eViLsTieFel
Themenersteller
Auch wenn ich damit diesen Beitrag zweimal im Forum habe - ich finde, es geht im Originalthread etwas unter, und das Programm hat mehr verdient. Entschuldigt also bitte das "Doppelposting".
Es geht um ArgyllCMS, eine kostenlose Alternative zu basICColor, ColorVision und iColor Display (und was vielleicht sonst noch so rumgeistert). Man muss also natürlich die Hardware schon besitzen, aber die Bandbreite der unterstützten Geräte ist immens!
Am Interessantesten ist es aber vielleicht für die Benutzer, die sich ein Spyder-Kolorimeter gekauft haben, denn zumindest ich war von der mitgelieferten Software nie sonderlich begeistert. Zumal sie ja auch bei den kleineren Ausführungen des Paketes einfach nur künstlich beschnitten wurde, und man den vollen Funktionsumfang des Gerätes deswegen einfach nicht nutzen konnte.
Das Programm ist eigentlich eine Sammlung von kleineren Programmen, von der man sich vielleicht abschrecken lassen könnte, und was man so als Winows-User generell nicht gewohnt ist. Man sollte aber definitiv einen Blick riskieren, denn die Ergebnisse wissen zu überzeugen.
So spart man sich vielleicht den zusätzlichen Erwerb einer kommerziellen Software. Auch sonst sollte man sich eine eigene Meinung dazu bilden.
Ich war jedenfalls erstaunt, dass ich dazu hier im Forum noch nichts gelesen hatte und an eurem Feedback und Erfahrungen wäre ich sehr interessiert
Generell sollte man wissen, wie man mit der Commandline umgeht. Unter Windows öffnet man sie unter Start -> Ausführen und gibt dort cmd ein.
Argyll - Anleitung
Läd man sich die Binaries für Windows herunter (v0.70 Beta 7), so finden sich nach Installation die wichtigsten Dateien im Ordner /bin/.
Um ein Profil zu erstellen, benötigt man im Wesentlichen vier der dort unzählig vorhandenen Programme.
Argyll bringt eigene USB-Treiber für die jeweiligen Geräte mit. Mein Spyder2 funktioniert auch nur mit den mitgelieferten Treibern, was den Nachteil hat, dass man ihn in keinem anderen Programm benutzen kann, ohne die Treiber zu wechseln. Es soll wohl aber auch wahlweise mit der libusb32 für Windows funktionieren (das stellt eine USB-Umgebung wie unter Linux her). Bei mir ging das allerdings nicht und ich musste die Argyll-Treiber benutzen.
Eine Besonderheit hat der Betrieb des Spyders noch: Argyll benötigt die Firmware des Gerätes, um zu funktionieren. Dafür legt man aber einfach seine Spyder2-CD ein und führt, während man im /bin/-Verzeichnis ist, die spyd2en.exe aus. Die erledigt den Rest automatisch.
Schritt 1: dispcal
Dieses Programm liefert die Basis für die Kalibrierung. Hier werden die Darstellung der Grautöne iteriert und eine Grundprüfung des Displays vorgenommen. Erzeugt wird eine cal-Datei. Der Zeitaufwand hängt von der gewünschten Genauigkeit ab.
Das Programm wird erst mit euch einige Schritte durchgehen, um den Monitor schonmal hardwareseitig so nah wie möglich an die Zielkalibrierung zu bringen. Es wird euch nach mehreren Einstellungen fragen. Für LCDs kann man nach dem Aufruf den Punkt 1 für den Blackpoint überspringen. Wichtig sind die Einstellungen für die Weißpunkt unter 2 und die Helligkeit unter 3.
Wenn ihr könnt, dann nutzt auch die Möglichkeiten eures Monitors aus! Umso weniger muss später softwareseitig an den Kurven herumgebogen werden! Zu beachten ist: manchmal ist das Programm dispcal etwas bugbefallen. Wenn man nämlich (jedenfalls bei mir) die Option für den Weißpunkt aufruft und damit fertig ist, so wird der Sensor anschließend nicht mehr richtig initialisiert und es wird immer nur 0 ausgelesen. Einfach das Programm neustarten und die nächste Option wählen behebt das Problem!
Ich persönlich benutze das Programm mit folgenden Parametern:
dispcal -g l -b 140 -w 0.3127,0.3290 -y l -v -q m eizo
Der Schalter -g gibt an, welche Gammakurve gewünscht ist. Hier kann man einen Zahlenwert wie etwa 2.2 angeben. Ich benutze L* (-g l), was wohl ein neuer Standard für eine Helligkeitsverteilung ist, die der der Wahrnehmung des menschlichen Auges sehr nahe kommt.
Dann folgt -b 140. Das sagt, das meine Zielhelligkeit 140cd/m² entsprechen soll. Hier wohl eine Frage des Geschmacks, wie hell man es gerne hätte.
Die nächste Angabe (-w 0.3127,0.3290) steht für den gewünschten Weißpunkt. Dies sind chromatische Koordinaten, in diesem Fall stehen sie für D65, was etwa 6504K entspricht. Wer lieber Farbtemperaturen nach Planck angibt, kann stattdessen auch -t 6500 für 6500K benutzen (oder jeder andere Wert).
Mein Spyder2 braucht dann die Angabe -y l um zu wissen, dass es sich bei dem Gerät um einen LCD-Monitor handelt. Der Switch -v steht für Verbose. Das würde ich generell empfehlen, damit man auch sieht, was das Programm gerade macht. Sonst sitzt man relativ lange vor der Kommandozeile und weiß nix über den Fortschritt.
Es folgt -q h. Das ist der Qualitätsregler, wobei l, m und h für low, medium bzw. high stehen. Damit legt man also die Genauigkeit der Grauiteration fest. Der zeitliche Aufwand unterscheidet sich stark, man kann pro Schritt von einer Verdopplung bis Verdreifachung ausgehen. Ich würde die Qualitätsstufe m empfehlen, das dauert dann so 15-20 mins. Wers schneller mag, nutzt l. Die hohe Stufe ist eigentlich wenig sinnvoll, da die zu erwartenden Genauigkeitssteigerung wohl außerhalb der Wahrnehmung liegt. Ich konnte keinen Unterschied im Ergebnis feststellen, wohl aber, das etwa eine Stunde für diesen Schritt draufging.
Danach folgt der Name für die zu erzeugende Datei, ich hab sie so genannt wie meinen Monitor. Man will ja die Übersicht behalten.
Schritt 2: targen
Dieses Programm wertet die cal-Datei aus und erstellt eine für die Kalibrierung nötige Datei im ti1-Format. Dort stehen Farbinformationen für die Flächen drin, die anschließend durch das Colorimeter ausgelesen werden sollen. Das Programm erfüllt eigentlich nur diesen Zweck, kommt aber aufgrund der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten natürlich nicht um Parameter herum. Ich benutze meist folgende Einstellungen:
targen -d 3 -v -f 500 eizo
Der Switch -d 3 gibt an, dass es Flächen im RGB-Format erstellen soll. Denn theoretisch kann das Programm z.b. auch für die Kalibrierung von Druckern benutzt werden, wo CYMK gefragt ist.
Verbose wird auch wieder angeschaltet, um zu wissen, was passiert. Der Parameter -f 500 gibt an, wieviele Patches erstellt werden sollen. Je mehr Farbpatches, umso genauer wird dann das Profil. Für einen gewöhnlichen CRT oder LCD reichen hier sicher wenige hundert, meine Empfehlung liegt so zwischen 400-600. Aber damit darf natürlich experimentiert werden.
Am Ende steht der Name der zu verwendenden cal-Datei, was dann auch der ausgegebenen ti1-Datei entspricht. Das ganze dauert dann je nach Anzahl der gewünschten Farben so 2-10 Sekunden, also nicht der Rede wert.
Schritt 3: dispread
Das ist der vorletzte Schritt, der wieder etwas zeitaufwändiger ist. Dispread greift sich die cal- und ti1-Datei und fängt an, die Farbflächen auszulesen.
Der Aufruf benötigt entwas weniger Optionen und sieht bei mir so aus:
dispread -v -y l -k eizo.cal eizo
Verbose und -y l sollte klar sein. Der Parameter -k eizo.cal gibt an, welche Kalibrierungsdatei vor der Messung angewandt werden soll. Diese Angabe ist Pflicht, da sonst der nicht vorkalibrierte Monitor für die Messung benutzt wird. Das wäre pure Zeitverschwendung. Am Ende steht noch der Dateiname der eingelesenen ti1-Datei und steht gleichzeitig für die ausgegebene ti3-Datei, die die Ergebnisse enthält.
Bei mir mit dem Spyder2 dauert das Auslesen eines Farbwertes so 1-2 Sekunden. Ihr könnt euch ausmalen, wie lange der Vorgang also in Abhängigkeit zu der Anzahl der Farbpatches, die mit targen ausgesucht wurde, dauert. Eine Viertelstunde bei 500 Patches dauert es schon.
Schritt 4: profile
Eigentlich sind alle erforderlichen Schritte jetzt vollbracht. Nur: es gibt noch keine ICM/ICC-Datei. Die muss nämlich extra erzeugt werden, auch hier gibt es nämlich Unterschiede.
profile -v -A "Eizo" -M "S2431W" -D "20080313" -C "Steffen" -qh -a l eizo
So wie oben sieht es bei mir aus. In der Reihenfolge wie oben steht dort: Verbose an, Hersteller "Eizo", Modell "S2431W", Datum "20080313" und Copyright "Steffen". Hier könnt ihr eintragen, was für euch sinnig scheint. Auf das eigentliche Profil hat es keine Auswirkung. Anders ist es mit den nächsten Beiden. Das q sollt euch bekannt vorkommen, auch hier steht es wieder für Quality. Die Auswahlmöglichkeiten sind die selben, bis auf die Tatsache, dass u für "Ultra" hinzugekommen ist. Der Author des Programms empfiehlt diese Einstellung aber nicht.
High ist hier eigentlich ganz okay, auch Medium sollte gute Ergebnisse liefern.
Dahinter steht -a l für die Angabe der Profilart. Hier hat man für PC-Monitore im Wesentlichen zwei Möglichkeiten. Das l steht hier für CLUT und ist die genauere Variante. Sonst kann man noch s für die etwas ungenauere Variante einer Matrix benutzen. Betrachtet man das Ergebnis für beide Möglichkeiten, so fällt einem vielleicht am meisten die unterschiedliche Dateigröße auf. Ein Matrix-Profil fasst bei mir so 4KB, ein LUT-Profil kann schonmal 500KB verschlingen. Die Unterschiede in der Darstellung sind für mich nicht erkenntbar, schaut man sich hingegen die möglichen Farbwerte im Vergleich zu sRGB an, so unterscheiden sich die Ergebnisse schon.
Man sieht schön, dass das rechte Profil genauere Kurven hat und auch einen etwas weiteren Farbraum erasst. Ich sehe also keinen Grund, nicht ein CLUT-Profil zu erstellen.
Damit ist jetzt aber der Arbeitsakt vollzogen und ein ICM/ICC-Profil erstellt. Und es wird euch qualitativ sicher zufriedenstellen. Bei mir waren die Ergebnisse jedenfalls besser, als ich es mit basICColor oder Colorvision hinbekommen habe.
Wie läd man nun das Profil auf die Grafikkarte? Auch hierfür liefert das Paket eine Antwort. Das Tool dispwin erledigt dies. Im einfachsten Fall schreibt man einfach dispwin profilname.icm in die Kommandozeile und das Profil ist geladen. Man muss es aber trotzdem unter den Eigenschaften der Anzeige selber als Farbprofil für den Monitor hinzufügen, dies geschieht nicht automatisch.
Mit dispwin -c läd man dann übrigens wieder eine linease Kurve auf die Karte und bekommt somit den unkalibrierten Zustand zu Gesicht.
Wahlweise kann man aber natürlich auch so eine Software wie xcalib benutzen (auch kostenlos), auch wenn es hierfür eigentlich keinen Grund gibt.
Randbemerkungen
Jedes dieser Tools bietet eine Fülle von Optionen. Wenn man man wissen will, was sonst noch alles geht, einfach toolname -? in die Konsole eingeben.
Ein Tipp von mir noch: fügt die Tools eurer Umgebungsvariable %path% hinzu, damit ihr nicht immer in den Programmordner navigieren müsst. Ich habe mir einen eigenen Ordner für die Profile erstellt, damit das ganze übersichtlicher bleibt. Die Dateien werden nämlich immer in dem Pfad erzeugt, in der auch gerade die Commandline ist. Generell ist das Tool natürlich auch für mehrere Monitore geeignet. Die meisten Tools, für die das relevant ist, lassen sich mit dem Parameter -d # auf einen Monitor festlegen, wobei die Raute hier für die Displaynummer steht.
Es geht um ArgyllCMS, eine kostenlose Alternative zu basICColor, ColorVision und iColor Display (und was vielleicht sonst noch so rumgeistert). Man muss also natürlich die Hardware schon besitzen, aber die Bandbreite der unterstützten Geräte ist immens!
Am Interessantesten ist es aber vielleicht für die Benutzer, die sich ein Spyder-Kolorimeter gekauft haben, denn zumindest ich war von der mitgelieferten Software nie sonderlich begeistert. Zumal sie ja auch bei den kleineren Ausführungen des Paketes einfach nur künstlich beschnitten wurde, und man den vollen Funktionsumfang des Gerätes deswegen einfach nicht nutzen konnte.
Das Programm ist eigentlich eine Sammlung von kleineren Programmen, von der man sich vielleicht abschrecken lassen könnte, und was man so als Winows-User generell nicht gewohnt ist. Man sollte aber definitiv einen Blick riskieren, denn die Ergebnisse wissen zu überzeugen.
So spart man sich vielleicht den zusätzlichen Erwerb einer kommerziellen Software. Auch sonst sollte man sich eine eigene Meinung dazu bilden.
Ich war jedenfalls erstaunt, dass ich dazu hier im Forum noch nichts gelesen hatte und an eurem Feedback und Erfahrungen wäre ich sehr interessiert
Generell sollte man wissen, wie man mit der Commandline umgeht. Unter Windows öffnet man sie unter Start -> Ausführen und gibt dort cmd ein.
Argyll - Anleitung
Läd man sich die Binaries für Windows herunter (v0.70 Beta 7), so finden sich nach Installation die wichtigsten Dateien im Ordner /bin/.
Um ein Profil zu erstellen, benötigt man im Wesentlichen vier der dort unzählig vorhandenen Programme.
Argyll bringt eigene USB-Treiber für die jeweiligen Geräte mit. Mein Spyder2 funktioniert auch nur mit den mitgelieferten Treibern, was den Nachteil hat, dass man ihn in keinem anderen Programm benutzen kann, ohne die Treiber zu wechseln. Es soll wohl aber auch wahlweise mit der libusb32 für Windows funktionieren (das stellt eine USB-Umgebung wie unter Linux her). Bei mir ging das allerdings nicht und ich musste die Argyll-Treiber benutzen.
Eine Besonderheit hat der Betrieb des Spyders noch: Argyll benötigt die Firmware des Gerätes, um zu funktionieren. Dafür legt man aber einfach seine Spyder2-CD ein und führt, während man im /bin/-Verzeichnis ist, die spyd2en.exe aus. Die erledigt den Rest automatisch.
Schritt 1: dispcal
Dieses Programm liefert die Basis für die Kalibrierung. Hier werden die Darstellung der Grautöne iteriert und eine Grundprüfung des Displays vorgenommen. Erzeugt wird eine cal-Datei. Der Zeitaufwand hängt von der gewünschten Genauigkeit ab.
Das Programm wird erst mit euch einige Schritte durchgehen, um den Monitor schonmal hardwareseitig so nah wie möglich an die Zielkalibrierung zu bringen. Es wird euch nach mehreren Einstellungen fragen. Für LCDs kann man nach dem Aufruf den Punkt 1 für den Blackpoint überspringen. Wichtig sind die Einstellungen für die Weißpunkt unter 2 und die Helligkeit unter 3.
Wenn ihr könnt, dann nutzt auch die Möglichkeiten eures Monitors aus! Umso weniger muss später softwareseitig an den Kurven herumgebogen werden! Zu beachten ist: manchmal ist das Programm dispcal etwas bugbefallen. Wenn man nämlich (jedenfalls bei mir) die Option für den Weißpunkt aufruft und damit fertig ist, so wird der Sensor anschließend nicht mehr richtig initialisiert und es wird immer nur 0 ausgelesen. Einfach das Programm neustarten und die nächste Option wählen behebt das Problem!
Ich persönlich benutze das Programm mit folgenden Parametern:
dispcal -g l -b 140 -w 0.3127,0.3290 -y l -v -q m eizo
Der Schalter -g gibt an, welche Gammakurve gewünscht ist. Hier kann man einen Zahlenwert wie etwa 2.2 angeben. Ich benutze L* (-g l), was wohl ein neuer Standard für eine Helligkeitsverteilung ist, die der der Wahrnehmung des menschlichen Auges sehr nahe kommt.
Dann folgt -b 140. Das sagt, das meine Zielhelligkeit 140cd/m² entsprechen soll. Hier wohl eine Frage des Geschmacks, wie hell man es gerne hätte.
Die nächste Angabe (-w 0.3127,0.3290) steht für den gewünschten Weißpunkt. Dies sind chromatische Koordinaten, in diesem Fall stehen sie für D65, was etwa 6504K entspricht. Wer lieber Farbtemperaturen nach Planck angibt, kann stattdessen auch -t 6500 für 6500K benutzen (oder jeder andere Wert).
Mein Spyder2 braucht dann die Angabe -y l um zu wissen, dass es sich bei dem Gerät um einen LCD-Monitor handelt. Der Switch -v steht für Verbose. Das würde ich generell empfehlen, damit man auch sieht, was das Programm gerade macht. Sonst sitzt man relativ lange vor der Kommandozeile und weiß nix über den Fortschritt.
Es folgt -q h. Das ist der Qualitätsregler, wobei l, m und h für low, medium bzw. high stehen. Damit legt man also die Genauigkeit der Grauiteration fest. Der zeitliche Aufwand unterscheidet sich stark, man kann pro Schritt von einer Verdopplung bis Verdreifachung ausgehen. Ich würde die Qualitätsstufe m empfehlen, das dauert dann so 15-20 mins. Wers schneller mag, nutzt l. Die hohe Stufe ist eigentlich wenig sinnvoll, da die zu erwartenden Genauigkeitssteigerung wohl außerhalb der Wahrnehmung liegt. Ich konnte keinen Unterschied im Ergebnis feststellen, wohl aber, das etwa eine Stunde für diesen Schritt draufging.
Danach folgt der Name für die zu erzeugende Datei, ich hab sie so genannt wie meinen Monitor. Man will ja die Übersicht behalten.
Schritt 2: targen
Dieses Programm wertet die cal-Datei aus und erstellt eine für die Kalibrierung nötige Datei im ti1-Format. Dort stehen Farbinformationen für die Flächen drin, die anschließend durch das Colorimeter ausgelesen werden sollen. Das Programm erfüllt eigentlich nur diesen Zweck, kommt aber aufgrund der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten natürlich nicht um Parameter herum. Ich benutze meist folgende Einstellungen:
targen -d 3 -v -f 500 eizo
Der Switch -d 3 gibt an, dass es Flächen im RGB-Format erstellen soll. Denn theoretisch kann das Programm z.b. auch für die Kalibrierung von Druckern benutzt werden, wo CYMK gefragt ist.
Verbose wird auch wieder angeschaltet, um zu wissen, was passiert. Der Parameter -f 500 gibt an, wieviele Patches erstellt werden sollen. Je mehr Farbpatches, umso genauer wird dann das Profil. Für einen gewöhnlichen CRT oder LCD reichen hier sicher wenige hundert, meine Empfehlung liegt so zwischen 400-600. Aber damit darf natürlich experimentiert werden.
Am Ende steht der Name der zu verwendenden cal-Datei, was dann auch der ausgegebenen ti1-Datei entspricht. Das ganze dauert dann je nach Anzahl der gewünschten Farben so 2-10 Sekunden, also nicht der Rede wert.
Schritt 3: dispread
Das ist der vorletzte Schritt, der wieder etwas zeitaufwändiger ist. Dispread greift sich die cal- und ti1-Datei und fängt an, die Farbflächen auszulesen.
Der Aufruf benötigt entwas weniger Optionen und sieht bei mir so aus:
dispread -v -y l -k eizo.cal eizo
Verbose und -y l sollte klar sein. Der Parameter -k eizo.cal gibt an, welche Kalibrierungsdatei vor der Messung angewandt werden soll. Diese Angabe ist Pflicht, da sonst der nicht vorkalibrierte Monitor für die Messung benutzt wird. Das wäre pure Zeitverschwendung. Am Ende steht noch der Dateiname der eingelesenen ti1-Datei und steht gleichzeitig für die ausgegebene ti3-Datei, die die Ergebnisse enthält.
Bei mir mit dem Spyder2 dauert das Auslesen eines Farbwertes so 1-2 Sekunden. Ihr könnt euch ausmalen, wie lange der Vorgang also in Abhängigkeit zu der Anzahl der Farbpatches, die mit targen ausgesucht wurde, dauert. Eine Viertelstunde bei 500 Patches dauert es schon.
Schritt 4: profile
Eigentlich sind alle erforderlichen Schritte jetzt vollbracht. Nur: es gibt noch keine ICM/ICC-Datei. Die muss nämlich extra erzeugt werden, auch hier gibt es nämlich Unterschiede.
profile -v -A "Eizo" -M "S2431W" -D "20080313" -C "Steffen" -qh -a l eizo
So wie oben sieht es bei mir aus. In der Reihenfolge wie oben steht dort: Verbose an, Hersteller "Eizo", Modell "S2431W", Datum "20080313" und Copyright "Steffen". Hier könnt ihr eintragen, was für euch sinnig scheint. Auf das eigentliche Profil hat es keine Auswirkung. Anders ist es mit den nächsten Beiden. Das q sollt euch bekannt vorkommen, auch hier steht es wieder für Quality. Die Auswahlmöglichkeiten sind die selben, bis auf die Tatsache, dass u für "Ultra" hinzugekommen ist. Der Author des Programms empfiehlt diese Einstellung aber nicht.
High ist hier eigentlich ganz okay, auch Medium sollte gute Ergebnisse liefern.
Dahinter steht -a l für die Angabe der Profilart. Hier hat man für PC-Monitore im Wesentlichen zwei Möglichkeiten. Das l steht hier für CLUT und ist die genauere Variante. Sonst kann man noch s für die etwas ungenauere Variante einer Matrix benutzen. Betrachtet man das Ergebnis für beide Möglichkeiten, so fällt einem vielleicht am meisten die unterschiedliche Dateigröße auf. Ein Matrix-Profil fasst bei mir so 4KB, ein LUT-Profil kann schonmal 500KB verschlingen. Die Unterschiede in der Darstellung sind für mich nicht erkenntbar, schaut man sich hingegen die möglichen Farbwerte im Vergleich zu sRGB an, so unterscheiden sich die Ergebnisse schon.

Man sieht schön, dass das rechte Profil genauere Kurven hat und auch einen etwas weiteren Farbraum erasst. Ich sehe also keinen Grund, nicht ein CLUT-Profil zu erstellen.
Damit ist jetzt aber der Arbeitsakt vollzogen und ein ICM/ICC-Profil erstellt. Und es wird euch qualitativ sicher zufriedenstellen. Bei mir waren die Ergebnisse jedenfalls besser, als ich es mit basICColor oder Colorvision hinbekommen habe.
Wie läd man nun das Profil auf die Grafikkarte? Auch hierfür liefert das Paket eine Antwort. Das Tool dispwin erledigt dies. Im einfachsten Fall schreibt man einfach dispwin profilname.icm in die Kommandozeile und das Profil ist geladen. Man muss es aber trotzdem unter den Eigenschaften der Anzeige selber als Farbprofil für den Monitor hinzufügen, dies geschieht nicht automatisch.
Mit dispwin -c läd man dann übrigens wieder eine linease Kurve auf die Karte und bekommt somit den unkalibrierten Zustand zu Gesicht.
Wahlweise kann man aber natürlich auch so eine Software wie xcalib benutzen (auch kostenlos), auch wenn es hierfür eigentlich keinen Grund gibt.
Randbemerkungen
Jedes dieser Tools bietet eine Fülle von Optionen. Wenn man man wissen will, was sonst noch alles geht, einfach toolname -? in die Konsole eingeben.
Ein Tipp von mir noch: fügt die Tools eurer Umgebungsvariable %path% hinzu, damit ihr nicht immer in den Programmordner navigieren müsst. Ich habe mir einen eigenen Ordner für die Profile erstellt, damit das ganze übersichtlicher bleibt. Die Dateien werden nämlich immer in dem Pfad erzeugt, in der auch gerade die Commandline ist. Generell ist das Tool natürlich auch für mehrere Monitore geeignet. Die meisten Tools, für die das relevant ist, lassen sich mit dem Parameter -d # auf einen Monitor festlegen, wobei die Raute hier für die Displaynummer steht.