Vor ein paar Jahren, im megalangen Rucksack- und Taschenthread, habe ich schon gesagt: am Markt gibt's nix Brauchbares zu kaufen.
Mein Fazit heute nach dem Besuch von mehreren gut sortierten Läden lautet, daß sich daran absolut nichts geändert hat - eine so große unbesetzte Marktlücke findet man selten.
Wenn man in einen Fotoladen geht und nach einer Kameratasche für eine mittlere Ausrüstung fragt, die man auch am Fahrrad befestigen kann zucken die Verkäufer die Schultern, gucken dumm und haben nichts anzubieten außer diesen Vorschlägen:
- Rucksack während der Fahrt - ja, klasse, so ein erhöhter Schwerpunkt und ein verschwitzter Rücken machen doch Spaß... und wenn man damit stürzt hat der Orthopäde auf Jahre zu tun.
- Hüfttasche - super, wenn sich die beim Fahren nach vorne oder zur Seite dreht, auch schon probiert, außerdem geht nix rein (wenn was reinginge wäre das Teil zu schwer um bequem zu fahren)...
- Pelicase auf den Gepäckträger ("Und wie befestigt man den?" - "Da müßten Sie sich beim Schlosser was anfertigen lassen...")
Wenn man in einen Fahrradladen geht und nach einer Fahrradtasche fragt, die sich wie eine Kameratasche einteilen läßt und so gut gepolstert ist, daß es einem nicht den Rückschwingspiegel raushaut, zucken die Verkäufer die Schultern, gucken dumm und haben nichts anzubieten außer diesen Vorschlägen:
1. Ortlieb baut einen "Photo Shuttle" für freundliche 300 Euro. Wasserdicht. Dafür satte 5 Kilo schwer (!), sieht aus wie ein Kühlschrank und ist so gut geeignet, eine Fotoausrüstung auf dem Fahrrad zu transportieren wie ein Kühlschrank auf dem Fahrrad zu transportieren:
- Wenn man den Klotz vertikal befestigt, um einen niedrigen Schwerpunkt zu haben läßt er sich nur zur Seite öffnen, so daß alle Gegenstände darin extra gesichert werden müssen, damit sie nicht rausfallen, dafür wird der schwere Kasten das Rad zur Seite ziehen.
- Wenn man das Ding mit einer großen, schweren Halterung (25 Euro) horizontal auf den Gepäckträger montiert, um den Schwerpunkt schön weit oben zu haben, wird das Radfahren auch gleich spannender. Außerdem bekommt man dann keinerlei Satteltaschen mehr ans Rad.
- Dafür gibt's auch ein schickes Rückentragegestell (70 Euro), damit sieht man aus wie einer, der aus der Klapse entkommen ist und einen Kühlschrank spazieren trägt. Damit ist der Klotz dann auch so praktisch wie man es von Fotorucksäcken kennt: Motiv sichten, Kühlschrank abstellen und horizontal in den Dreck legen, öffnen, fotografieren (wenn das Motiv sich nicht bewegt hat), alles wieder einpacken, dann das verdreckte Teil über die Schulter auf den Rücken bewegen. Immer wieder schön.
2. Umgebaute Ortliebtaschen von Koenig - das sind Taschen mit 'Rollverschluß', sprich, wenn man an ein Teil der Ausrüstung herankommen will muß man sie umständlich öffnen, ungefähr 20 Meter tief in ein schwarzes Loch hineingreifen und raten, was man zu fassen kriegt. Nicht vergessen, Blindenschriftmarkierungen an den Objektiven anzubringen.
Die Inneneinteilung wird maßgefertigt, ist also nicht flexibel, wenn man mal Ausrüstungsteile wechselt. Gibt's dafür aber in tollen Farben sowie als Lenkertasche, in der eine komplette Leica-M-Ausrüstung einem intensiven Rütteltest unterzogen werden kann. Lichtblick im Koenig-Programm: eine Stativtasche für 60 Euro, toll...
3. Die Ortlieb Ultimate "L" ("L" steht für "limitiertes Raumangebot") mit Fotoeinsatz ist eine andere Variante des Rütteltests, und es geht auch nix rein.
4. Ähnlichen Schmonzens gibt's von Herstellern wie Vaude und MSX, nur ohne Fotoeinsätze.
Es sieht also weiterhin schlecht aus... und dabei ist die nicht gerade unübliche Zusatzanforderung "Laptopfach" noch gar nicht angesprochen worden...