In der Tat, wie schon andere (und ich) hier schrieben: das Marketing wird - sagen wir mal - ausgefuchster.
Offensichtlich geht die Marketingstrategie der großen Firmen dahin, den Kunden von der Kompakten wegzuholen hin zur DSLR, weshalb es keine problemlose Kompakte gibt, weder bei Canon noch bei Sony.
Vermutlich ist mehr an den dSLRs zu verdienen. Sie mögen zwar aufwendiger herzustellen sein, aber mir scheint da noch ein gewisser Zuschlag drauf zu sein. Ähnlich bei Notebooks, obschon seit Jahren mehr Notebooks als Desktops verkauft werden, gibt es den Notebook Zuschlag.
So ist es nicht weiter erstaunlich, daß man versucht mehr Kunden zur dSLR zu bekommen, bzw. die Kundschaft in "Profis" und "Knipser" zu polarisieren. Der von Dir beschriebene Polarisationseffekt ist IMHO voll beabsichtigt. Im Kompaktsegment herrscht Preiskrieg und da ist weniger Geld zu verdienen.
Und (für den Hersteller wohl am wichtigsten): im dSLR Segment ist der Kunde gebunden und kann nicht mal eben heute Sony, morgen Fuji und übermorgen Nikon nehmen. Der Kunde hat Systemobjektive, Systemblitz, etc. und der reine Kamerabody ist nur eine Teilkomponente, deren Wert den restlichen "Fuhrpark" meist weit unterschreitet. Bei der Kompakten ist eben diese das ganze 400 Euro System und damit relativ leicht austauschbar. Bei einem dSLR 6000 Euro System aber ist der Body nur eine Komponente und wenn der getauscht werden soll, muß der Kunde wieder einen Body desselben Herstellers nehmen.
Ich habe derzeit noch eine Sony. Deren Strategie ist für mich ein totales Rätsel.
Mir auch. Die F828 war IMHO eine tolle Kamera mit Features, die sonst niemand hatte (Infrarot z.B.). War wohl so eine Art Probeballon, man entwickelte das nicht weiter, dafür baute man einen riesigen dSLR Sensor in die R1 ein. Aber auch das wird scheinbar nicht weiterentwickelt. Die Experimente mit den proprietären Memorysticks (die es zudem in diversen inkompatiblen Versionen gibt) haben die Kundschaft ebenfalls verärgert.
Also, Kompromiss schließen. Und wer die Vorteile und Nachteile abgewägt und sich entschieden hat, der hat es richtig gemacht.
Ist aber schon ärgerlich, daß der Kunde nicht das bekommt, was er möchte, sondern sich das geringste Übel raussuchen muß.
Auf der einen Seite nette Features, günstige Preise, kleine/leichte Kameras, Video, etc. aber Megapixelwahn, rauschende Sensoren, fehlende Eingriffsmöglichkeiten, nicht überzeugende Bildqualität.
Auf der anderen Seite überzeugende Bildqualität, volle Möglichkeiten, aber schwere Klötze, hohe Preise, Kundenbindung, antiquierte Klappspiegelmechanik (1959 brachte Canon die erste SLR raus) und fehlender Live Preview, bzw. Live Histogramm.
Denn das stinkt mir an der dSLR: warum muß ich "analog" durch das Objektiv schauen? Warum der Klappspiegel-Mechanismus, der laute Auslösegeräusche produziert und bei Tieraufnahmen, bzw. in der Kirche mehr als störend ist? Zudem bringt der mechanische Spiegelschlag Unruhe in das System, was Makro- und/oder Teleaufnahmen unschärfer als notwendig macht. Warum der Zwang das Auge beim Auslösen am Sucher haben zu müssen?
Es kann mir doch niemand erzählen, daß man nicht die Vorteile der Kompakt- und dSLR Technologie verbinden kann: eine Kamera zu bauen mit Wechselobjektiven, großem Bildsensor, (gutem!) EVF, schnellen Serienaufnahmen, Video, Live-Preview, Live-Histogramm und den zusätzlichen Sensoren für schnellen AF, perfekten Weißabgleich, etc.
Viele Grüße
Frederick