Warum muss ein Oldie nur „Charakter“ im Sinne von durchaus charmanten Fehlern haben und darf nicht scharf sein?
Warum sollte sich beides ausschließen? Das Zeiss Sonnar hat knackige Schärfe, hervorragende Mikrokontraste, ein schönes aber eigentümliches Bokeh, ist gut kontrolliert und hat dennoch Charakter. Verglichen mit dem (ebenfalls bei Cosina gefertigten) VM Nokton 50/1.5, das ähnlich klein und kurz baut, aber ein doch aktuelleres Bild abliefert, vergleichbar mit anderen aktuellen 50ern.
Oder ein altes Sigma 35/1.4 aus DSLR-Zeiten, adaptiert auf DSLM: Knackscharfe Abbildung, aber unter bestimmten Bedingungen kann man ebenfalls sehr schöne LoCAs in ein Portrait zaubern, die tatsächlich nicht störend, sondern harmonisch wirken. Etwas schwieriger mit moderneren Objektiven, die sind besser unter Kontrolle.
Die drei fabulösen Pentax: SMC 31/1.8 AL Ltd, SMC 43/1.9 Ltd. und SMC 77/1.8 Ltd. Vergleichsweise junge Objektive, gerade am Scheideweg zwischen Film und Digital, herrliche Schärfe, schönes Bokeh, Lichtstark, schöne Farben... Dennoch Charakter-Objektive, für die besonderen Bilder.
Ich könnte noch ein paar mehr Objektive auflisten, aber vor Allem die mit dem "L" für die "M" kann ich mir wohl auch sparen, wird wohl schon jeder von gehört haben.
Fast alle Objektive mit besonderem Charakter die kenne, bilden auch an aktuellen Kameras sehr gut ab. Teilweise muß man die Blende ein wenig schließen für das letzte Fünkchen Schärfe, aber das findet man auch bisweilen bei aktuellen und hochpreisigen Objektiven. Gutes Altglas muß in Schärfe aktuellen Objektiven jedoch in nichts nachstehen. Sie haben jedoch oft, zum Beispiel auf Grund fehlender asphärischer Linsen, Bleivergütung oder anderer baulicher/technischer Eigenschaften einen deutlicheren "Charakter" an modernen, digitalen Kameras, der an Analogkameras vielleicht noch nicht so stark zum Tragen kam.