Wahrscheinlich werden sich den Winzern die Nackenhaare aufstellen, wenn sie lesen, daß sie ihren Wein "brauen". Ebenso wie sich mir die Nackenhaare aufstellen, wenn meine Tätigkeit als Fotograf "foten"genannt wird.
Erstmal muß ich meinem Vorredner auch widersprechen, denn ich bin durchaus der Meinung, daß man auch mit improvisierten Mitteln zu brauchbaren Produktabbildungen kommen kann.
Recht geben muß ich ihm aber in sofern, daß gerade die gekonnte Darstellung von Glas eine Menge Erfahrung und auch ein vernünftiges Equipment erfordern. Und auch ich bin absolut der Meinung, daß diese Versuche, Produkte auf weiß "wie freigestellt" zu fotografieren, immer zu Lasten des Produkts gehen und ein Freistellpfad viel schneller gezogen ist als so ein Larifari-Licht zu setzen.
In dem Beispiel des Threadstellers glaube ich erkennen zu können, daß aus Unerfahrenheit zu viele "faule Kompromisse" eingegangen wurden. So steht die Lampe für den direkten Reflex, mal abgesehen davon, daß sie nicht gleichmäßig ausgeleuchtet ist, zu weit von der Flasche weg. Was zur Folge hat, daß der Reflex zu früh abreißt. Um dem entgegen zu wirken ist er mit der Kamera so weit runter, bis es wieder so einigermassen passt. Daraus ergibt sich allerdings eine sehr ungünstige Perspektive. Wie Rue schon schreibt zieht sich der Fond unkontrolliert in die Flasche ein, da weder abgenegert noch gezielt eingespiegelt wurde. Und der Wein an sich, um den es eigentlich sogar noch eher gehen sollte als um seine Verpackung, ist einfach nur eine trübe Plöre, da versäumt wurde, ihm sein eigenes Licht zu machen.
Wie gesagt, ich will nicht behaupten, daß solche Produktabbildungen nicht auch selbst zu machen sind. Allerdings braucht es dazu ne Menge Biss und eine große Affinität zum Thema Fotografie bzw. Licht. Mit schnellen, besseren Ergebnissen ist dabei kurzfristig nicht zu rechnen. Und wenn die Aufnahmen, wie Rue vermutet, zur Verkaufsförderung erstellt werden sollen, würde auch ich davon abraten, solche oder ähnliche Versuche dem Konsumenten zu präsentieren, weil sie die Qualität des Produkts mächtig runterziehen.
Kommerziell gesehen wäre es für einen Fotografen lukrativer, zu Winzern und den Essig, der wahrscheinlich dabei rauskäme, mit hochwertigen Produktabbildungen an den Mann zu bringen, als für einen Winzer zu fotografieren, um dadurch ein sicher hochwertiges Produkt in Wert und Qualität herabzusetzen.
Gruss Der Rabe