Eure tollen Bilder haben mir den Wunsch nach vieeeel mehr Brennweite geweckt.
Bisher ist das längste was ich habe, 150 mm.
Da gehen nur große Vögel im Habitat, wie der Reiher an der Ruhr:
Dein Graureiherbild gefällt mir von allen Bildern auf den letzten paar Seiten am besten.
Es transportiert die beruhigende Stimmung die einen in der in Nebel gehüllten Flussaue beschleicht hervorragend. Die Farben und Kontraste sehen sehr echt aus und wirken kein bisschen künstlich. Zudem ist die Komposition auch noch gelungen und den Abbildungsmaßstab empfinde ich als angenehme Balance: Hier wird zwar nicht einfach alles von vorne bis hinten scharf abgebildet wie es bei vielen "absichtlichen" Habitatbildern mit kurzen Brennweiten der Fall ist, aber trotzdem ist die umgebende Landschaft noch sehr gut erkennbar.
Finde ich wirklich rundum gelungen, Glückwunsch zu dem tollen Bild!
Einziger kleiner Kritikpunkt den ich konstruktiv anmerken würde, die gesamte Umgebung sieht zumindest hier in der kleinen Forumsversion irgendwie körnig aus. Ich weiß nicht ob du global oder mit Ebenen gearbeitet hast. Aber letzteres würde es dir ermöglichen, die ohnehin unscharf abgebildete Landschaft etwas weiter zu entrauschen während du nur den Reiher schärfen könntest.
Der Wunsch nach mehr Brennweite ist natürlich trotzdem legitim und es gibt ja viele Vogelarten die man zumindest hierzulande wirklich sonst nicht so gut vor die Linse bekommt. Oder wenn man eben auch mal wirklich den Bildlook haben will der für ein langes Tele typisch ist, dann muss man natürlich auch eines nehmen.
Aber trotzdem würde ich das tolle Bild hier gerne mal als Anlass nehmen zu einem Apell für eine kreativere freiere Denkweise bezüglich Brennweiten und dass Leute die eben keine 400mm, 500mm oder noch mehr zur Verfügung haben sich bitte nicht deshalb gleich eingeschränkt fühlen sollten so als ob man nicht auch mit anderen Linsen tolle Vogelfotos machen könnte!
Es gibt Arten und Stellen die es durch zahmeres Verhalten ermöglichen, auch mit weniger Brennweite tolle Bilder zu machen. Und für dort wo das nicht zutrifft gibt es Fernauslöser usw.
Einige der in meinen Augen besten Vogelbilder stechen auf irgendeine Weise aus der Masse heraus, auch in Wettbewerben sind solche "anderen" Bilder immer wieder vorne mit dabei. Weitwinkel, Normalbrennweite, Funkauslöser, Lichtschranke, Blitz (auch mit Restlicht und auf den zweiten Vorhang z.B.), LED-Dauerlicht, Unterwassergehäuse, split-shots, ungewöhnliche Perspektiven, Mitzieher mit langen Zeiten (+ evtl. auch Blitz), Makro-Details (im Stadtpark gibt es oft locker ausreichend zahme Vögel) usw.
Sofern sich etwas ohne Störungen realisieren lässt setzt doch nur noch die eigene Kreativität Grenzen und keine pseudo-Regeln vonwegen für Motiv X brauch ich aber diese und jene Linse.
Abgesehen von dem Graureiher an der Ruhr gefallen mir hier die Amsel im Schnee sowie die Bartmeise von Tobias sehr gut, gerade bei der Bartmeise mag ich das tolle Licht, die Körperhaltung wie sie so seitlich am Halm hängt und die Gesichtshälfte perfekt hindreht für das Bild.
Ich bin gerade dabei, mein bisheriges Highlight des noch jungen Jahres aufzubereiten und gehe die Kornweihenbilder durch die ich im Januar machen konnte.
Unsere Feldflur im Gäu etwas außerhalb von Stuttgart ist im Winter geprägt von dem um die Jahreswende vielerorts noch stehenden Ackersenf. Dieser Senf hat sobald die Halme mal etwas höher sind eine Struktur welche der von einem natürlichen Großseggenried verblüffend stark ähnelt. Und gerade diese stellenweise lockere, aber vertikal auch reich strukturierte Vegetation ist es ja in der Kornweihen von Natur aus gerne schlafen. Das sieht man ja daran wo die bekannten Schlafplätze so liegen, mit dem Federseeried wohl als öffentlich bekanntestem Gebiet das zahlenmäßig einer der größten Schlafplätze dieser schönen Wintergäste darstellt in Mitteleuropa.
Völlig unentdeckt oder nur den Locals bekannt (ist auch besser so) bleibt es i.d.R., wenn sich irgendwo weit abseits der bekannten Spots Schlafplatzgemeinschaften in Ackersenf bilden. So war es auch hier der Fall bzw. ist es immer noch. Wobei die besten Zahlen Mitte Januar waren, da dürften es teilweise sogar 10 oder 11 Individuen gewesen sein.
Normalerweise verteilen sich die Kornweihen über den Tag hinweg über die weitere Umgebung um dort Mäuse, oft aber auch Kleinvögel zu jagen (das sind typischerweise dann Wiesenpieper, Feldlerchen, oder Rohrammern).
Als es im Januar dann plötzlich einen starken Schneefall gab war der sonst eher leere Senfacker plötzlich "vollgestopft" mit lauter Trupps von Wiesenpiepern und Rohrammern. Und die anwesenden Kornweihen haben diesen Umstand genutzt und den ganzen Tag sehr viel lokaler als sonst hauptsächlich über dem Senf die Kleinvögel gejagt.
Dadurch wurde es erst halbwegs möglich mit den Bildern (Ansitz auf Grasweg unter dem Tarnüberwurf).
Es wäre mal super interessant, landesweit die Zahlen der Kornweihen zu erfassen die eben nicht in den bekannten Schlafplätzen einfallen sondern in kleineren, weitgehend oder gänzlich unbekannten Schlafplätzen die evtl. auch nur kürzer vorübergehend irgendwo in der Feldflur in Ackersenf bestehen und diese Zahlen dann im Verhältnis zu den bekannten Schlafplätzen zu betrachten. Gleichzeitig natürlich auch die Sumpfohreulen an solchen Spots mit erfassen ...
Hier im Bild müsste es sich um ein K2 Männchen handeln denke ich (gelbe Iris und gerundetes Bartfeld, bei jungen Weibchen wirkt das Bartfeld zusammen mit dem Ohrfeld meist viel eckiger und schärfer abgegrenzt zum weißen Unteraugenfeld, außerdem haben die meisten Weibchen in dem Alter noch keine gelbe Iris).
Gerne nehme ich noch eure Gedanken oder Ergänzungen auf bezüglich Bestimmung. Die weitere Differenzierung noch brauner Kornweihen im Feld über ein bloßes "weibchenfarbig" hinaus ist ja nicht gerade einfach.
Im Anhang unten noch eine kleine Besonderheit: Einer von zwei Zilpzalps die hier im Senf bzw. in Bäumen neben dem Acker überwintern!