wir dann zum nächsten Punkt: der Blende.
Ich gehe zunächst einmal davon aus, dass mit Autofokus gefilmt werden soll – ein paar Anmerkungen dazu gleich noch. Dann würde ich mit möglichst weit geöffneter Blende filmen. Was das konkret heißt, hängt von dem Objektiv ab, das Ihr verwenden wollt. Zoom-Objektive haben in der Regel keine sehr große maximale Blende (also keine hohe Lichtstärke): Das Kit-Objektiv, das Canon mit der M50 verkauft, bietet maximal Blende 3,5. Festbrennweiten gibt es auch mit erheblich höherer Lichtstärke – Blende 2 oder gar 1,4 –, womit Ihr niedrigere ISO-Werte und damit ein besseres Bild erhaltet. Je nach Brennweite würde ich Blende 1,4 nicht empfehlen, da dann die Schärfentiefe sehr gering sein kann. Für Fotos möchte man das oft, um das Motiv vom Hintergrund zu separieren; für Videos möchte man das in einem gewissen Maß auch, aber häufig nicht zu stark, weil dann zwar die Augen scharf sind, die Ohren aber schon nicht mehr und ein Flipchart, das man hinter sich stehen hat, schon erst recht gar nicht mehr – aber da kommt es sehr darauf an, was und wie gefilmt werden soll. Ich würde einmal – wenn ich ein geeignetes Objektiv habe – mit Blende 2 starten und dann schauen. Wenn die Lichtstärke niedriger ist, würde ich mit Offenblende starten. Und dann Erfahrungen sammeln und schauen, ob einem diese oder jene Einstellung besser gefällt – da ist vieles Geschmacksfrage und es hängt natürlich auch vom Hintergrund ab, der im Bild zu sehen ist.
Das zur Blende Gesagte hängt natürlich stark von der verwendeten Brennweite ab. Die meisten YouTuber, die Erklärvideos machen, verwenden Brennweiten zwischen 16 und 50mm an einer Kamera mit dieser Sensorgröße. Das wiederum hängt davon ab, wie weit die Kamera entfernt steht (1 oder 3 Meter ist ein Riesenunterschied) und was alles im Bild zu sehen sein soll. Dabei stellt sich dann die Frage, ob das Flipchart immer im Bild sein soll, ob das eine separate Kameraperspektive ist und wie er zum Flipchart steht – damit hängt dann auch wieder die Frage nach der Blende zusammen: Der Autofokus wird auf ihn scharf stellen, aber das Flipchart muss natürlich auch scharf sein.
Das bringt uns noch einmal zurück zum Autofokus. Natürlich kann man auch manuell fokussieren und das kann von Vorteil sein. Dafür muss man dann allerdings recht statisch in einer Position sitzen (vor allem, wenn die Blende weit geöffnet ist und längere Brennweiten verwendet werden – bei 15mm Brennweite und Blende 3,5 ist das weniger der Fall): Wenn man den Kopf etwas nach vorne oder hinten bewegt, können die Augen schon unscharf werden. Für das Flipchart hätte man mit manuellem Fokus der Vorteil, dass man gezielt auf selbiges scharfstellen kann – aber natürlich die Mühe, jedes Mal an der Kamera die Schärfe verstellen zu müssen, wenn man keine geeignete Fernbedienung zur Hand hat (und selbst wenn man diese hat, muss man immer noch daran denken, umzufokussieren).
Ich gehe davon aus, dass die Aufnahme direkt in der Kamera erfolgen soll. Wenn über HDMI aufgezeichnet werden soll, gäbe es ansonsten auch noch etwas zum Autofokus zu sagen – zumindest, wenn von der M50 und nicht von der M50 Mark II die Rede ist.
So, das wär‘s. Und wenn noch Fragen sind, immer her damit.