Den Zusammenhang zwischen Blende, Verschlusszeit, Brennweite, Iso... als Anfänger begreifen zu können, wenn man noch nicht mal weiß was und warum man etwas fotografiert und nur denkt, das könnte schön aussehen, halte ich schon für gewagt. Daher ist es doch einfacher mit solchen Programmen zu beginnen...
Also ich weiß ja nicht. Früher[tm], als übliche Sucherkameras weder AF noch Belichtungsmessung hatten, hat es selbst meine technikhassende Mutter geschafft, scharfe und korrekt belichtete Bilder zu machen. Mit einer Werra ohne Belichtungsmesser und (mangels Entfernungsmesser) geschätztem Fokus.
Ist es wirklich so schwer, sich mit einigen wenigen technischen Grundlagen als Basis für ein Hobby zu beschäftigen? Offenbar schon, denn die Generation Google ist scheinbar nicht mal in der Lage, ein Kamerahandbuch auf der Herstellerhomepage zu finden, obwohl das keine 2 Klicks von der Hauptseite entfernt ist.
Und nein, das ist kein persönlicher Angriff gegen den OP, lediglich eine nüchterne Feststellung.
Irgendwie erinnert mich das stark an den Witz mit dem iPad: "Mit diesem Gerät habe ich Zugriff auf das komplette Wissen der Menschheit. Ich benutze es, um Katzenfotos bei Facebook zu posten"
Bereits zu Filmzeiten gab es ausreichend viele Kameras (auch SLRs) mit Motivprogrammen. Bei den Leuten, die die benutzt haben, gab es zwei Hauptgruppen:
1. die, die irgendwann erkannt haben, dass man die paar Einstellungen auch eben selbst hinbiegen kann und damit in seiner Kreativität weniger eingeschränkt wird
2. die, die irgendwann mit dem Fotografieren aufgehört oder die SLR durch eine Kompaktknipse ersetzt haben, die außer einem Auslöser möglichst wenig verwirrende Knöpfe hatte.
So ganz erschließt sich mir nicht, was man aus Faulheit lernen soll. Unwissen - ok, das lässt sich ändern.
Der Irrgblaube, die Kamera mache das Bild, hält sich nach wie vor hartnäckig. Solange aber die Motivklingel und die automagische perfekte Szenenbeleuchtung noch nicht erfunden sind, macht nach wie vor der Fotograf das Bild und ist damit für Erfolg oder Misserfolg ganz allein selbst verantwortlich.
Geht man von Anfang an in die Selbstwahl der Einstellungen, so ergibt sich -wage ich zu behaupten- ein Ausschuss von >95%. Da kann man ganz schnell die Lust verlieren.
Mag sein, dass die ersten 500 Schüsse Schrott sind. Mir haben seinerzeit - mit der von meinem alten Herrn geliehenen Ricoh TLS-401 und einem 35er - zwei oder drei Filme gereicht um meine Fehler zu erkennen und zu lernen, dass ein Belichtungsmesser zwar die Belichting misst, deren Interpretation aber meine Sache ist.
Mit einer DSLR spart man sich sogar die 30,- Mark verbratenes Taschengeld für Filme und Entwicklung und kann sich am Monitor _sofort_ Gedanken darüber machen, warum das jetzt nicht so aussieht, wie man das gerne hätte.
Standardeinstellung bei den allermeisten Kameras ist doch eh die Bildanzeige nach dem Auslösen. Da kann man im Zweifelsfall gleich nachschießen.
Ich wage zu bezweifeln, dass der Weg über Motivprogramme zu einem nachhaltigen Lernerfolg führt. Außer "die Kamera ist ******e!" wird dabei nichts rumkommen außer Frustration. Schließlich hat man doch das richtige Motivprogramm gewählt. Spätestens, wenn man sich zwischen den Programmen "Portrait" und "Gegenlicht" entscheiden muß, führen Motivprogramme in eine Sackgasse.
Das ist so ähnlich wie mit Musik: Ich will Gitarre spielen wie Paul Gilbert - aber um Gottes Willen weder Skalen noch Akkorde lernen. Vom Stimmen ganz zu schweigen.