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Carl Zeiss MC Sonnar 135 3.5

sunny16

Themenersteller
Hi Freude der manuelle Schätzchen,

heute kam ein Freund vorbei mit einer Tasche von M42 Gläsern. Ich dachte, ich seh nicht recht und glaubte schon, den Jackpot in der Hand zu haben. Na ja, war nicht so. 2 kaputte Gläser, die ich mal zerlegen werde, 2 lichtschwache Beroflex Zooms, 35-70 und 80-200 und og. CZJ Sonnar ... äußerlich in Bestzustand und insgesamt sehr wenig genutzt.
Bevor ich jetzt losziehe und mir einen M42 Adapter zulege, wollte ich erst mal fragen, ob jemand das Glas kennt und was dazu sagen kann. Es ist ja nun nicht wirklich ein seltenes Teil, für das ein Liebhaber 100e von Euros hinlegt. Was meint ihr: Kann man das Glas schon bei Offenblende einsetzen? Wie sind Bokeh und BQ? Wenn das soweit passt, dann findet mein manuelles VL ein Geschwister.

Gruß aus N,

Thomas

ps. Ich weiß, ich weiß, einen M42 Adapter sollte man sowieso haben :-)))))
 
Hallo Sunny16,

seit einigen Monaten bin ich Besitzer eines solchen Carl Zeiss Jena MC Sonnar 135/3,5 und von dessen Leistungen zutiefst überzeugt. Ich verwende es an meiner X-Pro1.

Um Deine Frage,
"Kann man das Glas schon bei Offenblende einsetzen? Wie sind Bokeh und BQ?"
zu beantworten:

Das relativ "lichtschache" Objektiv ist nach meiner Meinung sehr gut offenblendentauglich, wobei sich beim Abblenden auf f5,6 bzw. Blende 8 noch deutliche Qualitätsgewinne erzielen lassen.
Jedoch zeichnet es bereits bei Blende 3,5 sehr scharf und gefällt durch ein angenehmes Bokeh.
Die Bildqualität dieses garnicht mal so seltenen Objektivs ist über jeden Zweifel erhaben. Eine tolle Farbwidergabe, schöne Kontraste sowie der bekannte 3D-Effekt stellen sich bei dieser Linse ein.
Meines lässt sich butterweich fokusieren und auch die Blenden rasten gut definiert in halben Schritten ein.
Ordentliche Exemplare des Sonnars werden im Bereich 100€ +/-20€ angeboten. Meiner bescheidenen Meinung nach dürfte es sehr schwer sein, zu diesem Preis ein vergleichbar leistungsstarkes 135er zu finden. Auch sollte man sich über die vergleichsweise geringe Anfangsöffnung f3,5 nicht den Kopf zerbrechen, die Fuji-Sensoren gleichen das mit ihren überragenden Abbildungsfähigkeiten wieder aus. Problemlos kannst Du mit ISO 800 arbeiten.

Die Nachteile des Sonnars sind in der vergleichsweise geringen Kompaktheit zu sehen, da der Adapter noch hinzukommt.

Eine wichtigere Einschränkung ist jedoch der fehlende Schutz vor verwackelten Aufnahmen. Das Objektiv verfügt über keinen eingebauten Bildstabilisator (OIS). Und dies ist bei einer (auf Kleinbild) übersetzten Brennweite von 203mm ein Hindernis. Das exakte Fokusieren mit der Lupe wird dabei zur Übungssache. Ein Stativ erleichtert das Scharfstellen ungemein - schränkt zugleich jedoch auch Deine Motivauswahl erheblich ein.

Ich habe jedoch trotz der zwei Minuspunkte meine helle Freude mit diesem tollen Stück solider deutscher Handwerks- und Ingenieurskunst und kann es nur jedem empfehlen, der gerne mit MF-Linsen arbeitet und dafür gerne etwas mehr Zeit aufwendet.

Ich hoffe Dir geholfen zu haben und wünsche viel Freude beim Ausprobieren des Schmuckstückchens und Genießen der Resultate.

Leo
 
@Leopardii

wow, und das war dann einfach mal so der ausführlichste und beste Erfahrungsbericht, den ich im Netz gefunden habe. Danke schön. Ich freue mich auf das Glas und werde selbstverständlich berichten.

Verrate mir doch noch, welchen Adapter du hast. Immerhin braucht es ja einen, der diesen kleinen Stift niederdrückt und unten hält.

Gruß aus Nürnberg,

Thomas
 
Bitte, gerne!

Was den Adapter angeht, so habe ich mich auf keine Kompromisse eingelassen und den guten Novoflex gekauft (ich besitze noch weitere M42 Objetive von Carl Zeiss Jena).

Ich weiß, der ist wohl der teuerste, bietet Dir jedoch als einziger die Möglichkeit, eine Objektivschelle für den Stativgebrauch zu verwenden. Dieses Zubehörteil wird selbstredend auch exklusiv von Novoflex angeboten und balanciert die ganze Kombo dann wesentlich besser am Stativ aus.

Die Fertigungsqualität ist dabei eben wie man es von einem "Made in Germany"-Produkt erwartet über jeglichen Zweifel erhaben. Hier wackelt nix, wie man es manchmal von Fernostprodukten liest.

Grüße Leo
 
Das MC Sonnar ist wirklich prima, ist mein bevorzugtes 135er sowohl an der EOS 5D (Beispielbild bei f3.5) als auch an der NEX und der X-E1.

Ein (einigermaßen ordentliches, einige Stellen sind fehlerhaft) Review mit Messwerten findest Du bei slrlensreview.com.

Als Ergänzung vielleicht noch:
  • Vorausgesetzt, man hat ein optisch ordentlich justiertes Exemplar, ist es bereits offen scharf und legt beim Abblenden bis f5.6 nur noch minimal zu. Bis f5.6 sieht man bei VF am Rand leichte CA, die sich aber im RAW-Konverter komplett eliminieren lassen.
  • Es hat eine sehr praktische Naheinstellgrenze von 95cm (andere 135er liegen da meist zwischen 1,2m und 1,7m) und fällt im Nahbereich leistungsmäßig auch kaum ab.
  • Es ist winzig für ein SLR-135er.
  • Zwischen f4 und f5.6 können Spitzlichter im Hintergrund durch die leicht gerundete Blendenlamellenform u.U. eine Form wie ein Kreissägeblatt annehmen. Das ist zwar nicht ganz so nervig wie bei den Contax-Objektiven der AE-Serie, aber kann je nach Motiv stören.
  • Die eingebaute Streulichtblende ist zwar besser als nichts, aber die Sonne sollte man trotzdem nicht unbedingt ins Bild nehmen; die Flare-Neigung ist selbst bei der MC-Version recht hoch und kann bis zur Auslöschung jeglichen Kontrasts der betroffenen Bildteile führen.

Ansonsten - es gibt mittlerweile auch günstigere M42-Fuji-X-Adapter mit Stativfuss - wobei die 400g des Sonnars jetzt nicht sooo heftig sind, dass es einer auf dem Stativ aufgeschraubten X-E1 das Bajonett herausrupfen würde ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das mit der Naheinstellgrenze zieht sich bei Carl Zeiss Jena nahezu stringent durch die mir bekannte Objektivpalette (zumindest bis 135mm).

Sowohl das 35er Flektogon (MC), wie auch das 50er Tessar und das 50er Pancolar (MC) haben Naheinstellgrenzen von maximal 35cm z.T. sogar unter 20cm. Nur leider gibt es diese Schätzchen nur noch selten zu sehr günstigen Preisen. Man muss also bei der Suche Geduld bewahren und ein wenig Glück haben, um ein ordentliches Exemplar günstig erstehen zu können.

Grüße Leo
 
So mein Adapter ist da und heute war ich mit dem Sonnar unterwegs. Was soll ich sagen, scharf bei Offenblende und auch sonst ein tolles Glas. Ich weiß trotzdem noch nicht, ob ich es meinem Freund nicht zurückgebe, denn 200mm (KB) sind zum manuellen Fokussieren schon ganz schön lang ... und, na ja, es gibt nicht wirklich viel, was das Glas als Alleinstellungsmerkmal hat ... die Naheinstellungsgrenze vielleicht ... ich habe 77cm gemessen.

Hier ein paar pics, damit ihr euch ein Bild machen könnt, alles weitere wandert dann in den Drittanbieter thread ... alle Offenblende, frei Hand, meist 1/400 um einigermaßen auf der sicheren Seite zu sein.

Gruß, Thomas
 

Anhänge

Zurückgeben??

Bei den tollen Aufnahmen, die Du mit den Sonnar gemacht hast, wundert mich eine solche Überlegung. Zeigen Deine Fotos doch, dass Du sehr wohl mit dem Glas umgehen kannst. Aber gut, wenn Du meinst, die 203mm nicht gebrauchen zu können...

Für Altglas muss man aber auch wirklich eine ausgeprägte Vorliebe entwickelt haben, dies ist mir auch klar. Bei Brennweiten über 100mm wird es schon wirklich eine Geduldsarbeit, das Fokusieren.

Falls der Eigentümer keine Verwendung hat, dann bitte bei mir melden!!

Grüße Leo
 
Leopardii schrieb:
Zurückgeben??
Zum Vergrößern anklicken....

Guten Morgen Leo,

grundsätzlich gebe ich dir Recht. Das Glas ist sehr schön. Nuuuuur ... ich bin einfach kein Sammler. Gläser müssen bei mir in den "Außendienst" :) und regelmäßig ... und der Brennweitenbereich um die 100mm ist schon besetzt ... und zwar unschlagbar. Wäre das nicht so, würde ich das Glas in meine kleine Sammlung aufnehmen.

Gruß, Thomas
 
Hi Thomas

Wenn das wirklich wieder gehen muß, sag Bescheid. Nach Nürnberg wäre es ja nicht soooo weit ;).

Gruß Ulf
 
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