Wie seid ihr am Anfang eurer Hobbyfotografen-Karriere vorgegangen?
Vor allem seeehr entspannt. Ich habe mit einer
Knipskamera primitivster Art begonnen, und demnach mit dem Glück, mich um keinerlei technischen Schnickschnack kümmern zu müssen. Also einfach ohne Leistungsdruck losgeknipst.
Mit der Zeit schnappte ich den einen oder anderen Fototip auf. Der bis heute hilfreichste und wirksamste: Ran ans Motiv. Ein anderer, der immer einen schönen Effekt gibt: Dem Bild einen Rahmen geben. Durch ein Tor oder unter einem Baum hindurchschauen. Zur Not von oben einen Zweig ins Bild halten, wenn der Himmel zu kahl ist.
Ich lernte, daß Menschen oder Tiere "ins Bild hinein" schauen oder laufen sollten (oder Fahrzeuge fahren). Also davor etwas Luft im Bild lassen. Irgendwann entdeckte ich durch Betrachter-Rückmeldung das Gegenlicht als reizvolles Gestaltungsmittel, das ich bis heute liebe: Ein meiner Meinung nach nicht gelungenes Gegenlicht-Bild, das nur wegen seines einmaligen Motivs im Album landete, fanden viele besonders schön.
Es war vor allem eine Zeit des Sehens und Experimentierens. Mich hatte z.B. beeindruckt, wie am Flughafen die riesigen Iljuschins bei der Landung fast die Bäume oder Dachfirste der angrenzenden Siedlung streiften: Wie kann ich dieses absurde Bild aufs Foto bringen?
Als ich irgendwann nach der Wende und mit besserer Kamera am Grand Canyon stand und mich ratlos fragte, wie ich diese gigantische Weite auf 24x36 mm kriegen könnte, habe ich die Wirkung der Tiefenstaffelung und des Anschneidens entdeckt.
Na ja, eben alles solche Sachen. Nach Umstieg auf Digital stieg dank der sofortigen Ergebniskontrolle meine Lernkurve steil an. Und doch dauerte es noch mal ein paar Jahre, bis ich von der Programmautomatik in die Halbautomatiken wechselte und deren Möglichkeiten bewußter nutzte.
Ich bin deshalb nicht der Meinung, daß man sich erst den Kopf mit Wissen vollstopfen muß, um gut fotografieren zu können. Man muß es überhaupt nicht kompliziert machen, um Spaß am Hobby zu haben. Und: Man sollte das Hobby nicht zur Karriere, zum schnellen Ritt durch die Hierarchien der Kameragenerationen und Motivwelten machen. Leistungsdruck ist fehl am Platz. Vergleichen mit anderen auch, denn das macht unglücklich. Gut ist aber das Lernen von den Bildern anderer. Warum spricht mich das an? Wie hat der Fotograf das erreicht? Ich finde es auch interessant, Werbefotos zu betrachten: Warum funktionieren sie sowohl im Querformat der Plakatwand, als auch im Hochformat des Leuchtkastens?
Gut ist auch das gemeinsame Lernen in einem VHS-Kurs o.ä., weil die direkte Rückmeldung und der gemeinsame Spaß das Lernen erleichtern. Lernen ist ja nicht pauken, sondern der eigenen Neugier folgen.
Ach ja, was mir auch sehr geholfen hat: Alte Fotobücher. Also richtig alte. Die Diskussionen, ob einäugige oder zweiäugige Spiegelreflexkameras die besseren sind, waren unterhaltsame Beigabe. Aber die Fototips, die ich da las, waren zeitlos und sind mir heute noch eine große Hilfe beim Fotografieren.
Und noch kurz zur Nachbearbeitung: Die spielt für mich eine sehr untergeordnete Rolle. Ich fotografiere fast nur JPG. Das Hobby spielt sich an der Kamera ab. Das habe ich schon zu analogen Zeiten so gehalten. Nach der Wende bin ich sogar auf Dias umgestiegen und habe die Prints davon machen lassen, so daß mir das Labor bloß nicht die Lichtstimmung kaputtfiltern konnte.