Der andauernde Vergleich analog/digital zu Schallplatte/CD hinkt m.E. gewaltig. Wenn schon ein Vergleich angestellt werden soll dann bitte zu Fotopapier/Bildschirm. Schallplatten und CDs sind reine Ausgabe Medien hingegen der digitale Foto-Sensor ein erzeugendes Stück Technik ist. Vergleicht doch dann lieber z.B. "elektronisches" Klavier und "analoges" Klavier dann wird eher ein Schuh raus.
Nein, der Vergleich Flügel / E-Piano passt überhaupt nicht. Entscheidend bleibt am Ende immer das Ergebnis. Beim Flügel ist es der Klang, den der Resonanzkörper des Holzgehäuses und die angeschlagenen Seiten erzeugt. Das E-Piano simuliert diesen Klang und muss ihn über Lautsprecher ausgeben. Das muss immer ein schlechteres Ergebnis hervorbringen. Der adäquate Vergleich zur Fotografie wäre, wenn ich in Photoshop die Charakteristik eines Korns simuliere.
Bei der Fotografie wird ein Motiv auf einen Bildnehmer projiziert und Ergebnis gespeichert, um es wiederzugeben. Bestimmte Aspekte dieser Wiedergabe sind objektiv messbar. Details (Auflösung), Trennung von Kontrasten (Schärfe), Dynamik, Farbechtheit, usw.
Nach diesen Kriterien sieht das optische Material bei der Wiedergabe auf Papier oder Bildschirm bei gleicher Bildnehmergröße kein Land mehr, zumindest nach den meisten Kriterien und in den meisten Aufnahmesituationen.
Ob es bei der Projektion schon so weit ist, weiß ich nicht. Wie sieht der Vergleich aus zwischen Billig-Projektor und 4k-Beamer aus? Wobei man letzteren auch erst mal besitzen muss.
Davon unbenommen ist die Einschätzung der ästhetischen Wirkung, wie fefe ja schon ausführlich dargelegt hat. Aber im Grunde sind es Fehler in der Produktionskette, die ein Eigenleben entwickeln, was als angenehm, oder schön empfunden wird.
Der Klang eines Flügels besteht aus Resonanzen und Obertönen ohne Ende, die den reinen Ton der schwingenden Seite modulieren. Gitarrenverstärker sind ein gutes Beispiel, wie die Nutzung von elektronischem und akustischem Gerät über die ursprüngliche Spezifikation hinaus zum sogenannten Sound gemacht wird. Nichts anderes sind die Verzerrungen, ohne die es diesen Klang nicht gäbe.
Ich empfinde z.B. die Schärfe von Digitalaufnahmen bei Street als unschön und das derbe Korn eines gepushten SW-Films (=genutzt über seine Spezifikationen hinaus) als angenehm - oder passend.
Bei Raubvogelaufnahmen, die so scharf sind, dass man die Federkiele zählen kann, ist die brutale Schärfe ein Gestaltungsmittel, ohne das das Bild das meiste seiner Wirkung verlieren würde.
Was interessant ist: Die Mängel eines Mediums werden oft erst dann als schön empfunden, wenn es seine Hochzeit hinter sich hat. Vor der CD hat man einen wahnsinns Aufwand betrieben, um die Wiedergabe klar und knisterfrei zu bekommen. Hatte man das mit der CD erreicht, galt der Klang der Schallplatte als wärmer und das Knacken authentisch. Ich habe früher das Korn vom gepushten HP5 als notwendiges Übel hingenommen, weil ich mir als Schüler den T-Max nicht leiten konnte
