--- es gibt noch kaum belastbare Infos von dem Stativ ---
... ich hatte am Wochenende überraschend die Gelegenheit, mir das neue Stativ TrioPod PRO-75 einmal anzusehen
( Nachtrag
1. habe aber keine Testfotos
mit dem Stativ gemacht; es kamen auch andere vorbei und machten mit gewichtiger Minen dann zuerst immer den sogenannten „Anschnippstest“; solche esoterisch angehauchten Bewertungen gibt es bei mir nicht, ich warte da lieber erst einen Labortest ab
2. habe keine Fotos
vom Stativ gemacht, da ich die verfügbare Zeit lieber dazu genutzt habe, Dinge am Stativ auszuprobieren - daher verlinke ich Bilder zur Illustration meiner Beschreibung aus dem Netz, soweit sie jetzt überhaupt schon verfügbar sind, auch wenn es sich dann
notgedrungen um Produktfotos handelt )
Meine Eindrücke :
- Gesamteindruck
Da viele hier im Forum als Wunschstativ dem modernen Trend „darf es auch etwas Kleineres sein“ folgen, brauchen sie hier eigentlich gar nicht mehr weiterlesen ...
Zitat
... Ansonsten sehe ich als erste Assoziation, wenn ich das Stativ anschaue, dass es aussieht wie mein altes Gitzo GT3541LS [Serie 3] ...
... geschickt formuliert (der Vergleich mit einem rund 10 Jahre alten Stativ), aber das schaut vielleicht doch nur so aus.
Das Teil ist schon etwas einschüchternd („will ich das wirklich tragen ?“). Wenn man dann nämlich
wirklich vor dem Stativ steht, sieht man, dass es wohl eher von der Gitzo‘s 5er Serie „inspiriert“ ist – aber ich will da jetzt auch gar keine vorschnelle Einordnung in irgendeine Schublade vornehmen und warte erst mal richtige Tests ab.
Aber schon das Verhältnis von 65 Kg Nutzlast (Herstellerangabe) zum Eigengewicht ist beeindruckend [Ergänzung: eine Gewichtsangabe habe ich inzwischen: Gewicht 3,2 Kg, das wäre dann ein Verhältnis von 20,3:1 (!), bezieht sich wahrscheinlich auf die Ausführung C-3930, aber noch unter Vorbehalt].
Hinzu kommt, dass es bei Gitzo Serie 3 Stative gibt, da endet der größte Beindurchmesser bei rund
33 mm, Serie 5 dann bei rund
41 mm [
korrigiert von fälschlich 37 auf 41] und beim Novoflex PRO-75 ? Die Beine konnte ich vor Ort selber nicht nachmessen, aber die Bezeichnungen lauten C-3930 und C-3940; nach der Nomenklatur von Novoflex haben die Beinrohre oben dann auch den maximalen Durchmesser von
39 mm (so wie es auch in den ersten Nachrichten im Netz zu dem Stativ steht).
Einem Gitzo Serie 3 entspricht das neue PRO-75 damit also ganz sicher nicht.
- das im Set beiliegendes Zubehör
geplant sind bisher nur zwei Ausführungen, je ein 3- und 4-Segementer (man will wahrscheinlich erst mal austesten, wie sowas am Markt überhaupt ankommt), Verkaufsstart Mitte November
Die Sets enthalten ...
- eine Tasche (kann ich nicht beurteilen, da ich sie nicht in Händen hatte)
- ein kompaktes Werkzeug (genannt „Multitool“, rund 70x30x8 mm, 8 Werkzeuge, von denen man aber nicht alle für das PRO-75 braucht, man kann damit aber fast an allen Geräten von Novoflex herum schrauben)
- 2 x Minibeine A-1010 (wer sich über die Zahl wundert: an der riesigen Stativschulter des PRO-75 sind diese vom Triopod her wohl bekannten Makrobeine für ein Bodenstativ nicht besonders sinnvoll, einfach etwas unterdimensioniert, obwohl sie ja bereits 40 Kg tragen können; aber die ebenfalls neuen Beine Mod. C-2820 passen trotz geringerem Durchmessers viel besser und sparen mit ihrem Teleskopauszug auch noch Umbauzeit (Gitzo hatte ja auch mal etwas Ähnliches im Programm: GT 3320-BS). Gedacht sind die beiliegenden 1010er Beinchen also eher für die beiden Zubehörbuchsen am Rand der Stativschulter (Anwendung: Anlehnstativ, Taschenhalterung etc.)
- maximale Arbeitshöhe
In der Presse findet man 154 cm, nachmessen konnte ich das gestern nicht, aber es stand ohne Mittelsäule in etwa genauso hoch wie das daneben stehende Quadropod-Stativ. Mit der Mittelsäule erreicht man dann gut 2 Meter (und es gibt noch Beinverlängerungen); diese Höhe wird mit beiden Beintypen erreicht (also egal ob 3- oder 4-Segmenter)
- Packmaße
Das Stativ erscheint einem aufgebaut schon sehr wuchtig. Zusammengefaltet durch die ausladende Stativschulter liegen die zusammengelegten Beine beim Transport nicht parallel; nix mit durchgehender 8 cm-„Packhöhe“, wie man das von anderen (kleineren) Stativen gewohnt ist; bei den Packmaßen sollte man daher auch besonders das Umfangsmaß im Auge behalten
- Kameraplatte in der Stativschulter
Im Durchmesser etwa 70 mm, kann herausgenommen werden, allerdings nicht werkzeuglos, man muss dazu am Rand der Stativschulter mit dem Multitool-Werkzeug an drei kleinen Inbusschrauben drehen (geht schnell, nur leicht lösen, brauchen nicht herausgedreht werden); die Öffnung ist genormt (75er) und ermöglicht grundsätzlich auch den Einsatz von Fremdzubehör
- Zubehör für die Stativschulter
a) es gibt eine Nivellierkalotte (MBAL-Pro75), die durchaus den Verzicht auf einen Kopf zum Gewichtsparen möglich macht (lieferbar aber erst ab 2/2018); 15 Grad Verstellung in alle (!) Richtungen , sie ist deutlich größer als das vom Triopod bekannte Modell, der Fixierhebel wird nach dem Einsetzen in die Stativschulter durch ein Loch, das sich in einer der Zubehörbohrungen der Stativschulter versteckt, gesteckt; an Stativen ohne die 75er-Öffnung kann man dieses Zubehör auch verwenden, im Kalottenfuß befindet sich eine 3/8-Gewindebuchse
b) sofort lieferbar ist dagegen eine Mittelsäule (TRIO CC-PRO75)
selbsthemmend, das heißt, man braucht den Feststellknebel nicht unbedingt anziehen, gestern hielt sie rund 1,4 Kg Kamera so; sie bietet eine Verlängerung von 48 cm, ist sehr massiv gebaut (ich fühlte mich sofort an meine damalige aus der Titan-Serie von Cullmann erinnert); beim Einsetzen von oben in die Stativschulter muss man etwas aufpassen, da für den Durchgang des Kurbelhebels nicht viel Platz ist; die Mittelsäule hat an beiden Enden eine große (70 mm) runde Kameraplatte mit 3/8-Gewinde (Anwendung beschreibe ich beim Punkt Beinanstellwinkel), diese Teller haben zusätzlich 3 Bohrungen, so wie ich das von meinem alten Manfrotto 055er-Stativ her kenne (Blockieren des Stativkopfes u.a.) – die Anwendung beschreibe ich weiter unten (Punkt Anstellwinkel)
http://mainlinephoto.com.au/novofle...rofessional-tripod-with-geared-centre-column/
- und nun zum Lieblingsthema des Forums: die Stativbeine
Durchmesser des obersten Rohrsegmentes:
39 mm (Abstufungen mir noch nicht bekannt), bis jetzt nur in teurem Carbon lieferbar, es gibt zum Verkaufsstart je ein 3- und 4-Segmenter (Artikelbezeichnung C-3930 und C-3940, also 2 oder 3 Auszüge)
An der Stativschulter angebracht werden sie werkzeuglos wie beim Quadro- und Triopod mit dem Novoflex typischen Stufengewinde, einmal festgedreht lösen sie sich nicht, wenn man an den Beinklemmen dreht (wahrscheinlich der große Rohrdurchmesser).
Als Zubehör gibt es die bekannten
Beinverlängerungen, aber mit dem größeren Rohrdurchmesser (QLEG CE50-P), damit kommt man dann inklusive Mittelsäule auf gut 2,5 Meter max. Auszugshöhe.
... wie das dann im Prinzip bei allen Novoflex Stativen gleich funktioniert, kann man sich hier im Video etwa bei Minute 1:18 ansehen :
https://www.youtube.com/watch?v=8MXwnPvex7w
Am Beinende befindet sich dieselbe Gewindebuchse aus Metall wie beim Triopod – das bereits vom Triopod / Quadropod gewohnte Zubehör kann also einfach weiterverwendet werden (habe ich mit der passenden Adapterschraube gestern vor Ort extra ausprobiert); die Spikes kennt man ebenfalls schon, die Gummifüße sind aber nicht mehr als stülpbare Gummikappen dabei, sondern jetzt als eigenständige Füße mit fest eingeklebtem Gewinde (man stülpt nicht mehr, man schraubt)
Mit dem 4. Anstellwinkel (87 Grad) liegen die Beine zwar nicht mit dem Moosgummi am Boden auf, aber wegen des großen Beindurchmessers eben auch nicht mit dem Gummifuß, sondern mit dem sehr breiten Ring der unteren Schraubklemme.
Die verschiedenen neuen Beine sieht man im Vergleich hier:
http://www.photographie.de/cgi-bin/adframe/news_und_szene/article.html?ADFRAME_MCMS_ID=2572
- Materialwahl
Wie gesagt, bisher nur in Carbon und damit erklärt sich auch der recht hohe Preis der Stativsets. Vom Triopod kennt man das ja, wie sehr man sparen kann, wenn man stattdessen auf Alu setzt; aber: beim Triopod macht der Gewichtsunterschied pro Bein auch nur 100 Gramm aus, bei 3 Beinen vom Kaliber der PRO-75-Serie ist Carbon wahrscheinlich zwingend notwendig (hatte keine Waage dabei)
- Anstellwinkel
Wo das angesprochene Gitzo GT3541 3 Winkel hat (24/55/90), bietet das neue Novoflex Stativ derer 6 = 4 „normale“ (23, 45, 65, 87 Grad) + 2 „inverse“ (43 + 155 Grad); interessant ist die
inverse Bauweise, die man üblicherweise nur bei Reise-Kompaktstativen findet: bei
155 Grad invers liegen Mittelsäule und Kopf zwischen den hochgeschlagenen Beinen und man spart etwas Packlänge (der Durchmesser des Kugelkopfes spielt dabei wegen des großen Stativumfangs keine Rolle)
https://www.google.de/search?q=novo...h=524#imgrc=2_I0k4aUqgfC8M:&spf=1509980415093
- und die
43 Grad invers sind eine Besonderheit, die ich dann gestern auch gleich mal ausprobiert habe:
Die Kurbelmittelsäule hat ja an
beiden Enden eine Stativ/Kameraplatte; werden die Beine so umgeklappt, kann man das Stativ einfach auf den Kopf stellen, so dass die Mittelsäule mit montierter Kamera automatisch nach unten weist (man braucht für bodennahe Aufnahmen nicht mehr die Mittelsäule auszubauen und spart dadurch etwas Zeit
ist aber Geschmackssache, ich fotografiere bodennah lieber ganz ohne MS: [Nachtrag] die dann auf dem Kopf stehende Kamera (wenn man sie umgedreht an der Mittelsäule montiert hat und mit der ich nicht gerne so fotografiere) lässt sich aber auch vermeiden, man sieht das hier auf der Shopseite, Bild unten obere Reihe ganz rechts, wo man mit Kugelkopf und L-Winkel die Kamera bodennah wieder richtig auf die "Füße stellt" :
https://ssl.sagafoto.at/2_217_219_414_0/a_414_6001/Novoflex-TRIOPROC3940.html
( es gibt dazu hier im Forum aber sicher auch noch andere Lösungsvorschläge )
Was mir jetzt dabei aber ganz praktisch erscheint, ist der Kurbelmechanismus der Mittelsäule, gerade bei Makroaufnahmen.
- Aufbauzeit
Ging bei mir etwas länger als vom Triopod gewohnt. Nicht, weil der Beinauszug zu langsam ist, sondern weil das Stativ als Ganzes viel „sperriger“ ist; die Beinverschlüsse sind jedenfalls so angeordnet, dass man sie mit großen Händen auf einmal lösen kann
Was bisher noch fehlt:
- ein Adapter, der es ermöglichen würde, die Mittelsäule quer als Ausleger zu verwenden (Gitzo hat Ähnliches im Programm, wünschenswert wäre etwas vergleichbar mit dem Beinadapter G-541 oder gleich als ganze Kurbelmittelsäule mit gewinkelter Befestigung wie G-535; so etwas ist zwar stabiler, wird dann aber ganz schnell sehr teuer, weshalb ich mir eher die erste Variante wünsche - oder eben deutlich günstiger etwas wie das Feisol PB-70 Auslegearm-Kit)
- Tellerfüße für Sand und Schnee (ich behelfe mich da zurzeit noch mit Fremdzubehör aus dem Ersatzteilsortiment von Leki, die Teller werden dann an den neuen Beinen des PRO-75 zwischen Beinende und Gummifuß gesetzt)
Fazit: was bleibt hängen ?
Ein Fazit möchte ich eigentlich noch gar nicht ziehen. Das Stativ sieht nicht nur massig aus, man braucht eine große Geldbörse, man bekommt dafür sehr dicke Beine und eine maximale Arbeitshöhe von über 2,50 Meter, als Zubehör eine massive herausnehmbare Kurbelmittelsäule und eine ausladende Stativschulter.
Als Entschädigung für den
Aufwand (Geld, Gewicht, Packmaß) bekommt man eine Mittelsäule, die auch ausgezogen bei 2 Metern um keinen Millimeter gewackelt hat, das war für mich schon beeindruckend (eine Testnote dafür wird man aber in einem Labortest vergebens suchen, wenn Fotostative bei der Vibrationsdämpfung meist immer nur mit eingeschobener Säule getestet werden, die meisten Mittelsäulenstative einfacherer Bauweise verlieren dabei sonst einfach zu viele Punkte)
Das neue Stativ wird weder das Triopod ablösen noch plötzlich zum Wunschstativ werden, dafür wendet es sich an einen ganz speziellen überschaubaren Kundenkreis (professionelle Naturfotografen, Kameraleute).
Aber so schlecht kann sich die bisherige „kleine“ Stativserie auch nicht verkauft haben, als dass man dadurch jetzt nicht genügend Geld in die Kasse bekommen hätte, mal wieder etwas Neues zu entwickeln ...
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Zitat
Dann bleibt zu hoffen, dass sie die [Bein]Verschlüsse verbessert haben ...
Nun, alles geht anscheinend wieder seinen gewohnten Gang

Das hört sich immer so an, als müsste sich jemand wie in einem endlosen Hase-Igel-Wettrennen um die letzten Hundertstel immerzu steigern, um irgendwie „besser“ zu werden – dabei sind die Stativserien Triopod, Quadropod und TrioPod-PRO-75 völlig unterschiedlich und für ganz unterschiedliche Anwendungszwecke und preislich auch für andere Käuferschichten konzipiert worden ... da wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen (so einen Kommentar kann man eigentlich auch nur machen, wenn man das Stativ noch nicht in natura gesehen hat).
Das hier soll ja auch nur ein erster Eindruck sein ... Fehler meinerseits sind also durchaus möglich
M. Lindner