Zur Frage pro und contra computational photography ein paar Gedanken zum neuen Jahr.
Die Frage, was noch echt und was schon Fiktion ist, was wahr und was falsch, wird allerdings mit dem Siegeszug von global automatisiertem Datenaustausch und der Datenverarbeitung mithilfe von KI für uns immer bedeutsamer, so auch im Bereich der computerisierten Fotografie. Wir werden unser Verhältnis zur "Wirklichkeit" und die Frage, wie wir zu Erkenntnisurteilen kommen, kritisch neu beleuchten müssen, und das wird auch in der Fotografie ein Thema sein. Sonst ist der Manipulation unserer Wahrnehmungen, Urteile, Meinungen, Gefühle und Entscheidungen durch knallhart profitorientierte Unternehmen (aber ebenso im politischen Bereich etc.) Tür und Tor geöffnet.
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Wenn an Bildern zu stark herummanipuliert wird, werden die fotojournalistischen Agenturen dem eine Grenze setzen. Also dürfte zumindest für einen Fotografen mit journalistischer oder dokumentarischer Ausrichtung der massive Einsatz von computational photography, welche das Bild aus einer Unmenge von Datensätzen nach "etablierten" ästhetischen Kriterien selbständig zusammenrechnet, kein annehmbarer Weg sein.
Und selbst wenn ich ein Naturbild betrachte, möchte ich immer noch die Schönheit von echter Natur bewundern können (und dazu im Sinne Kants vielleicht noch die menschliche Wahrnehmungs- und Empfindungsfähigkeit bei diesem Anblick), und nicht vorrangig die Rechenpower von Googles neuronalem Netz (auch wenn dies zweifellos aus technischen Gründen bewundernswert ist). Zumindest muss der Vorgang kontrollierbar und transparent bleiben.
Solche Diskussionen werden wir in Zukunft immer stärker führen müssen, und hoffentlich machen wir uns die Mühe, statt einfach unserer Bequemlichkeit nachzugeben.