Freistellung ist bei 70mm F2 (und bei 35mm sowieso) nicht gerade extrem stark und kein echter Quantensprung zu F2.5. Umso mehr halte ich Größe und Gewicht für unverhältnismäßig. Ich sehe das Objektiv eher für jemanden der einen Film drehen will und der größere Hürden hat als ein 1,5 Kilo Objektiv zu schleppen.
Ein leichtes ~600g 85mm F1.4 stellt deutlich besser frei (braucht noch dazu weniger Platz im Gepäck) und für Sony gäbe es zB ein 75mm F1.8 das nur 230g wiegt und auch sehr gut freistellt, für gerade mal um die 300€. Freistellung in klein, leicht und günstig gibt es bei Sony und mittlerweile auch Nikon einfacher.
Mit Zoom, wenn es nicht zwingend F2 sein muss und F2.8 reicht, ist die Auswahl (zB 24-70 + 28-75mm F2.8) riesig und durch Samyang gibt es zudem eine günstigere zweite Alternative zum Tamron 35-150mm mit Anfangsblende F2.
Bei Canon vermisst man vergleichbares (zu groß, zu schwer, zu teuer).
Die Qualitätskontrolle bei Canon ist wie ich selbst bei einem mega teuren nagelneuen RF 70-200mm 2.8 Plastikfantastik feststellen musste bei den horrenden Preisen trotzdem nicht die beste und Canon war nicht einmal in der Lage das Problem zu beheben. Erst hatten die mir eine halbseitige starke und auf jedem Bild sichtbare Dezentrierung als "innerhalb der Norm" vermittelt und dann sollte ich die Kamera einschicken, damit Korrekturdaten für dieses Objektiv auf der Kamera gespeichert werden. Zentrierung wäre ihnen nicht möglich. Der nächste Besitzer des Objektives hätte dann wieder die Dezentrierung gehabt und ich hätte wahrscheinlich einen wegen Korrekturdaten eingeschränkt arbeitenden IBIS gehabt, der schon standardmäßig irgendwo am Anschlag steht wenn die Linse drauf ist.
Wenn ich Qualitätslotterie spielen will, dann sicher nicht für die Preise bei Canonobjektiven.
Ich nehme deinem Text nach an, dass du das Tamron nie selbst benutzt hast.
Tatsächlich ist die Freistellung im unteren Brennweitenbereich beim Tamron unerwartet gut und bis mindestens 100mm ist es messerscharf wie eine Festbrennweite.
Bei 150mm muss man dann aber mit Katzenaugen und einem leichten Schärfeverlust leben, aber es hat die 150mm und damit einen klaren Vorteil für Events.
150mm (oder auch 200mm) machen meiner Erfahrung nach oft den Unterschied, ob man einen Moment einfängt oder nicht.
Bei 70mm hätte ich schon vieles verpasst und bei einem 70-200mm fehlte es in manchen Momenten einfach unten rum.
Der Punkt ist, das 28-70mm mag vielleicht ein gutes Glas sein, es gibt sicher viele die darauf schwören, aber es geht hier vor allem um kleine, leichte und günstige Lösungen, sonst würde es vielleicht auch ein besseres Kameramodell als die anvisierte a7 IV in Erwägung gezogen werden.
Canon hat klein, leicht und günstig einfach (aktuell) nicht so richtig drauf, wofür das 28-70mm F2 einfach ein gutes Beispiel ist. Qualität und Innovation ginge auch kleiner, leichter und günstiger, wie man wiederholt an Sony sieht.
Ich bin gespannt was eine Sonyversion des 28-70 F2 (sofern sie wirklich kommt) wiegen und abmessen würde. Wäre sicher spannend. Sicher dürfte sein, dass der Preis sehr ähnlich zum RF sein wird (vielleicht 300,- günstiger), da es ein Sony GM sein würde und erfahrungsgemäß schafft es Sony bei den Gegenstücken immer ein paar cm/mm + Gramm einzusparen (zB 164g beim 50mm 1.2, wobei es ja Jahre lang hieß für den FE Mount sind 1.2er Objektive unmöglich genau wie es hieß dass 8 Stufen IBIS bei Sony FE unmöglich sind).
Das einzige was ich bei Canon wirklich innovativ fand war das RF 100mm 2.8 Macro, weil man mit dem SA-Kontrollring Bildern einen Vintagelook und zB Bubblebokeh verpassen konnte und es 1.4:1 schon ohne TK (gab es eh nicht) und Lupe schaffte. Dieses Objektiv vermisse ich tatsächlich manchmal. Das war ein Beispiel von Innovation, wenn es auch die meisten nicht brauchen (und die Funktion oft missverstanden wurde) und es etwas billig in der Hand wirkte.
Auch zB ein RF 85mm F2 hätte mit Feinschliff noch etwas innovativer werden können. Portrait, Makro und Stabi sind eine gute Kombi. Für den Preis hätte es aber noch Dichtungen haben können.
Canon könnte eigentlich wenn Canon wollte. Bei Kameras haben sie es entgegen aller Erwartungen ja schon hinbekommen und geliefert, wenn auch etwas spät. Sie müssen nur noch am Objektivpark arbeiten und solange Fremdhersteller ausgesperrt bleiben, wird man bei Mobilität und Outdoor beim RF System einige Abstriche in Kauf nehmen müssen.
Es gibt nicht das ultimative Kamerasystem. Man muss einfach seine Prioritäten setzen.