AW: Olympus 150-400PRO vorgestellt
Erst einmal ziehe ich vor Olympus den Hut, dass man dieses Objektiv doch noch auf den Markt bringt. Auf der offiziellen Olympus-Seite Schweiz gibt es leider nur eine
Pressemitteilung. Auf der Produktseite nicht die kleinste Bemerkung, geschweige detaillierte Informationen oder Bilder. Wird wohl damit zu tun haben, dass das Glas erst von der Nachfolgefirma in den Handel gebracht wird und Olympus als Entwickler und (wahrscheinlich auch als Hersteller) sich scheinbar davon distanziert.
Als zweites bin ich positiv überrascht, dass das Teil nicht noch teurer geworden ist. Und auch hierfür ziehe ich meinen Hut. Ich bin sicher, mit den kalkulierten Stückzahlen ist dieses Glas seinen Preis wert.
Als drittes ziehe ich nochmals meinen Hut, dass man das Gewicht mit Gegenlichtblende bis hinunter auf vielleicht 2.1 kg gebracht hat. Genaue Angaben fehlen, was darauf hindeutet, dass die Optik über 2.0 kg wiegt. Die Entscheidung, das Objektiv als F/4.5 anstatt F/4.0 zu bringen, hat letztendlich dieses Gewicht ermöglicht und damit auch die Freihändige Nutzung sichergestellt. Das ist nun mal das USP von Olympus und ob andere Hersteller es noch leichter hinbekommen hätten, weiss ich nicht. Aber Quervergleiche zum Sony 200-600/5.6-6.3 mit 1.4-fach Konverter und entsprechendem KB-Body darf und muss das neue Zuiko über sich ergehen lassen-
Mein FT ZD ED 150/2.0 wiegt an der E-M1.2 mit Grip, GELI, MMF-3 Adapter und Hoya-Schutzfilter 1.8kg. Als ich es letzten Juni das erste Mal für 2h "ausgeführt" habe, hatte ich danach 3 Tage Muskelkater (ehrlich). Das neue Tele wird wahrscheinlich ähnliche Effekte bzw. Beschwerden in und nach der Anwendung mit sich ziehen
Aber nun, zu einigen Punkten, die ich nicht verstehe:
Der integrierte Konverter wird bestimmt einen grossen Anteil am (trotzdem) hohen Preis der Optik haben. Der Zugewinn der Brennweitenverlängerung entspricht gerade mal 100mm bzw. 200mm KB-äquivalent. Für mich unverständlich dass die Verantwortlichen sich nicht für einen 1.4-Fach Konverter entschieden haben. Der hätte eine Brennweiten-Verlängerung von 165 (330mm KB-äquivalent) bewirkt, was den Aufwand (Entwicklung, Herstellung, Mehrgewicht, Abdichtung aber auch Mehrpreis) meiner Meinung nach erst gerechtfertigt hätte. Und wenn dies nicht möglich gewesen wäre (weshalb auch immer) hätte ich den integrierten Konverter weggelassen, am Gewicht und an der Grösse gespart und das Objektiv für max. € 5'000.- auf den Markt gebracht. Zudem hätte ich noch nachfolgenden Kritikpunkt berücksichtigt:
Die durchgehende Anfangsöffnung von F/4.5 stellen hier einige immer ins positive Licht. Was genau ist daran so positiv, dass ich bei einen € 7000.- teuren Objektiv bereits ab 150mm F/4.5 habe, obschon mit einem Frontlinsenelement von ca. 95mm theoretisch eine Anfangsöffnung von F/1.6 möglich sein sollten? Weshalb war man nicht in der Lage aus dem Glas zumindest ein F2.8-4.5 zu machen (bei 300mm F/3.5), damit man mit der neuen Optik zum bereits existierenden 40-150/2.8 eine nahtloste Ergänzung im Angebot hat?
Dass man das Objektiv mit aktiviertem 1.25 Konverter und zusätzlichen mit dem 2-fach Konverter nutzen "kann" muss sich beweisen. Ich selber denke, die Aussage ist nicht allzu seriös gemeint. Ich habe noch keine Bilder gesehen, die zeigen, wie das Glas mit beiden Konverter in Aktion (1000/2000mm) abbildet und ob es tatsächlich für mehr als bloss für dokumentarische Zwecke dienlich ist. Auf weite Distanzen kann man solche Brennweiten selten einsetzen, da Mirrage und Haze zu stark die Abbildungsqualität mildern. Ein integrierter 1.4-fach Konverter und zusätzlich der MC-14 hätten 800mm (1600mm KB) Brennweite bei F/9 (18) ergeben, und bereits diese Kombination würde dem Nutzer bei der Abbildungsqualität eine wohlwollende Kompromiss-Bereitschaft abverlangen.
Nicht desto trotz finde ich es toll, dass das System mit diesem Objektiv bereichert wird. Ich für meinen Teil gehöre aber vorerst nicht zum engeren Kreis von Leuten die dieses Teil auf der Wunschliste haben. Das bestehende ZD 300/2.8 bleibt vorerst im Einsatz. Spätestens wenn ein Nachfolger der E-M1X das Licht der Welt erblicken sollte, werde ich mir aber bestimmt wieder Gedanken über eine etwaige Anschaffung machen.