(...)Nach vier Jahren Erfahrung mit DSLRs, darunter S2, 20D, D100, E1, E330 nehme ich für mich in Anspruch, die Dinge ein bißchen besser beurteilen zu können, als damals. (...)
Hallo species (ich finde es übrigens schade, dass manche denken, anonym auftreten zu müssen),
nachdem Du Deine Äußerungen mit den Praxiserfahrungen untermauert hast, will auch ich ein ein wenig ausholen: Mit digitalisierten Bildern arbeite ich schon lange. Und zwar mit tausenden Bildern/Negativen, die ich mit meiner Hassi gemacht habe. Und um noch etwas meine Praxiserfahrung zu untermauern: Wahrscheinlich bin ich der einzige Amateur, der jemals von Hasselblad gesponsert wurde, nämlich im Rahmen einer Multivisionsshow-Tour über die Sahara. Beeindruckt? Kommt jetzt Respekt?
Scannen war mir irgendwann zu arbeitsintensiv und zu langweilig, so fing ich mit einer 10D mit 2 Festbrennweiten (100 + 200) und dem 17-14 an, von dem ich sofort sehr wenig beeindruckt war. Das 100er war aber Sahne.
Dennoch habe ich gewechselt zur E-1, und ich habe meine Canonerfahrungen nicht als negativ bezeichnet nach dem Motto: Jetzt habe ich etwas Besseres.
Mit der E-1 habe ich dann seit Hassi-Zeiten (und vielleicht auch seit Contax-Zeiten) einen für mich unglaublich befriedigenden Frieden geschlossen, weil alle Kriterien für ein technisch gutes Bild aus meiner Sicht mehr als erwartet erfüllt waren. Ich führe dies u.a. auf auf die Objektive und den FFT Sensor zurück. Diese Stimmigkeit der Farben, Brillanz und Schärfe erinnerten mich etwas an die Kombination Hassi und Agfa 50 RS (mein damaliger Lieblingsfilm).
Seitdem ich die Kamera habe, höre ich eigentlich nur, was für eine Gurke das doch ist. Zu langsam, High-ISO-Rauschen, zu wenig MP, kein Stabi, also eine Krücke aus der Steinzeit anno 2003.
Ich habe so manches mal verwundert auf meine Bilder geschaut und mich gefragt, ob ich vielleicht ein Sondermodell der E-1 habe, denn sie macht unverschämt gute Bilder, wenn man es will. Und zwar nicht in Bezug auf C* oder N* oder P*, sondern in Bezug auf das, was ich seit Jahrzehnten an bildmachender Technik kenne.
Irgendwann habe ich begriffen, dass es in einem Forum für Digitalfotografie überhaupt nicht um die Qualitäten geht, die fürs Bildermachen zuständig sind, sondern um elektronische Messdaten. Seitdem es Macintosh gibt, benutze ich sie, und bis heute frage ich mich, warum im PC-Lager ständig nur über Prozessor-Taktraten gesprochen wurde und nicht darüber, welche Stärken das Model A, B und C haben.
Wenn heute jemand behauptet, dass er mit seiner E-1 noch mehr als zufrieden ist, dann kann er mit einer sofortigen, reflexartigen Reaktion rechnen, die darauf hinausläuft, dass man dem "armen Trottel" mit der E-1 klarmachen muss, dass es da etwas viieeel Besseres gibt. Mit selber fielen da sicherlich auch einige Kameras ein. Allerdings nur bezogen auf meine eigenen Vorstellungen und -sehr wichtig- auf meinen Geldbeutel.
Wenn jemand sagt, dass ein Antiwackel seine Art der Fotografie bereichern würde, dann ist das in Ordnung. Wenn ich behaupte, dass ich ihn nicht vermisse, dann ist das gleichwertig in Ordnung, solange ich nicht behaupte, dass meine Meinung die qualitativ bessere wäre. Aber dennoch habe ich die Vermutung, dass in Zeiten digitaler Fotografie die Hersteller tatsächlich mit Technik und noch mehr Technik den Kunden einreden will, dass man nur durch ein Mehr an Technik die besseren Bilder machen kann. Ich hingegen glaube, dass Technik nicht die Bohne zu besseren Aufnahmen führt. Zoomobjektive haben für mich nur den Vorteil, dass man weniger Objektive mitschleppen kann, wohlwissend, dass sie die Qualität mindern und den Blickwinkel, die Perspektive usw. nicht durch einen Dreh ersetzen können.
Wenn ich heute einen Fotografen (oder Fotografin) ausbilden müsste, würde ich ihm/ihr eine M2 und 2-3 Objektive plus Belichtungsmesser in die Hand drücken und ihm/ihr ein fotografisches Thema zur Umsetzung aufgeben. Würde er/sie nach ein paar Tagen zurückkommen und nach Autofokus, Zoom und Belichtungsautomatik schreien, wäre er/sie gefeuert. Nicht etwa, weil Belichtungsautomatik, Zoom oder Autofokus Quatsch ist, sondern weil es Unerfahrenen den Blick für das Wesentliche verstellt und stattdessen auf Technik vertrauen lässt. Ein "moderner" Ausbilder würde vielleicht das ganze mit einer Digikamera machen nach dem Motto: Wenn das Bild auf dem Monitor falsch belichtet ist, dann mach ein paar Versuchsreihen, bis es stimmt.
Viele Diskussionen drehen sich nur um Technik, die das Fotografieren möglicherweise erleichtert, keineswegs aber verbessert. Und wenn das nicht reicht, dann wird mit anderen Marken verglichen nach dem Motto: Wer bietet mehr? Wer kann mehr? Wer ist schlechter? Usw. Und wenn das nicht reicht, wird tagelang über Sinn und Zweck eines Wackeldackels diskutiert. Und zwar so, als wenn es für das Für oder das Wider irgendein besonders schlagkräftiges allgemeingültiges Argument geben könnte. Allein diese Annahme macht jede Diskussion obsolet.
Ich erinnere an die Diskussion über den optischen Sucher als die E-330 auf den Markt kam. Wunderbar. Neue Technik. LiveView. Aber zu ungunsten eines guten optischen Suchers. Plötzlich spielte die Qualität des optischen Suchers keine Rolle mehr, man hatte ja LiveView, also das, was man von den meisten Kompaktknipsen gewohnt war. Und selbst mein damaliges Argument, dass Olympus trotz LiveView auf die Qualität des optischen Suchers hätte nicht verzichten dürfen, wurde abgetan, weil ja jetzt das neue Zeitalter LiveView angebrochen schien. Und dann das ewige Gequatsche vom
Alleinstellungsmerkmal! LiveView hat noch nicht einmal C* oder N*. Na, wie toll. Und Sensorreinigung auch nicht. Super! Wir Olyaner sind schon was Besonderes. Ich finde es nur noch peinlich!
Statt Marken- oder Technikbashing würde ich mir wünschen, mehr von den Erfahrungen mit bestimmten Techniken profitieren zu können. Da wurde zwar davon geredet, dass ein Wackeldackel u.U. die Bildqualität mindert, doch bewiesen wurde es nicht. Und so lebt eine solche Diskussion letztendlich nur noch von Vorurteilen und dem Bestreben, bloß nichts dazu zu lernen.
Ach im Übrigen stimme ich Deinen Argumenten eigentlich zu.
BG
Rolf
PS: Ein Bild von vorgestern. Und dann noch mit der E-1.