Genau so kann man das auch sehen: die Fähigkeit, Makro- bzw. Nahaufnahmen zu machen, ist beim 12-45er und 12-40er eine nette Zugabe, denn ansonsten bieten andere mFT-Objektive da nur begrenzte Möglichkeiten.
Das ich so ins Detail gegangen bin, hatte nur den Sinn, vor dem Kauf über die Grenzen eines Gerätes Bescheid zu wissen. Es ging mir nicht darum, Objektiv xy irgendwie abzuwerten.
Trotzdem kann es sinnvoll sein, zwischen dem 12-45er und dem 12-40er abzuwägen, wenn es darum geht, mehr in das Thema Makros einzutauchen, wenn man keine weiteren Hilfsmittel wie Vorsatzachromat, Zwischenring oder Balgengerät oder spezielles Makroobjektiv einsetzen will (denn das alles fordert Geldeinsatz und zusätzliches Gewicht im Fotorucksack).
Per Definition zieht man die Grenze zur Makrofotografie wie folgt: wenn der Abbildungsmaßstab von 0,25-facher Vergrößerung erreicht wird (also ABM 1:4), wird oft ein Objektiv als makrofähig bezeichnet. Andere Definition: wenn ein ABM von 1:10 bis 10:1 erreicht wird, spricht man laut DIN-Norm 19040 vom Makrobereich, danach kommt dann die Mikroskopie.
Und dann gibt es in der Makroszene noch Leute, die unterscheiden zwischen Nahbereich (1:10 bis 1:1 KB) und Makrobereich (1:1 bis 20:1).
Also alles nicht so ganz scharf gefasst ...
Das alles wird aber immer auf Aufnahmemedien mit KB-Format berechnet !
Daher ist es wichtig, die Herstellerangaben immer genau zu prüfen, wenn man einen Crop-Sensor einsetzt.
Anschaulicher wird das erst, wenn man sich die zugehörigen Bildbreiten ansieht: nach DIN-Norm sind das 36 cm bis hinunter zu 3,6 mm.
"Normale" Objektive erreichen "nur" einen Abbildungsmaßstab von 1:7 bis 1:9 (also 0,14 bis 0,11 fache Vergrößerung) und gelten damit nicht als makrofähig. Das trifft auf 50 % der Olympus-Objektive zu. Ganze zwei Objektive können als reine Makros gelten, der Rest liegt irgendwo dazwischen.
Und das bedeutet: meist um die 0,2 bis 0,3-fache Vergrößerung (= 0,45- bis 0,6-fache gerechnet auf KB), also ein ABM von 1:5 bis 1:3. Machen wir uns das an der Bildbreite klar: Gerechnet für mFT-Sensoren sind das Motivabmessungen in der Breite von 87 bs 52 mm.
Für größere Insekten reicht das (Blitzhalterung oder Zangenblitz vorausgesetzt), für Blüten allemal. Aber um dann ins Detail zu gehen, ist das zu wenig (z.B. die Röhrenblüten eines Sonnenhutes/Rudbeckia oder eines Sonnenauges/Heliopsis schön herauszustellen).
Meiner Meinung nach ist das also nur eine schöne Zusatzfunktion, ersetzt aber auf Dauer nicht den Kauf von echtem Makrozubehör, wenn man sich für diesen Bereich wirklich brennend interessiert.
Welche Objektive von Olympus bieten dem Anwender nun diese "Makrofähigkeit" ?
Abgesehen von den reinen Makroobjektiven 30 und 60 mm (mit denen man aber auch gut "normale" Fotos machen kann) sind das:
1,8/8 mm Fisheye (fällt aber wegen der Verzerrungen raus) - 2.8/12-40 Pro - das 12-45er [Tippfehler inzwischen korrigiert, mein Fehler] - 4/12-100 Pro - 2.8/40-150 Pro - 4/300 Pro - 3,5-5,6/14-42 EZ Pancake (der schmale schlecht zu greifende Zoomring ist aber eine Zumutung) - 4.0-5.6/14-150 II
Hinzu kommt noch, was im Makrobereich davon wirklich funktioniert. Effektive Schärfe erreicht man nur, wenn man konsequent auf manuellen Fokus umschaltet und dann muss das Objektiv einen gut zu greifenden MF-Ring haben mit langem (!) Lauf (also man muss lange Drehen können = feinfühliger MF, reine Focus-by-wire-Motorensteuerung wie beim 14-42er Pancake ist da oft nervig, das 14-42er II-R hat da Vorteile, aber leider wieder einen schlechteren ABM, Objektive mit MF-Clutch sind im Vorteil, das hat das 12-45er leider nicht)
Und dann kommt noch hinzu, dass der freie Abstand von Frontlinse zu Motiv bestimmt, ob ich überhaupt Kunstlicht einsetzen kann oder das Objektiv sich sogar schon bei natürlichem Licht selber abschattet (ein Effekt, den man schon von der Makrofotografie mit Kompaktkameras her zu genüge kennt).
Und da muss man aufpassen, weil die Hersteller ja nicht ungeschickt sind und als sogenannte "Naheinstellgrenze2 nur den Wert gerechnet ab Sensorebene angeben, was bei Objektiven, die im Gebrauch auch noch die Baulänge ändern, natürlich eine besonders sinnvolle Angabe ist.
Beim M.Zuiko 3.5/30er Makro ist der verlockende maximale Abbildungsmaßstab von 1,25:1 gar nicht voll nutzbar (bei bewegten Motiven eh nicht), weil der Hersteller zwar 0,095 Meter als Naheinstellgrenze angibt, von diesen 9.5 cm dann effektiv ab Frontlinse nur noch 10 Millimeter übrig bleiben (um nicht missverstanden zu werden, unterhalb des maximalen Abbildungsmaßstabes kann man mit dem Objektiv trotzdem wunderschöne Makros machen !)
Es ist also nicht alles sinnvoll, was auf den ersten Blick nach Makro klingt.
Mehr wollte eigentlich damit gar nicht sagen ...
M. Lindner