Als Nutzer der zwei hier verglichenen Kameratypen halte ich das Argument von Größe und Gewicht für etwas fadenscheinig. Es gibt genug SLR-Systeme, die ein kompaktes und leichtes Gehäuse mit Objektiven der gleichen Eigenschaften kombinieren.
Viele kompakte SLR Systeme sind gar leichter als die oben genannten Leicas.
Der Hauptvorteil liegt, wie bereits erwähnt darin, die Welt um den Kompositionsrahmen beobachten zu können. So kann man auf Dinge reagieren, die im "SLR-Tunnelblick" nicht zu sehen sind.
Dass es keinen Spiegelschlag gibt, kommt nur in gewissen Situationen zum Tragen. Gerade aber bei Aufnahmen in schlechten Lichtverhältnissen kann es ein Vorteil sein - vorausgesetzt andere Faktoren wie Bewegungsunschärfe machen ihn nicht wieder wett.
Dass der Sucher bei lichtschwachen Optiken nicht verdunkelt ist auch nicht für jeden Benutzer relevant. Dass man die Tiefenschärfe nicht im Sucher betrachten kann sehr wohl. Je nach Gewohnheit und Erfahrung kann das ein Vor- oder Nachteil sein. Kann man die Tiefenschärfe als Novize noch nicht so gut anhand der Einstellungen einschätzen, kann das schon einmal zu ungewünschten Aufnahmen führen.
Messsucher bieten allerdings auch einige Nachteile, die gerne verschwiegen werden oder unbewusst nicht zur Sprache kommen.
(Einige wurden sicherlich schon erwähnt, ich habe aber - da bin ich ehrlich - nicht den ganzen Thread gelesen.)
Zum einen wäre da die Nutzung beliebiger Brennweiten (oder Zooms, wer das bevorzugt

). Bei Verwendung vom integrierten Sucher der mit der Fokussierung gekoppelt ist, bietet jede Messsucherkamera nur eine gewisse Auswahl an verfügbaren Rahmen, die eingespiegelt werden. Meist sind die Kameras auf gewisse Standards beschränkt (oft 35, 50, 80-90 und 135mm). Es gibt zwar Modelle die speziell für Weitwinkel oder Teleobjektive konzipiert sind, bei einem einzelnen Gehäuse ist man mit einer SLR allerdings flexibler. Möchte man Objektive verwenden, die diese Brennweite nicht haben, ist man auf Schätzungen bei der Komposition oder externe Sucher angewiesen. Letztere machen die Kamera wieder größer, schwere, sind nicht immer preisgünstig, und die Fokussierung wird von der Komposition getrennt.
Bei diesem Punkt sei angemerkt, dass ältere und einfachere Messsucher getrennte Entfernungsmesser und Sucher zur Komposition haben. Das ist eine Handhabe die ich persönlich nicht ausprobieren muss.
Die Fokussierung via Mischbild ist einerseits nicht jedermanns Sache. Andererseits ist auch die Fokussierung auf das Bildzentrum beschränkt. Die Fokussierung auf randnahe Bereiche ist nur durch Vor-Fokussierung und Umschwenken möglich. Aus Zeitgründen oder bei sehr kleiner Tiefenschärfe eine nicht immer praktikable Vorgehensweise. (Eine Schätzfokussierung ist natürlich auch ohne Mischbild möglich, mit entsprechenden Einbußen bzw. Beschränkungen bei der Präzision.)
Messsucher sind aufgrund des Parallaxenfehlers nicht für Makroaufnahmen konzipiert - oft ist aus diesem Grund auch die Mindestfokusdistanz größer als bei SLRs. Alternativ-Zubehör wie Leica's Visoflex erlaubt zwar die bessere Verwendung von Makroobjektiven, emuliert aber im Grunde ein SLR-System bei schlechterer Ergonomie.
Gerade Fotografen die Autofokus benötigen oder ihn bevorzugen dürften auch keine großen Fans von Messsucherkameras sein. In der Regel sind Messsucherkameras nicht mit einem AF ausgestattet.