Eine einfache Frage, aber mit einer halbwegs erschöpfenden Antwort könnte man problemlos ein Buch füllen. Beispielsweise:
- Grundsätzlich: wenn die Technologie voranschreitet braucht es kleinere Pixel. Die Technologie ist allerdings so ziemlich ausgereizt, weitere Fortschritte werden immer kleiner. Von daher wäre das Megapixelrennen vorbei, und ist schon seit Langem vorbei.
- Einfach mal als allgemeine Orientierungshilfe, für eine DIN A 4 Seite mit 300 dpi braucht es genau:
((29.7 / 2.54) * 300) x (21 / 2.54) * 300) <= 3508 x 2481 = 8.703.348 Pixel
- "Megapixel" ist schon die falsche Kategorie. Eigentlich sollte man wie bei Video stattdessen die Pixelauflösung der Breite oder Höhe verwenden, was die tatsächliche Auflösung wiedergibt. Megapixel verwenden die Hersteller, damit sie eigentlich winzige Unterschiede in der Auflösung als großen Fortschritt verkaufen können. Und sehr viele Leute fallen darauf herein.
- Auflösung besteht nicht nur aus Pixel, sondern auch aus der Qualität / Auflösung / Bittiefe dieser Pixel.
- Man kann ein Bild mit niedriger Auflösung problemlos aufblasen. Solange der Betracher sich nicht wundert, wo denn die Details sind, kann man das Bild durch algoritmisches Schärfen etc präsentabel machen. Das nennt sich leere Auflösung und ist viel weniger auffällig, als viele Leute anscheinend glauben.
- Mit einem Bayersensor bekommt man real in etwa die Hälfte der Auflösung, die draufsteht. Im schlimmsten (völlig unrealistischen) Falle sogar nur ein Viertel.
Nur wer einen Monochrom-Sensor verwendet oder eine Foveon Sensor und in der Zukunft auch irgendwann organischen Sensoren, der bekommt die vollen Megapixel.
Wobei Leica angeblich wohl besonders schwache Farbfilter verwendet und man daher von Leica quasi immer eine "halbe" Monochromkamera bekommt, die Luminenzauflösung also auf Kosten der Farbauflösung besser ist. Bei Video verwendet man ja bekanntlich ähnliche Tricks, um die Speicherplatzanforderungen niedrig zu halten, weil das Auge Farben nicht so gut auflöst wie Luminenz.
- Je kleiner die Pixel, desto eher gehen Optiken in Diffraktion. Deshalb brauchen spätestens Großformatkameras die Bewegungen, um die Schärfeebene dem Subjekt anzupassen, damit man die Optiken nicht endlos abblenden muß, um alles in Fokus zu bekommen. Denn sonst ginge jede zusätzliche Auflösung von Großformat in Diffaktion flöten.
- Vor allem aber gibt es einen Konkurrenzdruck auf die Hersteller, immer mehr Megapixel anzubieten. In jedem Internetthread über neue Kameramodelle taucht immer die unvermeidliche Frage nach noch mehr Megapixeln auf.
- Ein anderer Grund ist Video. Die Leute wollen jetzt eben 8K Video, koste es was es wolle. Das offensichtliche Argument, das 4K eigentlich die Auflösung von normalen Kino ist zieht da auch nicht wirklich bei den Kunden. Auch das eigentlich schon 360p für 99% der Anwendungsfälle völlig ausreichen würde, und das für die meisten Videos eigentlich gutes Audio viel wichtiger wäre, wird ignoriert. Auch das es mal wieder nur Bayerauflösung und nicht reale Auflösung ist, fällt niemanden auf.
Die Behauptung, das digitales Mittelformat überflüssig wäre, finde ich sehr lustig. Wenn es nicht so absurd überproportional teuer wäre, Digitalsensoren groß zu machen, gäbe es natürlich längst auch für Digital die traditionellen Mittelformate 6x4.5cm, 6x6cm, 6x7cm, 6x8cm und 6x9cm wieder, und natürlich auch die Großformate 4x5 Zoll, 5x7 Zoll und 8x10 Zoll.
Da es so teuer ist, die Sensoren groß zu machen, haben wir bisher "nur" 44x33mm als einigermaßen für Amateure erschwingliche Option. Aber je günstiger diese Option wird, desto attraktiver wird sie auch. Die Physik kann man nicht austricksen, und die Physik verlangt eben große Sensoren, wenn man maximale Bildqualität haben will.