Jochen W.
Themenersteller
Hallo zusammen,
Seit November 2020 habe ich oben genannten Rucksack im Einsatz.
Weil es leider noch keinen Beitrag hier im Forum über diesen Rucksack gibt möchte ich hiermit mal sozusagen den "offiziellen Thread" dazu starten (besser spät als nie).
Ich transportiere darin z.Z. ein Nikon 600mm f/4 FL mit einer Z6 und Batteriepack.
Bestellt habe ich (relativ spontaner Entschluss) bei Augenblicke Einfangen und nicht bei Herrn König direkt. Zu seinem Service kann ich somit (noch) nichts aus eigener Erfahrung beitragen.
Bislang habe ich nur den LensPacker2 mit dem Komforttragesystem und mit Klemmstegen an beiden Seiten. Ich habe noch keines der weiteren Module die separat erhältlich sind, werde aber wahrscheinlich noch welche dazu kaufen im Laufe der Zeit.
Qualitätseindruck
Die Hülle selbst stammt ja von Ortlieb. Sie ist abriebfest und wasserdicht. Auch nach mehreren Monaten intensiver Benutzung sehe ich daran keine Abnutzungsspuren die irgendwie Anlass zur Sorge bereiten würden.
Die Klemmstege sind aus Kunststoff der noch etwas flexibel ist damit man zusätzliche Module daran mit ihren Halterungen einrasten kann. Sie sind mit je zwei Schrauben verschraubt mit einer Platte die sich auf der Innenseite der Ortlieb-Hülle befindet. Das fühlt sich sehr robust an, insgesamt lässt sich die ganze Einheit aus Klemmstegen und innerer Platte welche die Verschraubung aufnimmt etwas mit dem Material der Hülle bewegen. Das ist eben prinzipbedingt so, stört aber nicht weiter, denn die Last wird ja großflächig in die Platte und in die stabile Hülle eingeleitet.
Nach demselben Prinzip ist auch das Tragesystem montiert. Oben etwa 2cm über der Stelle an der die Tragegurte vernäht sind gehen vier Schrauben von außen durch die "Basis" des Tragesystems. Sie reichen bis in eine Platte die sich wieder auf der Innenseite der Ortlieb-Hülle befindet. Unten wird das Tragesystem gehalten über einen quer verlaufenden stabilen Gurt welcher dann links und rechts auf den Seiten verschraubt ist.
Sämtliche Verschraubungen sind stabil und wasserdicht ausgeführt. Verwendet werden Linsenkopfschrauben welche auch noch etwas versenkt eingelassen sind, es gibt da also keine scharfen Grate oder Kanten an denen man mit etwas hängen bleiben könnte.
In der Hülle befindet sich die eigentliche Schutzschicht für die Ausrüstung. Dabei handelt es sich um einen Wall aus Kunststoff der mit Schaumstoff zur Polsterung überzogen und vernäht ist. Die seitliche Wandung ist etwa 1cm dick. Der Boden ist 4cm dick gepolstert. Ich finde die Polsterung hätte man gerne aus noch etwas weicherem Material machen können um Stöße im Bus oder Auto z.B. mehr zu dämpfen. Aber es ist jetzt auch nicht so hart, dass ich sagen würde "geht gar nicht", also schon okay so.
Es gibt nur einen Zugang und der geht über den oben liegenden Verschluss. Das funktioniert so wie bei den Packtaschen von Ortlieb üblich und bewährt. Man rollt die Tasche von der Oberkante her auf, führt die Enden der Rolle dann zusammen und schließt dann den daran befindlichen Klick-Verschluss. An dem aufgerollten Wulst lässt sich dann auch alles zum Tragen anheben.
In dem beiliegenden A4 Blatt heißt es der Verschluss sei nach dreimaligem Aufrollen wasserdicht und staubdicht. Hierbei wird die Schutzklasse IP 64 nach DIN EN 60529 zugesichert.
Eindrücke aus dem Gebrauch
Das 600FL passt mit umgekehrt angeschraubter Gegenlichtblende und mit Kamera dran in der Höhe gut rein und es gibt noch etwas Luft bis zur Oberkante. Ich finde es mit einer dicken Jacke oft schwierig, den Rucksack allein ohne seitliches Kippen auf meine Schultern zu setzen. Das ist mit dickeren Jacken natürlich immer etwas schwieriger als mit dünner Kleidung, in diesem Fall wird es aber noch etwas schwieriger weil der Packsack einfach so schmal und hoch ist und auch die Tragegurte im Vergleich zu anderen Rucksäcken näher beisammen liegen. Einmal mittig positioniert und mit angepasster Länge des Hüftgurtes und des Brustgurtes sitzt es aber alles ziemlich fest und sicher. Mit weniger dicker Kleidung ist das Thema wie gesagt ohnehin deutlich entschärft.
Bezüglich Tragekomfort muss man natürlich vorsichtig sein als Interessent/in und darf nicht alles was man ließt überbewerten, denn es ist ja bei Rucksäcken eine sehr individuelle Sache. Jeder Körper ist anders und jeder Mensch empfindet etwas anderes als "ideal" gemütlich.
Ich persönlich kann nur sagen es reicht mir vom Komfort aus für meine mehrstündigen Spaziergänge durch die Landschaft auf der Suche nach Motiven bzw. bei der Vogelbeobachtung. Gleichwohl würde ich den Komfort aber auch nicht als spitzenmäßig bezeichnen. Diesbezüglich kann ich nur mit einem F-Stop Tilopa vergleichen welchen ein Freund hat. Ich habe den mal einige Minuten lang testweise auf dem Rücken gehabt, darin ebenfalls ein 600FL, aber mit D850 und Batteriegriff (und noch etwas anderem Kleinkram daneben). Das hat sich noch mal merklich komfortabler angefühlt finde ich.
Der Tilopa ist eben ein "richtiger" Rucksack und kein zum Rucksack aufgemotzter Ortlieb-Packsack. Ich habe mich aber bewusst dafür entschieden weil es eine bei Bedarf auch sehr schmale Lösung ist. Schmal wäre auch noch der Lowepro Lens Trekker 600 AW gewesen. Aber für mich als Stuttgarter ist Herr König auch in der Nähe erreichbar was für mich auch ein Faktor ist der eine Rolle spielt sofern ich in Zukunft mal "Spezialwünsche" für Erweiterungsmodule haben sollte oder eine Reparatur anfallen sollte (hoffentlich nicht). Außerdem finde ich "support your locals" grundsätzlich ein gutes Motto bei allen möglichen Produkten.
Bezüglich Wasser und Schmutz kann ich nur sagen ich habe den Rucksack bisher überall wo ich gerade war einfach auf den Boden gestellt oder gelegt und war dabei auch situationsbedingt nicht immer sehr sanft damit. Es gibt wie gesagt aber keinerlei besorgniserregende Abnutzung und z.B. Schlamm usw. lässt sich auch einfach mit Wasser abspülen.
Soweit meine vorwiegend guten Eindrücke aus der praktischen Handhabung im Vogelfotografenalltag.
Kommen wir nun zu den zwei negativen Punkten die mir leider auch aufgefallen sind:
1.
Die Kamera-Objektiv-Kombination wird ja von oben einfach senkrecht in dem Rucksack abgestellt. Es ist zwar etwas fummeliger als bei einem seitlichen Zugang (das war klar und zu erwarten, ist auch nicht so schlimm). Es gibt eine Schlaufe die im Lieferumfang dabei ist und die hier Abhilfe schaffen soll. Man macht die Schlaufe um den Stativfuß. Dann kann man daran alles halten und langsam herab in den Rucksack gleiten lassen oder beim Herausnehmen daran ziehen und hochheben.
Soweit jedenfalls die Theorie. Die Praxis sieht halt eher so aus, dass das Ende der Schlaufe an dem man beim Auspacken dann greifen sollte oft während man den Rucksack auf dem Rücken hat und geht seitlich neben der Kamera in den Spalt zwischen Kamera / Objektiv und Wandung herunter rutscht. Dort bringt sie mir als Hilfe beim Herausnehmen nur leider nichts, denn dort kann ich sie ja nicht direkt greifen.
Hier könnte Herr König Abhilfe schaffen indem er eine Halterung für die Schlaufe an der Innenseite der Hülle anbringt, ein kleiner Punkt mit Klettband würde z.B. schon reichen denke ich.
2.
Viel ärgerlicher als das mit der Schlaufe ist aber die Tatsache, dass es keine seitliche Führung für das Equipment gibt. Das Objektiv steht unten halt einfach auf dem ebenen Boden auf (hierfür ist eine Schutzkappe für die Frontlinse zu empfehlen falls mal Steinchen ins Innere gelangen sollten) und seitlich hat das Objektiv und die Kamera überall Luft bis zur Wandung. Das sind auf jeder Seite mehrere Zentimeter. Es scheint mir so als hätte Herr König überhaupt kein Bewusstsein dafür, dass es sich hierbei um ein Problem handelt. Immerhin kommt dadurch bei jedem Schritt eine quer wirkende Kraft auf das Bajonett. Bei jedem Schritt wackelt und schwankt innen alles von links nach rechts hin und her und vor und zurück. Soweit eben bis der Kamerabody an der Wandung anschlägt. Ich rege mich ehrlich gesagt schon ziemlich auf und wundere mich sehr wie man sowas ernsthaft vorsehen und auf den Markt werfen kann zu einem relativ hohen Preis auch noch - wenn darin über 10k€ teure Ausrüstung transportiert werden soll!
Ich behelfe mir momentan noch so, dass ich seitlich ringsherum um Kamera und Objektiv meine Tarnschals mehrfach zusammengelegt in den Spalt stopfe. Das schränkt dann die seitliche Bewegungsfreiheit der Ausrüstung ein und polstert noch mal deutlich weicher als die Wandung, so schlägt es beim Gehen dann nicht mehr hin und her.
Langfristig werde ich mir ein eingepasstes Teil aus Schaumstoff anfertigen welches ich dann seitlich neben das Objektiv klemme. Das Herausnehmen und das Abstellen in der Tasche wird dadurch sicherlich etwas umständlicher und nicht mehr so schnell von der Hand gehen - das ist ja schon absehbar. Schade! Gerade bei dem Preis und der ganzen Rhetorik die sich hauptsächlich darum dreht wie hochwertig und durchdacht doch alles sei erwarte ich als Kunde auch ein wirklich durchdachtes System. Und dabei ist es für mich nicht mit Klemmstegen und individuellen Modulen getan sondern am wichtigsten ist vor solchen Dingen erst mal, dass das wertvolle Equipment angemessen gehalten wird auf eine Art und Weise die dafür sorgt, dass das Bajonett keine Last bzw. Schläge abbekommen kann.
Wenn ich keine Tarnschals seitlich in den Spalt stopfe brauche ich nur wenige hundert Meter gehen und schon hat sich die Kamera-Objektiv-Kombi im Inneren derweil um 90 Grad gedreht. Bei jedem Schritt hört man wie es innen gegen die Wandung klopft, selbst wenn man langsam und vorsichtig geht.
Fazit
Mein Fazit muss also leider aus o.g. Gründen durchwachsen ausfallen.
Ja, die Qualität der Materialien und der Verarbeitung ist auf hohem Niveau. Es ist dicht. Es ist sehr robust. Daran gibt es keine Zweifel. Und schmal und sehr gut auf individuelle Bedürfnisse anzupassen mit verschiedensten Modulen ist der LensPacker auch. Herr König könnte auch laut Aussage auf seiner Homepage gut auf individuelle Wünsche eingehen, z.B. Zusatzmodule mit abweichenden Abmessungen usw.
Diese ganzen positiven Punkte sehe ich durchaus und das schätze ich auch sehr.
Es ist aber einfach ärgerlich, wenn sich um so grundlegende Punkte wie Schutz des Bajonetts vor mechanischer Belastung nicht wirklich gekümmert wurde wie an der Problematik mit dem seitlichen Spiel und dem Schlagen der Kamera an die Wandung ersichtlich wird. Es gibt ja dicke Polster am Boden und auch seitlich ist die Wandung gepolstert, also scheint Herr König grundsätzlich ja schon an den Schutz der Ausrüstung gedacht zu haben. Meiner Meinung nach hat er das Thema eben nur leider nicht ganz zu Ende gedacht und das mit dem Bajonett einfach nicht berücksichtigt. Dabei ist doch genau das der eigentliche "Elefant im Raum", denn das Gewackel und seitliche Stöße auf das Bajonett bei jedem einzelnen Schritt könnten m.M.n. über eine lange Nutzungsdauer hinweg allmählich evtl. auch ihre Wirkung entfalten (Ermüdung, Spiel, Verbiegen). Und das will doch niemand der so teure Fotoausrüstung damit transportieren will.
Ich würde mich sehr freuen, wenn weitere Nutzer/innen dieses Produktes oder interessierte Leute diesen Thread nutzen würden um auch ihre eigenen Erfahrungen, Fragen sowie Ideen vorzubringen rund um den LensPacker2 (von mir aus auch zu der kleineren Version).
Wenn mir selbst noch etwas auffällt im Laufe der Zeit werde ich das auch hier schreiben.
Ergänzung: Ein Winkelsucher oder der TC-14 passt noch irgendwie mit rein, eine dünne Jacke eng zusammengelegt bringe ich auch noch oben über der Kamera bzw. seitlich neben der Kamera in den Spalt gestopft rein. Mehr geht aber nicht. Wer mehr mitnehmen möchte, z.B. auch schon nur eine Bäckertüte mit Vesper und eine Trinkflasche, kommt um zusätzliche Außentaschen nicht herum. Diese gibt es in zwei Größen und jeweils wahlweise mit oder ohne gepolsterte Fotoeinsätze. Man muss alles separat bezahlen. Kauft man nur eine Außentasche, dann kriegt man also wirklich auch nur diese und nicht etwa die Außentasche inkl. gepolstertem Einsatz zum Transport von Zweitkamera usw. Es gibt auch noch Stativköcher in verschiedenen Größen. Diese sind standardmäßig aber oben offen und haben wohl keinen Rollverschluss (im Gegensatz zu den Außentaschen). Für den reinen Stativtransport muss so ein Stativköcher natürlich auch oben nicht verschließbar sein, immerhin stehen die meisten Stative oben wohl ohnehin etwas darüber hinaus. Trotzdem empfinde ich auch das als etwas schade. Man könnte ja mal auf die ganz "abwegige" Idee kommen ohne großes Stativ loszuziehen, beispielsweise weil man gezielt Enten oder Limikolen aus ganz flacher Bodenperspektive fotografieren will. Vielleicht würde man sich dann manchmal gerne - anstatt dem Stativ - eine größere Trinkflasche und eine Vespertüte in den Stativköcher stecken. Und vielleicht würde man dann ja gerne oben verschließen können weil es vielleicht unterwegs regnen könnte und man nicht will, dass einem die Tüte vom Bäcker aufweicht und man dann nasse Papierfetzen mit der Nahrung aufnimmt ...
Seit November 2020 habe ich oben genannten Rucksack im Einsatz.
Weil es leider noch keinen Beitrag hier im Forum über diesen Rucksack gibt möchte ich hiermit mal sozusagen den "offiziellen Thread" dazu starten (besser spät als nie).
Ich transportiere darin z.Z. ein Nikon 600mm f/4 FL mit einer Z6 und Batteriepack.
Bestellt habe ich (relativ spontaner Entschluss) bei Augenblicke Einfangen und nicht bei Herrn König direkt. Zu seinem Service kann ich somit (noch) nichts aus eigener Erfahrung beitragen.
Bislang habe ich nur den LensPacker2 mit dem Komforttragesystem und mit Klemmstegen an beiden Seiten. Ich habe noch keines der weiteren Module die separat erhältlich sind, werde aber wahrscheinlich noch welche dazu kaufen im Laufe der Zeit.
Qualitätseindruck
Die Hülle selbst stammt ja von Ortlieb. Sie ist abriebfest und wasserdicht. Auch nach mehreren Monaten intensiver Benutzung sehe ich daran keine Abnutzungsspuren die irgendwie Anlass zur Sorge bereiten würden.
Die Klemmstege sind aus Kunststoff der noch etwas flexibel ist damit man zusätzliche Module daran mit ihren Halterungen einrasten kann. Sie sind mit je zwei Schrauben verschraubt mit einer Platte die sich auf der Innenseite der Ortlieb-Hülle befindet. Das fühlt sich sehr robust an, insgesamt lässt sich die ganze Einheit aus Klemmstegen und innerer Platte welche die Verschraubung aufnimmt etwas mit dem Material der Hülle bewegen. Das ist eben prinzipbedingt so, stört aber nicht weiter, denn die Last wird ja großflächig in die Platte und in die stabile Hülle eingeleitet.
Nach demselben Prinzip ist auch das Tragesystem montiert. Oben etwa 2cm über der Stelle an der die Tragegurte vernäht sind gehen vier Schrauben von außen durch die "Basis" des Tragesystems. Sie reichen bis in eine Platte die sich wieder auf der Innenseite der Ortlieb-Hülle befindet. Unten wird das Tragesystem gehalten über einen quer verlaufenden stabilen Gurt welcher dann links und rechts auf den Seiten verschraubt ist.
Sämtliche Verschraubungen sind stabil und wasserdicht ausgeführt. Verwendet werden Linsenkopfschrauben welche auch noch etwas versenkt eingelassen sind, es gibt da also keine scharfen Grate oder Kanten an denen man mit etwas hängen bleiben könnte.
In der Hülle befindet sich die eigentliche Schutzschicht für die Ausrüstung. Dabei handelt es sich um einen Wall aus Kunststoff der mit Schaumstoff zur Polsterung überzogen und vernäht ist. Die seitliche Wandung ist etwa 1cm dick. Der Boden ist 4cm dick gepolstert. Ich finde die Polsterung hätte man gerne aus noch etwas weicherem Material machen können um Stöße im Bus oder Auto z.B. mehr zu dämpfen. Aber es ist jetzt auch nicht so hart, dass ich sagen würde "geht gar nicht", also schon okay so.
Es gibt nur einen Zugang und der geht über den oben liegenden Verschluss. Das funktioniert so wie bei den Packtaschen von Ortlieb üblich und bewährt. Man rollt die Tasche von der Oberkante her auf, führt die Enden der Rolle dann zusammen und schließt dann den daran befindlichen Klick-Verschluss. An dem aufgerollten Wulst lässt sich dann auch alles zum Tragen anheben.
In dem beiliegenden A4 Blatt heißt es der Verschluss sei nach dreimaligem Aufrollen wasserdicht und staubdicht. Hierbei wird die Schutzklasse IP 64 nach DIN EN 60529 zugesichert.
Eindrücke aus dem Gebrauch
Das 600FL passt mit umgekehrt angeschraubter Gegenlichtblende und mit Kamera dran in der Höhe gut rein und es gibt noch etwas Luft bis zur Oberkante. Ich finde es mit einer dicken Jacke oft schwierig, den Rucksack allein ohne seitliches Kippen auf meine Schultern zu setzen. Das ist mit dickeren Jacken natürlich immer etwas schwieriger als mit dünner Kleidung, in diesem Fall wird es aber noch etwas schwieriger weil der Packsack einfach so schmal und hoch ist und auch die Tragegurte im Vergleich zu anderen Rucksäcken näher beisammen liegen. Einmal mittig positioniert und mit angepasster Länge des Hüftgurtes und des Brustgurtes sitzt es aber alles ziemlich fest und sicher. Mit weniger dicker Kleidung ist das Thema wie gesagt ohnehin deutlich entschärft.
Bezüglich Tragekomfort muss man natürlich vorsichtig sein als Interessent/in und darf nicht alles was man ließt überbewerten, denn es ist ja bei Rucksäcken eine sehr individuelle Sache. Jeder Körper ist anders und jeder Mensch empfindet etwas anderes als "ideal" gemütlich.
Ich persönlich kann nur sagen es reicht mir vom Komfort aus für meine mehrstündigen Spaziergänge durch die Landschaft auf der Suche nach Motiven bzw. bei der Vogelbeobachtung. Gleichwohl würde ich den Komfort aber auch nicht als spitzenmäßig bezeichnen. Diesbezüglich kann ich nur mit einem F-Stop Tilopa vergleichen welchen ein Freund hat. Ich habe den mal einige Minuten lang testweise auf dem Rücken gehabt, darin ebenfalls ein 600FL, aber mit D850 und Batteriegriff (und noch etwas anderem Kleinkram daneben). Das hat sich noch mal merklich komfortabler angefühlt finde ich.
Der Tilopa ist eben ein "richtiger" Rucksack und kein zum Rucksack aufgemotzter Ortlieb-Packsack. Ich habe mich aber bewusst dafür entschieden weil es eine bei Bedarf auch sehr schmale Lösung ist. Schmal wäre auch noch der Lowepro Lens Trekker 600 AW gewesen. Aber für mich als Stuttgarter ist Herr König auch in der Nähe erreichbar was für mich auch ein Faktor ist der eine Rolle spielt sofern ich in Zukunft mal "Spezialwünsche" für Erweiterungsmodule haben sollte oder eine Reparatur anfallen sollte (hoffentlich nicht). Außerdem finde ich "support your locals" grundsätzlich ein gutes Motto bei allen möglichen Produkten.
Bezüglich Wasser und Schmutz kann ich nur sagen ich habe den Rucksack bisher überall wo ich gerade war einfach auf den Boden gestellt oder gelegt und war dabei auch situationsbedingt nicht immer sehr sanft damit. Es gibt wie gesagt aber keinerlei besorgniserregende Abnutzung und z.B. Schlamm usw. lässt sich auch einfach mit Wasser abspülen.
Soweit meine vorwiegend guten Eindrücke aus der praktischen Handhabung im Vogelfotografenalltag.
Kommen wir nun zu den zwei negativen Punkten die mir leider auch aufgefallen sind:
1.
Die Kamera-Objektiv-Kombination wird ja von oben einfach senkrecht in dem Rucksack abgestellt. Es ist zwar etwas fummeliger als bei einem seitlichen Zugang (das war klar und zu erwarten, ist auch nicht so schlimm). Es gibt eine Schlaufe die im Lieferumfang dabei ist und die hier Abhilfe schaffen soll. Man macht die Schlaufe um den Stativfuß. Dann kann man daran alles halten und langsam herab in den Rucksack gleiten lassen oder beim Herausnehmen daran ziehen und hochheben.
Soweit jedenfalls die Theorie. Die Praxis sieht halt eher so aus, dass das Ende der Schlaufe an dem man beim Auspacken dann greifen sollte oft während man den Rucksack auf dem Rücken hat und geht seitlich neben der Kamera in den Spalt zwischen Kamera / Objektiv und Wandung herunter rutscht. Dort bringt sie mir als Hilfe beim Herausnehmen nur leider nichts, denn dort kann ich sie ja nicht direkt greifen.
Hier könnte Herr König Abhilfe schaffen indem er eine Halterung für die Schlaufe an der Innenseite der Hülle anbringt, ein kleiner Punkt mit Klettband würde z.B. schon reichen denke ich.
2.
Viel ärgerlicher als das mit der Schlaufe ist aber die Tatsache, dass es keine seitliche Führung für das Equipment gibt. Das Objektiv steht unten halt einfach auf dem ebenen Boden auf (hierfür ist eine Schutzkappe für die Frontlinse zu empfehlen falls mal Steinchen ins Innere gelangen sollten) und seitlich hat das Objektiv und die Kamera überall Luft bis zur Wandung. Das sind auf jeder Seite mehrere Zentimeter. Es scheint mir so als hätte Herr König überhaupt kein Bewusstsein dafür, dass es sich hierbei um ein Problem handelt. Immerhin kommt dadurch bei jedem Schritt eine quer wirkende Kraft auf das Bajonett. Bei jedem Schritt wackelt und schwankt innen alles von links nach rechts hin und her und vor und zurück. Soweit eben bis der Kamerabody an der Wandung anschlägt. Ich rege mich ehrlich gesagt schon ziemlich auf und wundere mich sehr wie man sowas ernsthaft vorsehen und auf den Markt werfen kann zu einem relativ hohen Preis auch noch - wenn darin über 10k€ teure Ausrüstung transportiert werden soll!
Ich behelfe mir momentan noch so, dass ich seitlich ringsherum um Kamera und Objektiv meine Tarnschals mehrfach zusammengelegt in den Spalt stopfe. Das schränkt dann die seitliche Bewegungsfreiheit der Ausrüstung ein und polstert noch mal deutlich weicher als die Wandung, so schlägt es beim Gehen dann nicht mehr hin und her.
Langfristig werde ich mir ein eingepasstes Teil aus Schaumstoff anfertigen welches ich dann seitlich neben das Objektiv klemme. Das Herausnehmen und das Abstellen in der Tasche wird dadurch sicherlich etwas umständlicher und nicht mehr so schnell von der Hand gehen - das ist ja schon absehbar. Schade! Gerade bei dem Preis und der ganzen Rhetorik die sich hauptsächlich darum dreht wie hochwertig und durchdacht doch alles sei erwarte ich als Kunde auch ein wirklich durchdachtes System. Und dabei ist es für mich nicht mit Klemmstegen und individuellen Modulen getan sondern am wichtigsten ist vor solchen Dingen erst mal, dass das wertvolle Equipment angemessen gehalten wird auf eine Art und Weise die dafür sorgt, dass das Bajonett keine Last bzw. Schläge abbekommen kann.
Wenn ich keine Tarnschals seitlich in den Spalt stopfe brauche ich nur wenige hundert Meter gehen und schon hat sich die Kamera-Objektiv-Kombi im Inneren derweil um 90 Grad gedreht. Bei jedem Schritt hört man wie es innen gegen die Wandung klopft, selbst wenn man langsam und vorsichtig geht.
Fazit
Mein Fazit muss also leider aus o.g. Gründen durchwachsen ausfallen.
Ja, die Qualität der Materialien und der Verarbeitung ist auf hohem Niveau. Es ist dicht. Es ist sehr robust. Daran gibt es keine Zweifel. Und schmal und sehr gut auf individuelle Bedürfnisse anzupassen mit verschiedensten Modulen ist der LensPacker auch. Herr König könnte auch laut Aussage auf seiner Homepage gut auf individuelle Wünsche eingehen, z.B. Zusatzmodule mit abweichenden Abmessungen usw.
Diese ganzen positiven Punkte sehe ich durchaus und das schätze ich auch sehr.
Es ist aber einfach ärgerlich, wenn sich um so grundlegende Punkte wie Schutz des Bajonetts vor mechanischer Belastung nicht wirklich gekümmert wurde wie an der Problematik mit dem seitlichen Spiel und dem Schlagen der Kamera an die Wandung ersichtlich wird. Es gibt ja dicke Polster am Boden und auch seitlich ist die Wandung gepolstert, also scheint Herr König grundsätzlich ja schon an den Schutz der Ausrüstung gedacht zu haben. Meiner Meinung nach hat er das Thema eben nur leider nicht ganz zu Ende gedacht und das mit dem Bajonett einfach nicht berücksichtigt. Dabei ist doch genau das der eigentliche "Elefant im Raum", denn das Gewackel und seitliche Stöße auf das Bajonett bei jedem einzelnen Schritt könnten m.M.n. über eine lange Nutzungsdauer hinweg allmählich evtl. auch ihre Wirkung entfalten (Ermüdung, Spiel, Verbiegen). Und das will doch niemand der so teure Fotoausrüstung damit transportieren will.
Ich würde mich sehr freuen, wenn weitere Nutzer/innen dieses Produktes oder interessierte Leute diesen Thread nutzen würden um auch ihre eigenen Erfahrungen, Fragen sowie Ideen vorzubringen rund um den LensPacker2 (von mir aus auch zu der kleineren Version).
Wenn mir selbst noch etwas auffällt im Laufe der Zeit werde ich das auch hier schreiben.
Ergänzung: Ein Winkelsucher oder der TC-14 passt noch irgendwie mit rein, eine dünne Jacke eng zusammengelegt bringe ich auch noch oben über der Kamera bzw. seitlich neben der Kamera in den Spalt gestopft rein. Mehr geht aber nicht. Wer mehr mitnehmen möchte, z.B. auch schon nur eine Bäckertüte mit Vesper und eine Trinkflasche, kommt um zusätzliche Außentaschen nicht herum. Diese gibt es in zwei Größen und jeweils wahlweise mit oder ohne gepolsterte Fotoeinsätze. Man muss alles separat bezahlen. Kauft man nur eine Außentasche, dann kriegt man also wirklich auch nur diese und nicht etwa die Außentasche inkl. gepolstertem Einsatz zum Transport von Zweitkamera usw. Es gibt auch noch Stativköcher in verschiedenen Größen. Diese sind standardmäßig aber oben offen und haben wohl keinen Rollverschluss (im Gegensatz zu den Außentaschen). Für den reinen Stativtransport muss so ein Stativköcher natürlich auch oben nicht verschließbar sein, immerhin stehen die meisten Stative oben wohl ohnehin etwas darüber hinaus. Trotzdem empfinde ich auch das als etwas schade. Man könnte ja mal auf die ganz "abwegige" Idee kommen ohne großes Stativ loszuziehen, beispielsweise weil man gezielt Enten oder Limikolen aus ganz flacher Bodenperspektive fotografieren will. Vielleicht würde man sich dann manchmal gerne - anstatt dem Stativ - eine größere Trinkflasche und eine Vespertüte in den Stativköcher stecken. Und vielleicht würde man dann ja gerne oben verschließen können weil es vielleicht unterwegs regnen könnte und man nicht will, dass einem die Tüte vom Bäcker aufweicht und man dann nasse Papierfetzen mit der Nahrung aufnimmt ...
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