Hallo Thomas,
sag´ dem Reiseleiter, er soll seine "tollen" Vorschläge für sich behalten und besser nach guten Locations für euch suchen.
Die 60D ist eine moderne DSLR mit rauscharmem Chip, die ist mit Sicherheit geeignet. Klar, ist eine leistungsfähigere Kamera immer besser, aber die 60D als ungeeignet abtun, halte ich für Quatsch.
Ich war im Oktober mit zwei Freunden auf den Lofoten mit Schwerpunkt Polarlichtbeobachtung und -fotografie. In der Gruppe hatten wir dabei 2× Pentax K-5, Canon 5D MkII und eine ältere Canon, ich glaube 450D. Dier Ergbenisse sind durchweg gut bis sehr gut. Die 450D fällt etwas ab, was aber nicht wundert. Ich war im Vorfeld der Überzeugung, dass die 5D MkII aufgrund des Vollformats der K-5 überlegen ist. Das hat sich aber zumindest bei der PL-Fotografie nicht bestätigt. Die Leistung liegt hier absolut auf vergleichbarem Niveau, was das Rauschen angeht. Dafür hatte die K-5 deutliche Vorteile bei den zur Verfügung stehenden internen Funktionen, dazu aber später.
Ich habe fast ausschließlich das Samyang 14mm f/2.8 an der K-5 benutzt. Grund: lichtstark und die Sterne sind auch in den Ecken punktförmig. Das Glas zeigt fast keine Koma. Hier sind Zooms häufig sehr schlecht und ich finde es unästhetisch, wenn die Sterne in den Ecken so verschmieren. Allerdings hat es ein komplexes Verzeichnungsmuster, was aber bei diesen Aufnahmen überhaupt nicht stört. Das Glas hat eine Serienstreuung und man muss ein gutes Exemplar erwischen. Meines ist sauber justiert und der Unendlichanschlag stimmt. Am besten vorher ausgiebig am Sternhimmel testen.
Ein Kollege hatte das Sigma 10-20mm f/3.5. an der K-5. Die Blendendifferenz zu f/2.8 ist in der Praxis bei der PL fast unerheblich. Dafür machen sich 4mm weniger Brennweite immens bemerkbar. Das Glas hat sich wacker geschlagen, mit sehr schönen Ergebnissen.
Der Kollege mit der Canon hat ein 24-70 f/2.8 benutzt. Das ist m.E. zu lang, man erfasst noch weniger Himmel als mit dem Samyang, welches an der K-5 21mm KB entspricht.
Ich würde daher das Tokina 11-16 nicht ausschließlich für die PL-Reise anschaffen, es sei denn, du bist mit dem Tamron unzufrieden und hattest das andere sowieso auf dem Plan.
Wenn ich nochmal in den Norden reise zur PL-Fotografie ist auf JEDEN FALL ein 8mm Fisheye im Gepäck. Ich habe einen so großen Bildwinkel schmerzlich vermisst, wenn das PL im Zenit als Korona erscheint. Das PL kann sich rundherum so großflächig verteilen, dass Du glaubst direkt unter einer Lichtdusche zu stehen. Ideal für das Fisheye, da spielt die typische Verzerrung überhaupt keine Rolle (die für mich sonst ein inakzeptabel ist).
Wichtig ist:
1. Absolut stabiles Stativ mit EINFACH zu bedienendem Kopf und SICHEREM Schnellverschluss (2-mal ist einem Kollegen in der Nacht die Kamera auf den Boden gedonnert, weil sich der Kopf in der Dunkelheit nur unsicher bedienen ließ).
2. Kabelauslöser, um Auslöseverwackler zu vermeiden.
3. Stirnlampe, falls mal was einzustellen ist. Ideal mit Weiß- und auch Rotlicht, das in der Dunkelheit nicht so blendet und stört. Die anderen Fotografierenden werden es Dir danken.
4. Ersatzakkus, in der Kälte machen die schneller schlapp.
5. Wasserwaage, entweder intern (ich kenne die D60 nicht) oder extern auf dem Blitzschuh. Häufig wirst Du die Landschaft mit einbeziehen wollen (zumindest wenn ihr schöne Plätze findet) und es sieht einfach blöd aus, wenn der Horizont hinterher total schief steht. In der Dunkelheit kannst Du das überhaupt nicht beurteilen, die Wasserwaage hilft dabei. Klar, kann man auch später die Bilder gerade rücken, besser es passt schon vorher.
6. Fotos im RAW+ anfertigen. Dann hast Du das Jpg zum schnell anschauen und das RAW für den Feinschliff hinterher.
7. Reichlich Speicherkarten mitnehmen und/oder Backupmöglichkeit.
8. Die Histogramme helfen Dir nicht viel weiter bei PL-Fotos, da meist sehr in den dunklen Bereich verschoben. Daher musst Du Dich auf die Beurteilung des Bildes am Display verlassen. WICHTIG: Die Displayhelligkeit auf geringste Stufe einstellen, sonst gauckelt Dir das in der Dunkelheit ein korrekt belichtetes Bild vor. Im Hellen/Zuhause wirst Du aber feststellen, dass die Bilder unterbelichtet sind. Dann musst Du die RAWs hochziehen mit deutlichen Qualitätseinbußen.
9. Programmierbarer Auslöser. Häufig ist die PL Dynamik so hoch, dass das mit Zeitraffer Sequenzen genial dokumentiert werden kann. Unser Vorgehen: ASA 1600, Bl. 2.8, 5 Sec belichten, 1 Sec zum Wegschreiben der Daten, nächstes Bild. Entspricht 10 Bilder/Minute. Ich habe die K-5, die eine interne Programmierung ermöglicht, manchmal 30-45 Minuten am Stück durchballern lassen. Ergibt superschöne Timelaps-Sequenzen. Die beiden Canon Gehäuse bieten das nicht, da braucht es einen externen Timer. Wenn die D60 einen intern hat, umso besser. Bei dieser Datenflut musst Du auf Jpg mit reduzierter Auflösung gehen, es sei denn die 60D ist sehr schnell beim Datenwegschreiben und Du hast ausreichend Karten mit VIEEEL Speicher. Die K-5 kam hier ins Stocken, was aber an meinen zu langsamen SD-Karten lag. Am besten so groß, dass sich hinterher Full HD daraus rechnen lässt. Das reicht für Videosequenzen. Schöner Nebeneffekt: Während die Kamera arbeitet, hat man Zeit zum nur Schauen und Staunen.
10. Wenn die D60 USER-Modi speichern kann, programmiere vorher alle notwendigen Einstellungen für PL-Einzelfotos und PL-Sequenzen. Die K-5 kann das und es ist im Dunkeln eine erhebliche Erleichterung. Schnell hat man sonst beim Wechsel mal einen Parameter vergessen und dann stellt man erst einige Fotos später fest, dass es nicht passt. Wenn im jeweiligen Modus alles korrekt eingestellt ist, einfach anwählen und alles passt.
Mein Tipp:
- übe vorher mit der Kamera im Dunkeln oder Sternenhimmel bis Du sie "blind" bedienen kannst
- optimiere die Belichtung, dass die Sterne möglichst punktförmig bleiben
Mächtig viele Polarlichter (das ist einfach nur genial) und viel Erfolg wünscht
Frank