Gerne, Claus. Freut mich, wenn’s hilft.
Sodele …
CaptureOne 7 und seine Katalog-Funktion: Ersatz für MediaPro?
Nachdem ich überrascht feststellte, dass die Olympus-DNG nach den ganzen Bereinigungen doch gelesen werden, habe ich mir heute während Handwerker-Terror und entsprechend wenig Muse für Arbeit die Zeit für Tests genommen. Hier ungeordnet meine Eindrücke und Beobachtungen.
- Die Bilder, die beim ersten Testkatalog wie oben beschrieben nicht importiert wurden, sind: Panasonic LX-3-RAW und Graustufen-TIFF-Scans. Ersteres hatte mich verwundert, da die baugleiche Leica D-Lux 4 mit CaptureOne 4 gebundlet wurde, aber die LX-3 wird tatsächlich seither nicht unterstützt – gerüchteweise wegen Exklusiv-Vertrag mit Leica.
- Die Graustufen-Sache gab’s schon in CaptureOne 5 und 6. Ich hoffe da seit langem auf Nachbesserung, aber dann ist das halt z.Z. (also seit Jahren) so. MediaPro „kann“ mit diesen Daten auch nicht, entsprechend scanne ich Schwarzweißfilm schon länger als LZW-komprimierte RGB-TIFF oder gar JPEG.
- „Normaler“ Import meines Zwischenarchivs dauert mehrere Stunden und bläht den CO-7-Katalog auf über 60 GB auf. Importiere ich stattdessen den dazugehörigen, bestehenden MediaPro-Katalog ist der neue Katalog kleiner als der MP-Katalog: statt rund 2.5 GB noch 500 MB. Import eines Katalogs mit rund 8000 Bildern dauerte ca. 45 Minuten. Ich gehe davon aus, dass im Hintergrund noch immer Proxies gerendert werden und der Katalog noch wachsen wird.
- Dabei bleiben auch alle Collections, die ich in MediaPro angelegt hatte, erhalten. Beim „direkten“ Import der Bilder nicht. Das ist in sofern speziell, da …
- … CaptureOne diese Collections durchaus erkennt, wenn ich ein Collection-Bild mit Rechtsklick aus MediaPro in CaptureOne öffnen will. Dann fragt er nach, ob er die entsprechende Collection anlegen soll.
- Suche und Smart-Folders erscheinen mir flotter und robuster als in MediaPro. Dafür ist die Verschlagwortung von neuen Bildern mühseliger, wenn auch gelungener als noch in CO-6.
- Wie gesagt, manche Funktionen wie Dubletten-Suche fehlen. Auch kann man nicht wie gewohnt den Ordner, in dem das Bild liegt, kurz kopieren oder gezippt verschicken und gut ist. Bilder, die im Katalog gehalten werden, müssen wie bei Lightroom zwingend exportiert werden, damit man die Bearbeitungen auch weitergeben kann. Dazu bietet CO-7 „Export Originals“ via das File-Menü an.
- Katalog aufs NAS legen und von verschiedenen Rechnern aus öffnen? Kein Problem. Fasst jemand Bilder an sind Änderungen für alle anderen Rechner gesperrt, bis die Fotos wieder freigegeben werden. Sehr gut! Das kann Lightrooms Katalog trotz vierter Version noch immer nicht sauber.
- Manche Metadaten-Felder haben in der Benutzeroberfläche Mühe mit Umlauten. Bei den Locations z.B. „Österreich“ – in MediaPro korrekt dargestellt, CaptureOne 7 macht daraus im Filters-Panel „??stereich“.
- A propos Filter: Es fehlen die bequemen Filter für „People“ und „Category/Genre“, mit denen ich viel in MediaPro arbeite. Man muss Bilder über das Info-Panel mit den entsprechenden Begriffen taggen, einfach rüberziehen ist nicht. Da man auch keine Schlüsselwort-Sets anlegen kann muss man im Kopf behalten, wie genau man seine Genres benannt hat oder wie genau sich die fotografierten Personen schreiben. Die Auto-Vervollständigung hilft, aber: Macht das Durchtaggen langsamer als in MediaPro.
- … dafür hat man einen „Keywords“-Filter fix im Filter-Panel. Was hier extrem kontraproduktiv ist, da ich aus Prinzip keine hierarchischen Schlüsselwörter verwende, sondern flache. Das sind also gleich alle Schlüsselwörter, die ich in diesem Katalog für 8000 Fotos vergeben habe, in einer Kolonne untereinander. Ich gehe nicht in Details, aber der Scrollbalken wird schon arg klein. Für mich unnütz, würde die Filter lieber abseits von Smart-Collections frei definieren.
- Verwende ich einen importierten MediaPro-Katalog, zeigt mir CaptureOne 7 hier keine ISO-Werte an, weder im Info-Panel noch als Bildunterschrift. Als würden diese EXIF fehlen. Exportiere ich so ein Bild aus CaptureOne, sind die Metadaten da. Importiere ich Einzelbilder, sind die ISO-Werte sichtbar.
- Das Activity-Fenster zeigt nicht immer an, was der Katalog gerade macht. Dass CaptureOne gerade einen Prozessorkern mit dem Rendern von Vorschaubildern belegt merkt man nur, wenn das Programm abstürzt und man den Fehlerbericht anschaut. Für den Anwender sieht’s so aus, als ob CO-7 fertig sei, dabei rechnet er sich im Hintergrund noch einen Ast. Diesen Effekt habe ich mit Sessions nicht.
Ein Teil der negativen Punkte dürfte dem .0-Phänomen geschuldet sein. PhaseOne hat glaubs noch nie eine x.0 rausgegeben, die ohne offensichtliche Bugs daherkam.
Für mich ist wegen den genannten Punkten CaptureOne 7 kein brauchbarer Ersatz für MediaPro. Noch? Controlled Vocab, PDF- und Video-Verwaltung etc. benötige ich für meine Arbeit nicht, MediaPro ist für mich eigentlich totaler Overkill. Aber es ist immer noch die bequemste Möglichkeit, ein ganzes Set mal kurz mit Schlüsselwörtern zu versehen und in die passenden Kategorien abzulegen, oder für den Kunden eine Website mit Thumbnails als „Contact Sheet“ rauszujassen und gleich auf den Server zu laden.
Die Katalog-Funktionen von CaptureOne 7 sind stellenweise besser gelöst als bei der Konkurrenz (Netzwerkfähigkeit, Offline-Modus), hinken in anderen Bereichen aber nach. Ob PhaseOne hier nachbessern wird? Schwer zu sagen.
CO-7 ist schon ein Weilchen draußen, und MediaPro kann noch immer nicht mit der neuen Prozess-Version umgehen – für viele ist die „PhaseOne-Engine“ im DAM der Grund, überhaupt erst MediaPro in Betracht zu ziehen. Einfach, weil man alle CO-Bearbeitungen auch gleich sieht, nicht nur das eingebettete Vorschaubild. Ich hoffe auf ein MediaPro 1.4, aber ganz ohne Grund wird PhaseOne sicher nicht eine Katalogfunktion in CO integriert haben.
Andererseits: Für einen Haufen Leute dürfte der CaptureOne-Katalog dicke ausreichen, wenn mal die Bugs (ISO-Anzeige, CPU-Last …) draußen sind.
Für eine Übersicht drei verschiedener Herangehensweisen Katalog/Sessions/Ordner siehe den heutigen PhaseOne-Blog hier:
http://blog.phaseone.com/2012/11/15...image-organization-with-sessions-or-catalogs/
Mein aktueller Ansatz ist die nicht-dokumentierte 4): Session verwendet, aber ohne die dazugehörige Ordner-Struktur mit „Selects“ und „Output“ etc. Hier könnten Monats-Kataloge hilfreich, da ordentlicher und mächtiger, sein. Ohne die Bugs natürlich erst.
Cheers,
-Sascha