Bevor ich meine Neuerwerbung auf die Menschheit loslasse, muss erst mal wieder unser Eisbär Modell stehen. Es gibt sicher attraktivere Motive, aber der Junge kann einfach besser stillhalten.
Alle Bilder wurden manuell mit 10x Lupe auf die Fusseln vor dem (von der Kamera aus gesehen) linken Auge fokussiert und mit ACR (Adobe Camera RAW) 6.4 aus RAW entwickelt. Angepasst wurde nur der Weißabgleich und minimal die Belichtung, um die Tonung und Helligkeit möglichst nahe einander anzugleichen.
Um eine Idee des Settings zu bekommen: Das erste Bild ist mit 45mm bei F5.6 aufgenommen und zeigt, welch mageren Freistell-Effekt man in etwa mit einem Kit-Zoom bei der Brennweite erreicht. Die Mignon-Zelle ist ein Indikator für die Größe des Eisbär-Kopfes, der etwa die Größe eines Kinder-Kopfes hat. Der Abstand zum Kopf betrug hier ca. 1,2 Meter, der Abstand vom Kopf zum Hintergrund rund 2 Meter (bis zur ersten Glühbirne ca. 1,8 m).
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Das gleiche nun bei Offenblende (F1.8):
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Zum Vergleich das Bokeh mit dem Leica Summilux-M 50/1.4 ASPH bei F1.4. Der Abstand zum Motiv wurde hier aufgrund der etwas längeren Brennweite ein wenig vergrößert (nun ca. 1,3 Meter), um den Kopf in etwa in der gleichen Größe abzubilden:
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Das Summilux-M zeichnet bei vergleichbarer Schärfe ein noch cremigeres Bokeh mit entsprechend größeren Zerstreuungskreisen. Obwohl der Weißabgleich hier etwas "kühler" eingestellt wurde (5200 Kelvin statt 5600 Kelvin wie beim M.Zuiko), produziert es wärmere Farben. Der Fairness halber muss man allerdings auch erwähnen, dass man für den Preis des Leica Summilux-M in etwa zehn Stück des 45/1.8 bekommt...
Noch mehr Freistellung, bei allerdings auch noch mal deutlich verändertem Blickwinkel liefert das Samyang 85/1.4 bei F1.4. Der Abstand zum Hauptmotiv musste hier für eine vergleichbare Größe auf ca. 2,2 Meter erhöht werden. Der Anteil des erfassten Hintergrundes reduziert sich deutlich, was aber in der Portrait-Fotografie durchaus gewollt sein kann.
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Es ergibt sich nochmals eine deutliche Änderung der Bokeh-Charakteristik. Es erreicht nicht ganz die Cremigkeit des Leica Summilux, die Zerstreuungskreise nehmen allerdings noch mal deutlich an Größe zu. Die Schärfe bei Offenblende ist nicht ganz auf dem Niveau des Summilux-M oder des M.Zuiko 45/1.8, trotzdem empfinde ich die Abbildungsleistung des Samyang 85/1.4 unter diesen Umständen als sehr gut, denn eine 85mm Brennweite mit F1.4 zu bauen, ist eine echte Herausforderung, die Samyang hier gut gemeistert hat - und das in etwa auf dem Preisniveau des Zuiko 45/1.8! Auch hier zeigte sich nebenbei, wie schwierig es trotz 10x-Lupe ist, den Schärfepunkt noch exakt zu setzen. Wer ein Canon 85/1.2 an der 5Dzwo verwendet, wird ebenfalls wissen, wie gering die AF-Trefferquote da noch ist. In der Praxis am "lebenden Objekt" ist diese Brennweite auch an mFt deswegen erst ab ca. F2.8 ausreichend beherrschbar, dann allerdings in der Schärfe bereits besser als die des Summilux-M 50/1.4 und des Zuiko 45/1.8 bei Offenblende. Es hängt also im wesentlichen davon ab, wieviel Hintergrund man einbeziehen möchte. Die in Summe beste Leistung liefert für mich immer noch das Summilux-M. Ob dies jedoch dessen Mehrpreis rechtfertigt, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Insgesamt muss ich sagen, dass das M.Zuiko angesichts seines für mFT-Verhältnisse günstigen Preises bereits bei Offenblende eine erstaunliche Leistung zeigt. Gut gemacht Olympus!
Wenn es das nun noch in schwarz gäbe, sähe es auch an der GH2 erträglich aus...