Hallo Marcus!
Ich habe etwas Erfahrung mit IR-Fotografie, aber keine mit UV. Soweit ich weiß ist IR-Fotografie deutlich einfacher als UV, denn wie du geschrieben hast, schlucken konventionelle Objektive angeblich UV-Strahlung. Vielleicht lassen sie noch genug durch zum Fotografieren, keine Ahnung.
Grundsätzlich sind solche IR-Bilder, wie auf deinen verlinkten Seiten gezeigt, mit jeder Digitalkamera möglich. Das liegt daran, dass die Sensoren nicht nur für sichtbares Licht empfindlich sind, sondern auch für Nahbereich-Infrarot. Thermal-IR wie spezielle Wärmebildkameras können sie allerdings nicht aufnehmen. Also ja, einfach nur einen entsprechenden Filter drauf und los gehts.
Die Kamerahersteller blockieren bekanntlich NIR (und UV) mit einem vor dem Sensor platzierten Sperrfilter, im Englischen oft auch "hot mirror" genannt. Diese Sperrfilter schwächen je nach Kamera/Hersteller besser oder schlechter den IR-Bereich, aber nie perfekt. Wenn man sich also einen IR-Filter vors Objektiv schraubt, kann man auch trotz Sperrfilter vorm Sensor IR-Fotos machen - allerdings nur mit langer Belichtungszeit, Freihand-Aufnahmen sind da nicht drin. Manche Kameras sind besser dafür geeignet als andere, kommt eben auf die Qualität ihres Sperrfilters an - ein schlechter, d.h. schwacher Sperrfilter lässt mehr IR-Licht durch, aber gute Kameras haben in der Regel auch gute Sperrfilter.
Es liegt natürlich nahe, den Sperrfilter zu entfernen und somit die Empfindlichkeit für IR deutlich zu steigern. Das kann man selbst versuchen (riskant, man könnte die Kamera beschädigen) oder Profis machen lassen (teuer). Auf jeden Fall genügt es nicht, nur den Sperrfilter zu entfernen, denn ohne dieses Stück Glas ändert sich das optische System und die Kamera wird kurzsichtig (man kann nicht mehr auf entferntes/unendlich fokussieren)! Das Sperrfilterglas muss also durch ein anderes Glas mit gleicher Dicke/gleicher Brechung ersetzt werden. Wenn man möchte, kann man hier direkt den IR-Filter verbauen, dann braucht man sich später keinen extra Filter mehr vors Objektiv zu schrauben. Hat natürlich aber den Nachteil, dass man so keine normalen Bilder mehr machen kann. Das Ersetzen des Sperrfilters durch ein klares Stück Glas und die anschließende Benutzung von Objektivfiltern ist da flexibler, wenn auch nicht ganz so bequem.
Ich habe, wie wahrscheinlich einige heutzutage, mit Webcams angefangen die IR-Fotografie zu entdecken. Webcams sind nicht teuer, vielleicht hat man eine irgendwo herumliegen, die man nicht mehr braucht. Bei den meisten Modellen ist es relativ einfach, sie zu öffnen und den Sperrfilter zu entfernen. Das Finden eines Ersatzglases (gegen Kurzsichtigkeit der Webcam) ist da schon schwieriger. Notfalls tut es ein passend zugeschnittenes Stück transparenten Kunststoffs, wenn er dick genug ist, z.B. von einer Blisterverpackung. Nicht gerade höchste optische Güte, aber ausreichend.

Als IR-Filter für solche Experimente kann man einfach ein oder zwei Lagen überbelichteten Farbfilm nehmen (die dunkelbraunen Endstücke von Negativstreifen). Fertig ist die IR-Webcam. Gut für den Einstieg, aber nichts für die Dauer, Bildqualität und Bewegungsfreiheit lassen zu wünschen übrig.
Wenn man eine alte Kompaktkamera hat, kann man versuchen, sie entsprechend zu modifizieren. Nur würde ich dort eher richtige IR-Filter statt Negativstreifen empfehlen. Meine Hauptkamera würde ich allerdings nicht modifzieren (lassen), so versessen auf IR-Fotografie bin ich dann auch wieder nicht. Aber als Zweitkamera ist eine IR-Kamera eine tolle Sache, besonders wenn es eine Spiegelreflex ist. Zu den Filtern: viele Leute benutzen einen 720nm IR-Filter. Das bedeutet, dass diese Wellenlänge noch zu 50% durchgeht, kleinere Wellenlängen (sichtbares Licht) weniger und größere (Infrarot) mehr. Da Rot eine Wellenlänge von ca. 650-750nm hat, kommt durch diesen Filter auch immer noch etwas sichtbares Licht durch. Das kann bei starker Beleuchtung stören, wenn man ein "reines" IR-Bild machen möchte, oder auch ganz angenehm sein, weil man keine so langen Belichtungszeiten braucht. Neben einem 720nm Filter habe ich auch 850nm und 950nm. Bei dem 850er kommt kaum mehr sichtbares Licht durch, aber ich kann ihn wirklich nur bei voller Sonne einsetzen, oder eben mit Stativ. Der 950er dagegen ist schon fast zu viel. Selbst mit ausgebautem Sperrfilter werden die erforderlichen Belichtungszeiten viel zu lange. Kein Wunder, angeblich hört die Empfindlichkeit der Digitalsensoren bei ca. 1000nm auf. Mein Rat für Anfänger wäre daher ein 720nm oder 780nm IR-Filter.
Vor kurzem habe ich eine alte Kodak Kompaktkamera umgebaut, mit der ich schon vorher IR-Fotos gemacht habe (sie hatte einen ziemlich schlechten Sperrfilter). Ich habe ein paar Bilder angehängt.
1. Der kleine CCD-Sensor mit Schaumstoff-Abstandshalter und aufliegendem Sperrfilter / hot mirror. Was hier rötlich schimmert, dürfte die Vergütung des Filters sein. Benutzt man unvergütetes Glas (oder Plastik) als Ersatz, erhöht sich natürlich die Gefahr von Lichtreflexen/Flares, das sollte man bedenken.
2. IR-Sperrfilter an sich haben oft diesen Cyan-Farbton. Links davon mein aus Kunststoff zugeschnittener Ersatz.
3. So ähnlich sehen IR-Fotos aus (mit einem 720nm Filter) wenn sie aus der Kamera kommen. Rotstichig und mit wenig Kontrast. Durch Ändern des Weißabgleichs (das hier war Auto oder Tageslicht) kann man wahrscheinlich interessantere Farben erzeugen (bei meiner Kamera macht sich Weißabgleich auf Leuchtstoff/Fluorescent ganz gut). Aber eine Nachbearbeitung ist eigentlich unumgänglich. Dieses Bild wurde noch vor Entfernen des Sperrfilters aufgenommen. Belichtungszeit war 1/2s bei f/4 (Stativ benutzt).
4. Selbes Foto, kurz nachbearbeitet. Den blauen Himmel bekommt man ganz einfach durch Tauschen des Rot- und Blau-Kanals (z.B. Kanalmixer in Photoshop).
5. Bilder mit wärmerer Tönung ohne Rot-Blau-Tausch machen sich aber auch ganz gut. Dieses Foto wurde nach Ausbau des Sperrfilters gemacht, 1/60s bei f/3,2 (Freihand).