Schade, nun ist er wohl schon los.
Hab selbst Ende Oktober geheiratet und hab die Hochzeit mit der Fotografin
(Studentin Mediengestaltung Fachrichtung Fotografie) einige Tage vorher 3 Stunden lang durchgesprochen.
Aber ich erlaube mir mal, ein wenig zu plaudern aus den Erkenntnissen, weil es vielleicht für andere mal wichtig sein könnte..
Wir haben die Bilder später in einem Fotobuch in allen Stadien dokumentiert und selbst nachbearbeitet. Ebenso eine Powerpoint Präsentation
der Bilder erstellt und dann an die Freunde und Verwandten als Erinnerung an diesen Tag verschickt.
Technische Vorbereitung:
Da eine Hochzeit einmal in Innenräumen und dann wieder im Aussenbereich stattfindet, ist es erstmal ratsam, mit 2 Kameras zu arbeiten, die jeweils auf die ungefähren Lichtsituationen eingestellt sind. Ansonsten eine Kamera dazu leihen.
Für den Innenbereich sollte das lichtstärkste Objektiv genutzt werden (wir benutzten ein 50mm/1.4 FB an einer 5D von Canon, da großer Raum) und mit Aufhellblitzen sparsam umgegangen werden. Nur wenn unbedingt notwendig.
Zum Ablauf und den Stimmungen.
Eine Hochzeit hat Vorlauf. Das sich vorbereitende, aufgeregte Brautpaar ist in der Vorbereitung ein wunderbares Motiv. In der vertrauten, häuslichen Umgebung lassen sich gut die tollsten Motive einfangen, die die Vorbereitungen auf diesen schönen Moment dokumentieren und gern gesehen werden.
Also unbedingt schon bei den Vorbereitungen dabei sein. Gibt wunderbare Stimmungsbilder und unvergeßliche Augenblicke, wenn das Paar es zuläßt.
Dann kommt der Augenblick, wo traditionell der Brautvater die Braut dem Bräutigam bringt, also zum Standesamt fährt. Traditionell erwartet der Bräutigam die Ankunft der Braut (so hatten wir es arrangiert). Oder eben anders, je nachdem wie das Paar es geplant hat. Auch diese Anreise will fotografisch festgehalten sein. In unserem Falle war es so, das die Braut (meine Frau) in einem Oldtimer von 1936 gebracht wurde.. ebenfalls ein schönes Motiv. .
Die Motive in den Innenräumen des Standesamtes und der Kirche erfordern lichtstarke Objektive und relativ hohe Iso Zahlen um den Blitzlichteinsatz
so gut es geht vermeiden zu können, wenn er nicht sogar verboten ist.
War bei uns kein Problem, die Fotografin konnte sich frei bewegen und fotografieren. Licht war kein Problem, auch Aufhellblitzen zur Not nicht....
Sollte aber kein Problem sein, da es um Szenen mit relativ wenig Bewegung geht. Konzentration auf Brautpaar, Trauzeugen, Eltern beider Teile..
Beim Verlassen des Standesamtes wird es dann aber hektisch. Das Brautpaar sollte mit dem Fotografen abgesprochen haben, worauf er zu achten hat, da folgende Dinge bevorstehen...
Brautpaar kommt aus Standesamt, Reis oder in unserem Fall Rosenblüten werden geworfen. Ein Hauptmotiv... wichtig. Deshalb sollte hier keine große technische Umstellerei an der Kamera mehr stattfinden (darum auch die 2. Kamera), weil die Aktion dann einfach stattfindet und keine Zeit ist, das "Mäuseklavier" zu bedienen. Diese Szene würde sonst einfach am Fotografen vorbeilaufen, weil das Paar so mit sich selbst und den Gästen beschäftigt ist.
Wenn diese Szenen klar im "Kasten" sind, wird es nochmals hektisch, da die Gäste zum einen sich der Braut zuwenden und wieder andere dem Bräutigam. Unterschiedliche Gruppierungen ergeben sich jetzt, die jeweils in Bildern festgehalten werden wollen.
An so einer Stelle würde man sich wünschen, einen zweiten Fotografen zu haben, damit sich einer um die Braut und eben der zweite um die Wege des Bräutigam kümmert, damit die vielen herzlichen Szenen nicht so am Fotografen "vorbei" rauschen.
Da für diesen Fall aber meist noch andere Gäste mitfotografieren, ist es unbedingt notwendig, sich auch deren Fotos zu versichern. In unserem Fall hat der Fahrer des Oldtimers noch ne DSLr dabei gehabt, die uns die Szene mit dem Blütenregen gesichert hat.
Diese war durch vergessene ISO Einstellungen der Fotografin beim Übergang von Innenraum nach aussen leider komplett überbelichtet, da die Sonne stark schien. Sie hatte aber den Mut, sofort den Fehler einzugestehen und wir haben die Szene nachgestellt. Leider fehlte diesen Bildern dann die unglaubliche Dynamik der realen Szenen. Auch waren dann natürlich die 3 Körbe Rosenblüten schon auf dem Boden verteilt und kaum noch was übrig, die jubelnden Gäste hatten schon die Sektgläser in der Hand und waren von der Treppe verschwunden.... so ist es dann.
Durch die DSLR des Oldtimerfahrers, der das mitfotografiert hat, konnten wir jedoch diese Bilder dann doch noch bekommen. Also auch die anderen Fotografen und Knipser für den Notfall im Auge behalten.
Dann die Szene des Wurfes des Brautstrauss. Auch ein immer wieder schönes Motiv. Hier geht es um die Bewegungsunschärfe bzw. um Geschwindigkeit.
Dies muss klar sein, da der einzelne Fotograf genau zum Zeitpunkt des Abwurfes sein Bild machen muss und dann verschwenkt um das Fangen zu erfassen. Eine unglaublich schnelle Szene. Den Abwurf hatte die Fotografin, weil wir dies anzählten, aber das Fangen war leider nur von der Kamera eines Gastes zu bekommen. Lediglich ein Foto vom Ende der Sequenz war auf der Kamera, weil die "Fängerin" dann natürlich damit herumlief. Die Fotografin war schlicht "zu langsam".
Ich will das auch nicht überfrachten, aber es ist schon notwendig, sich den kompletten Ablauf einer solchen Veranstaltung vor Augen zu führen und mit dem Paar durchzusprechen, damit keine "Überraschungen" auftreten können. Es muss einfach klar sein, wie, wo und wann jedes wunderschöne Motiv, das jeder Betrachter später auf den Bildern sehen will, im Zeitablauf dargeboten wird. Jede traditionelle Szene muss technisch sitzen und im Ablauf klar durchgesprochen sein, damit nicht hinterher "Verdruß" aufkommt.
Zudem hilft diese Vorgehensweise ungemein, da das aufgeregte Paar sich nicht in der Situation noch um diese Sachen kümmern muss und wird.
Es ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die sich der TO hier gestellt hat und ich finde es ausgesprochen mutig, das er dieses Risiko auf sich nimmt, am Ende überfordert dazustehen und ein vielleicht enttäuschtes Brautpaar zurücklassen muss.
Da ich als Fotograf und nun Ehemann dieses Spannungsfeld einfach kenne und verstehe, bin ich der Fotografin, die uns ablichtete wegen der "Ausrutscher" auch nicht böse, sondern im Gegenteil finde ich es hervorragend, wenn sich jemand einer derartigen Aufgabe stellt. Es stand ja in meinem Ermessen, sich einen Fotografen für 700 und mehr Euro am Tag zu mieten. Aber die Ergebnisse wären sicherlich von den gleichen Faktoren abhängig, wie ich sie hier im Ansatz beschrieben habe.
LG
Hinnerker
Ich schreibe mal ne Doku zu so einem Reportageablauf, mit den detailierten Überlegungen und technischen Voraussetzungen um
so eine Hochzeit einigermaßén sicher abzulichten. Wenn Interesse besteht, kann ich diese dann später hier einstellen.