Deine Erklärung ist für mich nicht nachvollziehbar.
Natürlich nicht. Denn sie ist falsch.
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Wenn ich die Farbtemperatur (korrekt oder fehlerhaft) in der Kamera auf einen bestimmten Kelvin-Wert festlege, würde ich erwarten, daß dieser Wert anschließend vom Entwickler übernommen wird ...
Ja, das wäre zu erwarten. Aber das wäre zu einfach.
Der EXIF-Standard sieht gar keine Angabe des Kelvin-Wertes vor. Stattdessen gibt es lediglich ein Feld, welches die Voreinstellung codiert (also so etwas wie "Sonnig", "Wolkig", "Schatten", "Glühlampe", "Leuchtstoff", "Blitz" etc.). Bei Vorgabe eines spezifischen Kelvin-Wertes in der Kamera steht dort "Andere".
Der Kamera bleibt also nichts anderes übrig, den vorgegebenen Kelvin-Wert in den Maker Notes zu speichern. Die aber sind nicht standardisiert und sehen bei jedem Digitalkamera-Hersteller anders aus. Ein universeller Rohdatenkonverter wird sich nicht die Mühe machen, dort nach herstellerspezifischen Werten zu suchen und die im Erfolgsfalle anzuzeigen. Zumal das ohnehin sinnlos ist (was auch der tiefere Grund ist, warum der EXIF-Standard das gar nicht erst vorsieht).
Denn der Zusammenhang zwischen tatsächlicher Lichttemperatur, Weißabgleichs-Kelvin-Wert in der Kamera und Farbwiedergabe im Rohdatenkonverter ist im wesentlichen Ermessenssache ... ganz ähnlich wie die Wiedergabe von Kontrasten, Gradationen oder Farbsättigungen. Weil also der Kelvin-Wert, der im Kamera-Display angezeigt wird, erstens bei jeder Kamera etwas anderes bedeutet, zweitens von jedem Rohdatenkonverter etwas anders interpretiert und drittens ohnehin nicht in allgemeingültiger Weise in den Metadaten gespeichert wird, übersetzen die Rohdatenkonverter die Farbtemperaturskala nach eigenem Gutdünken in irgendwelche plausiblen Zahlenwerte. Die exakten Kelvin-Zahlen sind ohnehin bedeutungslos – stelle den Weißabgleich im Rohdatenkonver so ein, daß das Bild für dich stimmig wirkt, dann paßt's schon.