Die Kamera macht das Bild viel heller als es tatsächlich ist und somit kommt die Situation falsch rüber.
Kommt drauf an, wen du fragst. Es gibt Menschen, die sind ausgesprochene Nachteulen und erleben Nachtszenarien erstaunlich hell. Es gibt aber auch "nachtblinde" Menschen, die unterhalb einer gewissen Helligkeitsschwelle, die für den Durchschnittsbetrachter noch hell genug ist, fast nichts mehr erkennen. Ob es schon "dämmrig" ist oder noch "normal hell", empfindet im Übergangsbereich auch jeder Mensch etwas anders bzw. zu etwas anderen Zeitpunkten. Tendenziell sinkt die Nachtsehfähigkeit mit dem Alter, aber es gibt Ausreißer in beide Richtungen. Dazu kommt der Effekt, dass Augen sich an dunkle Umgebungen erst gewöhnen müssen, d. h. derselbe Mensch empfindet ein und dieselbe Szenerie nach fünf Minuten deutlich heller und erkennt plötzlich Details, die er vorher nicht gesehen hatte. Von daher kann man gar nicht eindeutig sagen, wie hell es "tatsächlich" war.
Man kann natürlich vom eigenen Empfinden ausgehen und das zum Standard erklären. Wobei dann vielleicht Mitreisende anderer Meinung sind und die Helligkeit etwas anders in Erinnerung haben.
Oder man sucht sich einfach die Belichtung raus, die man fürs Foto als besonders schön empfindet – unabhängig davon, ob sie jetzt genau der Empfindung vor Ort entspricht. Nicht-Mitreisende, die die Fotos später zu sehen kriegen, wissen ja eh nicht, wie es vor Ort ausgesehen hat. Wenn ich mitkriege, wie begeistert die Leute z. B. über Nachtaufnahmen aus dem iPhone sind (die intern eine massive HDR-Bearbeitung hinter sich haben und mit der Realität nicht mehr viel Ähnlichkeit haben), bestätigt sich dieser Ansatz.
Die Kameraautomatik versucht halt so wie sonst auch ein Bild mittlerer Helligkeit zu erzeugen, was jedoch nicht deinem Eindruck von "dämmrig, dunkel" entspricht.
So hundertprozentig stimmt das nur, wenn man die mittenbetonte Messung eingestellt hat. Voreingestellt an den Kameras ist meist eine Mehrfeldmessung, die ihre eigenen Gewichtungen hat und dadurch teilweise auch stark vom Mittelgrau abweicht. Das gilt insbesondere dann, wenn nur einzelne Felder sehr hell sind (weil sie z. B. Lichtquellen/Lichtspitzen) enthalten, was ja ohne Gewichtung zu Unterbelichtung führen könnte. Speziell bei Nikon-Kameras ist mir schon das umgekehrte Extrem aufgefallen, dass nämlich dunkle Szenarien (auch wenn es keine Spitzlichter gibt) absichtlich unterhalb des Mittelgraus eingestellt werden; das soll wohl dem natürlichen Eindruck der Nacht eher entsprechen. (Eine unerwünschte Nebenwirkung ist, dass Bilder bei Verwendung starker ND-Filter zu dunkel werden.)
Wie die Sony-Mehrfeldmessung mit Dunkelheit umgeht, weiß ich nicht. Müsste man mal konkret austesten.