Ok, dann will ich euch mal nicht allzulange auf die Folter spannen.
Allerdings bin ich zeitlich momentan immer etwas knapp, weswegen mein Review nicht ganz so ausführlich ausfallen kann, wie es sich der ein oder andere wünschen würde.
Als er endlich ankam, musste ich ein wenig schmunzeln, als ich auf's Rechnugsdatum schaute: 28.09.2010 - es sind also 7 Monate und 1 Woche langen Wartens vergangen...
Jetzt aber zum Kopf...
Ich habe den D4 mit Classic-Klemme. Im Gegensatz zum D4m hat der D4 ein Getriebe in beiden Achsen verbaut.
Die Fakten:
Der Arca-Swiss D4 wiegt mit der Classic-Klemme etwa
910gr. Sicher kein Leichtgewicht, aber angesichts der Funktionsweise durchaus akzeptabel. Im
Größenvergleich ist er mit dem Z1 ziemlich ähnlich. Der Umfang des D4 ist jedoch etwas größer.
Kurz zur Funktionsweise:
Das Gerät ist, wie schon erwähnt, ein
Getriebeneiger. Ich kann also die Achsen, jeweils durch Drehen der
runden Einstellknöpfe, einzeln verstellen. Die Einstellknöpfe lassen sich recht stramm bewegen.
Der D4 verfügt über
zwei Panoramaplatten: Eine oben, eine unten.
Öffnet man die
tropfen-förmigen Schrauben, so entkoppelt man die Getriebe und man kann die Kamera in beiden Achsen frei bewegen. Zum Öffnen dieser Schrauben bedarf es in etwa 1/4 Umdrehung.
Alles scheint sehr gut gefettet und stramm verarbeitet, denn die Kamera plumst dann nicht einfach herunter, sondern es bleibt eine gewisse Friktion erhalten. Auch durch vollständiges losdrehen der tropfen-förmigen Schrauben bleibt die
Friktion erhalten. Einstellen läßt sich die Friktion somit nicht.
Das
freie Bewegen, also mit entkoppelten Getrieben, habe ich mir ehrlich gesagt weicher forgestellt. Ich dachte, es wäre ähnlich wie ein Kugelkopf. Es ist jedoch deutlich hakeliger, denn jede Achse bewegt sich ja getrennt voneinander. Es ist leider schwer zu beschreiben, aber wenn man sich die Konstruktion mal verinnerlicht, kann der Kopf sich eigentlich garnicht so leichtgängig wie ein Kugelkopf bewegen.
Alle Schrauben und Einstellknöpfe, bis auf die Schraube an der Klemme sind gegen versehntliches
Herausdrehen/Verlieren gesichert.
Der
Verstellwinkel beträgt horizontal etwa -35° bis +35° und vertikal etwa -105° bis 50°. Sollte man keinen L-Winkel haben, ist der Verstellwinkel also auch über Hochformat hinaus, was bei manchen Kugelköpfen mit Hochformat-Kerbe nicht möglich ist.
Horizontal wird der Verstellweg durch
Anschlag des dicken Stegs innerhalb seiner Halterung bergrenzt (sattes gegensetzen), vertikal wird der Verstellweg leider durch das Anschlagen der tropfenförmigen Schraube bzw. der oberen Panoplatte am Gehäuse des Kopfes begrenzt.
An diesem Punkt können wir eigentlich schon nahtlos zu den kleinen Dingen kommen, die leider noch nicht ganz perfekt sind:
Schöner wäre es natürlich, wenn auch der vertikale Verstellweg auch durch einen soliden
Anschlag begrenzt würde. Dadurch minimiert man das Risiko, dass man sich unschöne Katscher zuzieht, oder evtl. sogar etwas kaputt macht.
Die obere Panoramaplatte hat im Gegensatz zur alten Platte (beispielsweise am Z1) einen Durchmesser von nur 60mm, wodurch sich die Classic-Klemme sehr schön anpasst. Leider fehlt eine
Grad-Angabe, wie es der Z1 hatte. Dies ist nicht nur extrem nervig bei Panorama-Aufnahmen, sondern auch bei normalen Aufnahmen: Richtet man die Kamera zunächst waagerecht aus, und möchte dann einen vertikalen Schwenk nach oben machen (beispielsweise um den Horizont in die untere Bildhälfte zu legen), so muss dafür die Kamera exakt in der vertikalen Verstellachse ausgerichtet sein. Dies geschieht dadurch, dass man die Kamera auf die 0°-Position auf der Pano-Platte einstellt. Durch die fehlende Grad-Angabe und den riesigen Abstand zwischen Markierungsstrich (Auf der Schnellwechselplatte) und der Skala (auf der Pano-Platte) ist dies nur ungefähr nach Augenmaß möglich. Wer sich einen Getriebeneiger kauft, möchte aber nicht nach Augenmaß, sondern präzise arbeiten. Das ist hier imho nicht möglich.
Im Vergleich zum Z1 ist mir dann direkt positiv aufgefallen: Wow, die D4-Klemme hat eine
Inbusschraube, somit kann man leicht etwas anderes montieren. Also gleich ausprobiert: 4er Schlüssel - zu groß... 3er Schlüssel - zu klein! Ist Arca etwa auf Zoll umgestiegen??? Also 5/32 - zu groß.... 1/8 - zu klein!!! Also her mit der Schieblehre: 3,6mm, also irgendein krummes Spezialmaß, vermutlich genau so konstruiert, dass man es mit keinem existierenden Schlüssel aufbekommt. Danke Arca!!
Nächstes Problem: Die
Festellschraube der unteren Panoramaplatte. An meiner Gitzo GS3511S Mittelstütze geht sie so gerade vorbei. Am Stativteller des Gitzo Serie 3 schlägt sie hingegen hauchdünn an, sodass man sie nicht öffnen kann! Eigentlich braucht man ja nur etwa 1/4 Umdrehung zum Öffnen, bei mir ist dieses Stück jedoch nach unten von Nöten.
Ein grandioses Feature sind theoretisch die
Stift-Libellen unter der oberen Panoramaplatte, die ein exaktes Ausrichten der einzelnen Achsen möglich machen sollten Gerade bei der präzisen Arbeit mit einem Getriebeneiger perfekt. Als Anmerkung dazu: Diese Stift-Libellen sind immer ein vielfaches präziser als (selbst große) Dosenlibellen. Also theoretisch die perfekten Bedingungen. Ebenfalls super, dass man sie auch noch von unten sehen kann. So kann man über Kopf arbeiten, und die Kamera immer noch perfekt ausrichten - theoretisch! Also gleich ein Test mit einer großen Dosenlibelle. Die hätte es leider garnicht zur Kontrolle gebraucht, so ungenau war das Ergebnis. Genauer angeschaut musste ich feststellen, dass sich die Stiftlibellen in ihrer Halterung etwa einen halben Milimeter in alle Richtungen bewegen lassen! Ich bin mir nicht sicher, wie sie genau gehalten werden, und ob man sie intern justieren kann (an den Seiten sieht es ein wenig so aus), aber so ist das jedenfalls Nichts! Hier werde ich wohl definitiv noch mit Arca in Kontakt treten.
Nächster Punkt: Die
Auflagefläche des D4 auf dem Stativteller ist mit 43mm recht klein. Je nach verwendetem Stativ kann es daher passieren, dass die Madenschraube, die den Kopf gegen versehentliches Lösen sichern soll, nicht gegen den Fuß drückt, sondern gegen den sich drehenden Teil bei geöffneter Pano-Schraube. Bei mir ist es genau auf der Grenze (siehe Foto), was auch nicht gerade ideal ist.
Ein letzter, kleiner Schönheitsfehler ist in meinen Augen die
aufgeklebte Skala auf der horizontalen Achse. Diese hätte in meinen Augen ebenfalls gelasert sein müssen.
Nichts desto trotz ist all das Jammern auf höchstem Nieveau, denn es gibt einfach keine Alternative zu diesem tollen Kopf.
Nun beende ich mein kleines Review hier erstmal und stehe für Fragen bereit.