Das Problem ist, dass die Beamerhersteller v.a. für 2 Zielgruppen Beamer herstellen. Für die einen, die ihn für Firmenpräsentationen, Powerpointpräs, etc. brauchen und die anderen, die sich Filme über den Beamer ansehen wollen.
Das ist ein wichtiger Hinweis. Präsentationsbeamer und Heimkino-Beamer sind für grundverschiedene Zielgruppen entwickelt worden und haben entsprechend unterschiedliche Eigenschaften. Für digitale Diashows sind Heimkino-Beamer deshalb besser geeignet. Betrachten wir mal die wesentlichen Unterschiede:
A. Präsentations-Beamer wurden primär für Powerpoint und Co., also die Darstellung von Geschäftsgrafiken in möglichst unverdunkelten Räumen entwickelt. Sie sind deshalb sehr lichtstark. Andererseits kommt es in diesem Anwendungssegment nicht so sehr auf fotorealistische, feinste Farbabstufungen an. Es reicht, überspitzt ausgedrückt, völlig aus, wenn rote und schwarze Zahlen unterschieden werden können

. Für Fotografen, die sich beim Knipsen und in der EBV viel Mühe mit Weißabgleich usw. machen, sind diese Beamer einfach nur eine Katastrophe. Ein weiteres Problem ist die hohe Lichtleistung dieser Beamer, die die im Büroalltag unerwünschte Verdunklung der Räume ersparen soll. Auch das ist für Fotografenzwecke Unfug, weil der sog. Schwarzwert miserabel ist. Schließlich ist das schwärzeste Schwarz, das ein Beamer darstellen kann, das Weiß der Leinwand, auf die dann tunlichst kein Licht, weder von der Beamerlampe noch Umgebungslicht, fallen darf. Folglich ist die Verdunklung für hochwertige Fotoprojektion ein absolutes Muss. Ist die Beamerlampe zu hell, können keine feinen Graustufen (und andere Farbabstufungen) in ausreichender Auflösung dargestellt werden. Präsentationsbeamer haben zudem ein Seitenverhältnis von 4:3. Das passt ganz gut für Fotos von Kompakt-Digiknipsen und Fourthirds-DSLR (Olympus), alle anderen DSLR aber liefern Bilder im klassischen 3:2-Format und zwar unabhängig vom Crop. Soll heißen: auf der Projektionsfläche bleiben oben und unten schwarze Streifen; man verschenkt also einen Teil der Beamer-Auflösung.
B. Heimkino-Beamer sind für die optimale Darstellung von Kinofilmen entwickelt worden und kommen somit auch den Bedürfnissen von Foto- und Diafreunden entgegen. Die Konstrukteure haben hier versucht, Schwarzwert und naturrealistische Farbdarstellung zu optimieren. Heimkinobeamer sind somit auch nicht so lichtstark wie ihre Büro-Kollegen, aber eine optimale Bilddarstellung erfordert nun mal eine möglichst perfekte Abdunklung des Projektionsraumes. Die Projektions-Chips haben hier ein kinogerechtes Seitenformat von 16:9. Meines Erachtens DAS Format der Zukunft im Multimedia-Bereich. Dieses Seitenverhältnis entspricht zwar nicht ganz dem klassischen 3:2-DSLR-Format, kommt ihm aber doch näher als das 4:3-Format der Präsentations-Beamer. Links und rechts bleiben zwar noch schwarze Streifen, die Relation genutzter und ungenutzter Projektor-Pixel fällt hier aber deutlich günstiger aus.
Fazit: wegen der besseren Farbdarstellung und des Schwarzwerts sollte die Wahl eines Fotografen zugunsten eines Heimkino-Beamers ausfallen. Beachtung verdient aber auch noch die verwendete Technologie des Projektions-Chips. Auf dem Markt befinden sich derzeit 3 verschiedene Systeme:
1. LCD-Beamer: hier wird ein Mini-LCD-Schirm wie ein klassisches Dia durchleuchtet und projiziert. Streng genommen sind es 3 LCD's, für jede Grundfarbe eine, die dann über ein Prisma zum endgültigen Bild zusammengefügt und durch das Projektionsobjektiv geschickt werden. Es ist die preiswerteste Technik, hat aber den Nachteil des sog. Screendoor- oder Fliegengittereffekts: man sieht, wenn man nahe an die Leinwand geht, deutlich jeden einzelnen Pixel, der mit einem schwarzen Rand umgeben ist, so dass das Gesamtbild aussieht, als wäre ein Fliegengitter davor. Der "Fliegendraht" ist weiter nichts als der Schatten der Leiterbahnen, die sich auf dem Projektor-Panel befinden. Der Effekt stört aber nur dann, wenn man zu dicht vor der Leinwand sitzt. Abhilfe kann auch eine leichte, absichtliche Defokussierung des Beamers schaffen. Der Hersteller Panasonic hat darüber hinaus versucht, den Fliegengitter-Effekt durch Mikrolinsen auf dem Bilddarstellungs-Chip zu eliminieren.
2. DLP-Beamer. Hier wird kein transparenter Chip durchleuchtet wie beim LCD-Prinzip. Stattdessen besteht bei dieser Technik der Bilddarstellungs-Chip aus Zigtausenden von Mikrospiegeln, die das Licht der Beamerlampe reflektieren (DLP="Digital Light Processing"). Die Intensität, mit der jeder einzelne Pixel leuchten soll, wird durch Kippen des jeweiligen Spiegels gesteuert. Vorteil: jeder Pixel erscheint auf der Leinwand fast ohne Rand, da sich die Leiterbahnen hier hinter der reflektierenden Schicht verstecken. Nachteil: die Mikrospiegel-Chips sind technisch sehr aufwändig und entsprechend teuer. Um preislich gegenüber der LCD-Technik konkurrenzfähig zu bleiben, wird pro Beamer nur ein solcher Chip verbaut, womit eigentlich nur Schwarzweißbilder darstellbar wären. Für die Darstellung von Farbe werden im Millisekunden-Abstand abwechselnd rote, grüne und blaue Bilder projiziert, also die 3 Grundfarben nacheinander. Die Trägheit unserer Augen und die Signalverarbeitung unseres Gehirns macht daraus wieder vollfarbige Bilder. Nachteil: manche Leute haben nicht ganz so träge Augen und bekommen bei dieser Projektionsart Kopfschmerzen, wenn sie nicht sogar einen "Regenbogeneffekt" (durch die schnellen Farbwechsel) wahrnehmen. Die Hersteller versuchen dem durch immer höhere Frequenzen der Farbwechsel (bzw. durch höhere Drehzahlen der Farbfilterräder) entgegenzusteuern, es gibt aber immer noch Leute, die auf DLP-Beamer allergisch reagieren.
3. LCOS-Beamer (LCOS="Liquid Crystal on Silicon"). Diese Technik arbeitet auch reflektiv, nur finden hier anstatt der Mikrospiegel reflektierende Flüssigkristalle auf dem Bilddarstellungs-Chip Verwendung. Vorteil: es findet keine Durchleuchtung wie bei der klassischen LCD-Technik statt und damit gibt es auch keinen Fliegengitter-Effekt. Gleichzeitig ist die Ansteuerung der spiegelnden Flüssigkristalle weit weniger aufwändig als bei den mechanischen Mikrospiegeln, was den Chip-Preis gegenüber der DLP-Technik deutlich reduziert. Es werden deshalb pro Projektor wieder 3 Chips - für jede Grundfarbe einer - verbaut und über ein Prisma zu einem farbigen Gesamtbild zusammengefügt. Farbräder und Regenbogeneffekt gibt es bei dieser Technik auch nicht. Die Vorteile der unter 1. und 2. beschriebenen Technologien sind im LCOS-Prinzip perfekt vereint unter gleichzeitiger Vermeidung von deren Nachteilen. LCOS-Projektoren gibt es von Canon, JVC und Sony, allerdings unter etwas anderen Namen. Die LCOS-Technik heißt bei JVC "D-ILA" und bei Sony "SXRD", beruht aber auf dem gleichen Prinzip.
LCOS-, D-ILA und SXRD-Projektoren sind somit die für Digital-Diashows geeignetsten Beamer. Derzeit sind sie ab etwa 3000,- Euro (Canon XEED-Reihe, Sony Pearl) aufwärts zu haben. Ich verwende einen Canon XEED SX 50 mit SXGA+ Auflösung (1400 mal 1050 Pixel). Sehr gelobt werden die Full-HDTV-Projektoren (1920 mal 1080 Pixel) von Sony (Pearl, Ruby) und vor allem der JVC HD1. Letzterer kostet allerdings schon wieder zwischen 10.000,- und 12.000 Euro. Full HDTV gibt's aber auch billiger, etwa von Epson, Panasonic oder Mitsubishi (um die 3500 bis 4000 Euronen), allerdings verwenden diese wieder die Fliegengitter-LCD-Technik.
Was braucht man außer einem (teuren) Beamer noch?
- Einen PC oder Notebook mit VGA-Ausgang, besser noch mit einem digitalen DVI-Ausgang.
- Ein geeignetes Präsentationsprogramm. Hier gibt es sehr professionelle Lösungen mit voller Multimedia-Unterstützung, allerdings auch zu professionellen Preisen (Wings Platinum von Stumpfl oder m.-objects von Richter & Wehner), aber auch recht leistungsfähige Lösungen für den anspruchsvollen Amateur oder Semi-Prof. Mein Tipp in diesem Segment: DiaShow XP Five von der Firma Aquasoft (ca. 30,- Euro). Kostenlos, aber dafür mit manuellem Bildwechsel und ohne Spezialeffekte ist die bekannte Freeware IrfanView.
Zum Hochformatproblem: die zur Verfügung stehende Technik beeinflusst natürlich auch die Gestaltungsmöglichkeiten. Hochformat ist in erster Linie ein Printformat. In der Projektion in einem dunklen Raum werden dagegen Hochformatbilder als unnatürlich emfunden. Profis in der AV-Szene (Beispiel: der bekannte Wüstenspezi Michael Martin) vermeiden in ihren Diashows deshalb Hochformat, selbst wenn sie noch analoges Diamaterial präsentieren, zumal beim Wechsel von Quer- auf Hochformat ein unschöner Kreuz-Effekt in der Überblendung entsteht. Bei der digitalen Präsentation bieten sich dafür andere Darstellungsformen an. Beispielsweise können hier animierte Kamerafahrten etwa quer durch ein Landschaftspanorama stattfinden, und ein ursprünglich hochformatiges Bild kann ebenfalls per animierter Kamerafahrt in voller Beamerbreite von oben nach unten (oder umgekehrt) gezeigt werden. Wings Platinum, m.-objects und das deutlich billigere Programm DiaShow XP-Five ermöglichen solche Effekte.
Das war jetzt etwas viel Text, aber ich hoffe, allen Projektions-Interessenten ein paar brauchbare Hinweise gegeben zu haben. Die Materie "digitale Projektion" beschäftigt mich schon eine ganze Weile.
Gruß
Pixelsammler