Hallo Bernd,
ein scharfes Bild bekommst Du auch freihand hin, dann mit Blitz. Aber: das bezieht sich nur auf eine Schärfeebene, also das, was Dir die zum ABM gehörende Schärfentiefe scharf abbilden kann. Willst Du dieses dünne "Schärfenscheibchen" ausdehnen, brauchst Du Ruhe (Stativ) und genaues Abfahren der optischen Achse (Einstellschlitten). Hast Du eine Kamera mit kamerainternem Fokusstacking, kannst Du das in gewissen Grenzen kompensieren bzw. übergehen, meist aber nur bis zu einer bestimmten Bilderanzahl (OM1 = 15), kamerainternes Fokus-Bracketing geht auch, aber man darf nicht erwarten, dass das ohne weitere Hilfsmaßnahmen gut geht, wenn so ein Stapel maximal 999 Bilder umfassen kann. Kein Mensch kann das freihand ruhig lange genug halten, auch wenn man mit Tricks bei der OM1 im Makrobereich auf eine Serienbildgeschwindigkeit von über 40 Bildern pro Sekunde kommen kann.
Beispiel:
mit dem 2.8/60er Makro kannst Du ohne zusätzliche Hilfsmittel auf ABM(mft) 1:1 kommen, das bildet am mft-Sensor dann sensorfüllend ein Objektfeld von 17,3 x 13 mm ab. Das Objektiv hat seine größte Schärfe (und auch das beste Bokeh) bei Offenblende (also 2.8), die Schärfentiefe liegt dann aber nur bei 0,16 Millimeter ! Diesen Schärfe-Punkt hilft Dir dann der Blitz auch freihand abzulichten, allerdings empfindet ein Betrachter das Bild dann evt. trotzdem nicht als scharf. Willst Du stattdessen 1 mm des Motives in der Tiefe scharf abbilden, kannst Du zum Fokusstacking greifen: 12 Bilder benötigst Du dazu (ich gehe dabei davon aus, dass Du das Foto danach NICHT mehr als 50% beschneiden willst, sonst brauchst Du doppelt so viele Bilder). Das geht unter der Grenze von 15 bei der OM1 auch kameraintern mit sofortiger Verrechnung zum Endergebnis ganz ohne PC. Willst Du mehr als 1 mm Motivtiefe scharf abbilden (bis zu 5 mm erscheint mir sinnvoll), musst Du das aber manuell ohne Kamerahilfe per Bracketing machen, für ein sauberes Ergebnis wird das aber freihand schwierig, für 5 mm brauchst Du nämlich 61 Bilder im Stapel und die Schrittweite sollte gleichmäßig eingehalten werden, der Blitz sorgt durch das Nachladen auch noch für Pausen). Alles berechnet für Blende 2.8, die bei diesem Objektiv ideal ist für einen weichen Hintergrund bei maximaler Motivschärfe. Du kannst jetzt natürlich noch weiter abblenden, aber schon mit 5.6 erreichst Du nur eine °Verbesserung° der Schärfentiefe auf 0,3 mm, selbst Blende 11 bietet nur rund 0,7 mm und danach schlägt die Blendenbeugung erbarmungslos zu. Alles gültig für den mit diesem Objektiv kleinsten erreichbaren ABM von 1:1.
Du kannst nun natürlich stattdessen auch versuchen, das Ganze klassisch allein durch Abblenden mit einem SingleShot zu erreichen. Allerdings erreichst Du wegen dem kleinen Objektfeld bei 1:1 mit einer mft-Kamera (entspricht bei KB einer Fläche des Motives bei ABM KB 2:1 !) auch trotz Blende 11 nur eine Schärfentiefe von 0,65 mm, also noch weit entfernt von den gewünschten 5 mm Motivtiefe. Und man muss bedenken: theoretisch geht das ja mit Blende 11, weil das an sich rein rechnerisch die förderliche Blende bei 1:1 und einer Auflösung von 1/1500 ist. Durch die besondere Konstruktion des Makroobjektives verschlechtert sich die Schärfe bei diesem Objektiv aber bereits sichtbar ab Blende 5.6 - muss man also ausprobieren, on man trotzdem auf Blende 11 gehen kann, bei einer Einzelaufnahme fällt das evt. nicht unbedingt auf, legt man aber zwei Bilder zum direkten Vergleich nebeneinander, sieht man das schon.
Es gibt noch einen 3. Weg: nicht mit 1:1 fotografieren, sondern mit 1:2 oder 1:3, dann entspannt sich die Lage etwas (!), man muss nur hinterher das Bild wieder stärker beschneiden (auf die Details gehe ich jetzt nicht ein). Die Schärfentiefe beträgt dann bei vergleichbaren Einstellungen und Blende 11 fast 4 mm, allerdings bei Blende 5.6 (s.o.) auch wieder nur rund 2 mm. Deshalb wird heute auch so viel gestackt ...
Alles also nicht so einfach. Im Oly-Forum hat letztens jemand geschrieben, dass er sein neues 3,5er/90er Makro jetzt wieder verkaufen will, nachdem er wohl gemerkt hat, dass derart extreme Vergrößerungsbereiche (bei dem Objektiv immerhin 2:1 bzw. 4:1, da reden wir schon von Objektfeldern von 8,7 x 6,5 mm und kleiner) doch nicht so sein Ding sind.