Hallo Andreas!
Der Dynamikumfang spielt zunächst bei der
Aufnahme eine Rolle. Immer dann, wenn die Szene einen größeren Kontrastumfang aufweist als die Kamera mit einer einzigen Aufnahme bewältigen kann, musst Du mit Kompromissen/Abstrichen leben: Je nach von Dir gewählter Belichtung wirst Du 'abgesoffene' Schatten (Schwarz), 'ausgefressene' Lichter (Weiß), oder ungünstigstenfalls beides haben, d.h. in Teilen des Bildes sind Details unwiederbringlich verloren (keine 'Zeichnung' mehr vorhanden).
Ob und wo/wie das zu verschmerzen ist, ist ggf. Teil Deiner fotografischen Entscheidungen - andernfalls muss ggf. zu entsprechenden Tricks und Hilfsmitteln gegriffen werden (Dynamik der Szene 'verringern': Aufhellblitz/Reflektor, Sunswatter, Verlaufsfilter, ...; oder den Aufnahmeumfang der Kamera künstlich 'vergrößern': Belichtungsreihe/HDR-Techniken).
Bekomme ich nun deutlich mehr sichtbare Zeichnung in den Tiefen bei der Kamera mit höherem Dynamikumfang?
In Deinem Beispiel würdest Du z.B. bei der Architekturaufnahme das helle Gebäude jeweils so belichten, dass es gerade nicht 'ausfrisst', sondern in den hellsten Bereichen noch Zeichnung bewahrt. Dementsprechend hätte die Kamera mit 10 EV Dynamik einen Vorteil, sie würde noch Zeichnung in Schattenpartien darstellen, der bei der 8 EV-Kamera bereits 'abgesoffen'/schwarz ist. Ob das später "deutlich" wird, hängt davon ab, ob diese Bereiche des Bildes noch für Dein Motiv relevante Information enthalten - in vielen Fällen darf man da vielleicht durchaus ein Fragezeichen dran machen.
Entspricht dieses mehr an Zeichnung einer Verlängerung der Belichtungszeit um 2 Blendenstufen bei der Kamera mit dem geringeren Dynamikumfang?
Eher nicht. Allerdings lässt sich das nicht pauschal beantworten, ohne die Art der Belichtungsmessung und die Lage des 'mittleren' Helligkeitswertes der beiden Kameras genauer zu kennen. Im Regelfall ist der Dynamikumfang von Digitalkameras in Richtung 'Lichter' etwas kleiner als der Bereich zu den 'Schatten' hin. Die Kamera mit 8 EV könnte z.B. von der Mitte aus 3 EV 'nach oben' haben und 5 EV 'nach unten', während die zweite Kamera 10 EV aus 3,5 EV oben und 6,5 EV unten 'herausholt'. Die Belichtungsmessung bzw. die 'mittlere' Belichtung der beiden Kameras würde sich in diesem Beispiel aber nur um 0,5 EV unterscheiden! (Würdest Du also mit der zweiten Kamera länger belichten, hättest Du auch dort wieder ausgefressene Lichter.)
Und zu guter Letzt, wenn mein Ausgabemedium z.B.: Fotopapier nur 6 Blenden darstellen kann, wie erfolgt dann die Anpassung?
Bei der späteren
Ausgabe ist es durchaus möglich, auch auch einen größeren Kontrastumfang auf einem Medium mit geringer Dynamik wiederzugeben (Monitor, Fotopapier, ...). Der Trick ist die passende 'Komprimierung' des Dynamikunfangs auf ein verträgliches (= zum Ausgabemedium passendes) Maß. Stichwort(e): "Tonwertkurve" (Tonemapping, Gradation, Gammakurve).
Gruß, Graukater