Niemand muss anders belichten, wenn dasselbe 300/4 an einer mft oder an einer KB-Kamera geschraubt ist.
Hat auch niemand behauptet. Aber bei gleichem Bildwinkel, ISO, Verschlusszeit und Blendenzahl sammelt nun mal ein 600/4 viermal soviel Licht wie ein 300/4. Insofern muss man richtigerweise ein 300/4 an mFT mit einem 600/8 bei KB gleichsetzen, wenn man die Systeme vergleichen will. Sonst bekommt man ein falsches Bild.
Der Begriff der "Lichtstärke", der weiter oben verwendet wurde, ist ebenso wenig wie die Blendenzahl irgendwie ein Maß für die Lichtmenge, die durch das Objektiv gesammelt wird. (Offenbar möchten das einige suggerieren, damit mFT dann besser dasteht, weil man kann ja darauf verweisen, dass ein 2.8er Objektiv an beiden System gleich lichtstark ist
Aber ich will sachlich bleiben.) Die Blendenzahl gibt einfach nur das
Verhältnis von Brennweite zum Durchmesser der Eintrittspupille an. Die Blendenzahl ist also einfach nur ein Verhältniswert, keine physikalische Maßeinheit.
Beim gleichen Bildwinkel muss aber das mFT-Objektiv die halbe Brennweite haben. Deshalb hat
bei gleicher Blendenzahl ("Lichtstärke") die Eintrittspupille des 300/4 nur einen halb so großen Durchmesser bzw. nur ein Viertel der Fläche vom 600/4. Entsprechend geringer ist die Menge des eingesammelten Lichts.
Indem man den ISO-Wert gleichsetzt, weil man auch damit keine absolute Empfindlichkeit des Gesamtsensors angibt, sondern eine Empfindlichkeit pro Flächeneinheit, ergeben sich logischerweise die gleichen Belichtungswerte. Es bleibt aber dabei, dass im Ergebnis die kleinere Sensorfläche nur ein Viertel des Lichts in Verhältnis zum KB-Sensor einfängt. Das macht sich dann etwa beim Rauschen oder im Dynamikumfang bemerkbar, gleich gute Sensortechnik vorausgesetzt. Hat man ein lichtstärkeres Objektiv als an der KB-Kamera bzw. muss man weniger abblenden, weil die Schärfentiefe größer ist, wird das dadurch ausgeglichen.
Zum Hauptthema: Ich werde mir in 2020 keine mFT-Kamera mehr kaufen, ist ja sowieso nicht mehr viel Zeit dazu.
In 2021 wahrscheinlich eher auch nicht, aber wer weiß. Ich habe auch eher zu viele Kameras als zu wenig!
Ich habe aber Gründe, zumindest zwei meiner vorhandenen mFT-Kameras vorerst zu behalten: Meine GH5 ist immer noch eine hervorragende Video-Kamera, 4k60p ohne Crop und Zeitlimit, wo gibt es das sonst schon. Dazu die hervorragende Stabilisierung. Und eine Vielzahl von durchdachten Video-Werkzeugen. Bei Video blende ich sowieso eher etwas ab, da ist ein KB-System nicht so von Vorteil und das mFT-Set kleiner und leichter. Das 12-35/2.8 an der GH5 ist ziemlich genial, finde ich.
Für meine mal gebraucht erworbene E-M1 II gibt es zurzeit nicht mehr allzuviel auf dem Gebrauchtmarkt, befürchte ich. Hier schätze ich Größe und Gewicht mit den kompakten mFT-Linsen, auch meist wieder mit dem 12-35/2.8, und ein 45/1.8 passt immer noch in jede Tasche. Außerdem habe ich immer noch das Panaleica 100-400 und ich kann mir nicht vorstellen, diese Brennweite mit KB zu erreichen. Zu groß, zu schwer, zu teuer. Bisher fotografiere ich nicht viel mit einem Tele, es kann auch sein, dass mir für meine Zwecke das 100-300 von Panasonic reichen wird. Ich schätze auch die Wetterfestigkeit der Olympus, zum Beispiel beim Fotospaziergang am Meer oder im Regen. Und bei einem Verlust durch Defekt, Diebstahl oder was immer wäre der Verlust viel geringer als bei meiner langsam wachsenden KB-Ausrüstung. Der gebe ich aber aus verschiedenen Gründen insgesamt für Fotos den Vorzug, wenn Größe und Gewicht keine große Rolle spielen.