Mein erstes L-Objektiv hatte ich nur eine Woche...
Ich muss ein bisschen ausholen: Ich fotografiere seit 2005 mit Canon EOS, hatte mir damals die EOS 300D geholt, zusammen mit einem Sigma 18-125. Zeitgleich gab mein Vater das Fotografieren auf und schenkte mir seine EOS 50E mit einem EF 28-105 USM und einem EF 70-300 USM, beide Objektive aus der ersten Generation, Mitte der 1990er Jahre. Das 70-300 habe ich viel benutzt, das 28-105 so gut wie nie, der Brennweitenbereich passte nicht recht zu APS-C. Die 300D wich einer 20D, dann kamen lange Jahre, in denen ich eher mit Smartphones fotografierte, die DSLR setzte Staub an. Dann kamen wir vor gut einem Jahr auf den Gedanken, eine Kamera für das Geschäft meiner Frau zu kaufen. Es wurde eine 250D mit Kit-Zoom, weil ich ja noch das Canon-Gerödel hatte. Die Kamera begeisterte mit ihren Features und enttäuschte mit ihrer Haptik, sie war mir für ernsthaftes Arbeiten einfach zu klein. Ich merkte, dass ich die olle 20D lieber in die Hand nahm. Das Ende vom Lied: Mitte letzten Jahres kaufte ich mir eine 6D, und an der lief plötzlich das gute, alte 28-105 zu großer Form auf.
Naja, und dann kommt halt das Gelaber der Freaks dazu, eine Vollformat-EOS ohne L-Glas ist witzlos und so. Kurz und gut, ich kaufte mein erstes L-Objektiv, das EF 24-105 mm f/4 L IS USM. Gebraucht, für 470 Euro von mpb. Es kam nach zwei Tagen. Die erste Enttäuschung: Die in der Anzeige erwähnte Sonnenblende fehlte. Anruf, "sorry, vergessen, liefern wir nach". Dann die ersten Test-Aufnahmen, na ja, soweit nicht schlecht, aber der Abstand zum alten 28-105 war jetzt nicht wirklich riesig.
Am nächsten Tag kam die Sonnenblende, und es war die falsche, sie hatten mir die Blende für ein 2.8er 24-70 eingepackt - "sorry, unser Fehler, wir schicken Ihnen die richtige Blende nach".
Dann war es kurz vor Weihnachten, ich ging das erste Mal abends mit der 6D und dem 24-105 raus, um Nachtaufnahmen zu machen - und die Kamera zeigte "Err 1" - es stellte sich raus, dass die Blendensteuerung im Eimer war, offensichtlich das berühmte Flachbahnkabel. Ich habe das Objektiv zurückgeschickt, mpb hat mir anstandslos das Geld zurückerstattet.
Dann habe ich auf eBay weiter recherchiert und schließlich einen Händler namens alpa photo gefunden, von denen bekam ich dann ein anderes 24-105 L für 429 Euro. Ebay warf noch einen Rabattcode aus, und für 419 Euro wurde es mein.
Zuerst musste ich etwas meine Erwartungen anpassen. Das 24-105L ist in seinen Abbildungsleistungen etwa auf dem Niveau von normalen Festbrennweiten. Zaubern kann das Ding nicht, und das alte 28-105 ist natürlich nicht besser, aber auch wirklich nicht himmelweit schlechter. Aber okay, das 24-105 hat am oberen Ende eine Blende mehr, am unteren Ende spürbar mehr Weitwinkel und einen Image Stabilizer. Haptisch ist es gegenüber dem 28-105 mit Plastiktubus natürlich auch ein deutlicher Gewinn. Dazu habe ich meiner 6D noch einen Batteriehandgriff gegönnt, und zusammen sind die beiden jetzt eine ziemlich männermäßige Kombo.
Und ich schiele immer häufiger nach einem 17-40 L, das muss ich nur noch irgendwie meiner Frau erklären.
Ach ja, und mit der 250D habe ich jetzt auch meinen Frieden gemacht. Das ist meine kleine Point&Shoot, wenn es mal nicht das große Besteck sein soll.