Guten Abend allerseits und vielen Dank für die rege Teilnahme.
Wie Mizuno schon so treffend analysiert hat, ist es kein ganz einfaches Bild, sondern bearbeitungstechnisch schon eine größere Herausforderung. Das musste ich bereits selbst feststellen, als ich im Vorfeld so 2-3 Stunden mit SPP, LR und Luminar daran herumgedoktort habe. Dabei kristallisierten sich dann auch die "Knackpunkte" bei der Bearbeitung heraus. Einer ist - wie schon besprochen - der Himmel. X3Fs haben zwar ordentlich Reserven in den Lichtern, aber wenn man sie in SPP herauskitzelt, geschieht das zum Preis einer HDRisierung des restlichen Bildes. Punkt 2 sind die Rottöne, mit denen Sigma generell ein Problemchen hat. Man kann zwar auch aus X3F ein sauberes Rot herausholen, aber das ist halt regelmäßig ein ziemlicher Balanceakt und es ist eben nicht von vornherein sauber da. Ihr werdet Euch fragen, was das mit diesem Bild zu tun hat, weil in ihm ja praktisch kein reines Rot vorkommt. Genau da liegt jedoch der Haken: Man hat keinen "Anker", an dem man seine Bearbeitung der Farben visuell festmachen könnte und überzieht dadurch leichter. Allerdings ist das Rot ja trotzdem als Mischton in anderen Farben enthalten, die dann eben auch nicht mehr "stimmen".
Worauf ich bei den Bildern schaue, ist einerseits, dass die Wolken vollständig "herausgeholt" wurden (für die TIFF-Nutzer sicher das kleinere Problem), dass der Himmel nicht ins Senfgelb und die Berge nicht ins Lila abdriften und dass der Vordergrund nicht HDR-mäßig "platt" ist, sondern durch Dodge&Burn eine Blickführung mitbekommen hat. Ob der Blick jetzt auf die (von vielen Tschechen als Monströsität empfundene) Elbbaude geleitet wird oder eher die Tiefe des Tals oder etwas Anderes betont, ist dabei Wurscht. Hauptsache, man erkennt den Gedanken dahinter. Bei meiner eigenen Entwicklung fehlte die Blickführung noch und ich war gespannt, was von Euch kommt.
Bei Pelzlurchs erster Version würde ich gar nicht mal soo pauschal von "zu bunt" sprechen wollen, weil mir die eine Bildhälfte - der Vordergrund - durchaus gefällt. Störend sind halt die türkisen Berge und der etwas zu blaue Himmel. So ein Blau hat man manchmal bei Gewitterstimmung, aber der Vordergrund passt dann doch eher zu einem heißen Sommertag.
Bei Axels erster Version ist der Mittelgrund ziemlich dunkel geraten und wirkt auch irgendwie stumpf bzw. matt. So was kann es in Natura geben, wenn eine dunkle Wolke vorübergehend die Sonne verdeckt, aber hier ist ja eher leichte Bewölkung vorhanden. Der Blick landet fast zwingend auf dem violetten Bewuchs im Vordergrund und stellt fest, dass da viele schöne Details vorhanden sind. Die Farben insgesamt erscheinen mir stimmig.
Die Version von D780 wirkt auf mich bleich und bis auf den Himmel eher platt. Ist das auf anderen Monitoren auch so? Ich frage mich auch, was mit der Rücknahme der Klarheit konkret erreicht werden sollte.
Pelzlurchs zweite Version ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber der ersten, was Himmel und Hintergrundberge angeht. Der Vorder- und Mittelgrund hat im Gegenzug an Kraft verloren, allerdings finde ich die Grün- und Violettöne darin sehr gelungen. Der Himmel ist trotzdem immer noch das dominierende Bildelement.
Rukiber´s Schwerpunkt beim ersten Bild lag auf kräftigen Kontrasten und vielen Details. Ich bin da ein bisschen zerrissen. Einerseits ist das schon ein ganzes Stück von Natürlichkeit entfernt und die Dunkelheit des Mittelgrunds passt nicht zur leichten Bewölkung. Andererseits ist das eine der Entwicklungen, wo ich gern mit den Augen auf Wanderschaft gehe, weil die Größe der Landschaft betont wird, die Tiefe vorhanden ist und weil es überall was zu sehen gibt. Das liegt an der Betonung des Weges, an den Helligkeitsunterschieden und vielen Feinheiten.
Die zweite Version ist viel ausgeglichener. Das entsättigte Grün des Hintergrunds ist mir um einiges lieber als ein unnatürliches Lila, aber doch irgendwie noch nicht optimal. Der Farbton des Himmels passt nicht ganz zum Rest und zum Wetter. Die Unschärfe der vorderen Ecken war bei der ersten Version besser kaschiert.
Bei Axels zweiter Variante gefällt mir sehr gut, dass er den Himmel weniger dramatisch ausgeführt hat, sondern richtig schön leicht und fluffig, aber ohne auszubrennen. Das tut dem Bild auf jeden Fall gut, denn das Hauptmotiv ist ja eigentlich die Landschaft. Hier sind die Farben und Details gut gelungen. Ich vermisse nur etwas Blickführung und Tiefe.
Aller bunten Dinge sind drei bei Pelzlurch. Ich kann mir denken, warum Du immer noch unzufrieden bist. Und hier würde ich wirklich mal sagen ist die Farbigkeit "a bit too much". Zu vieles, was gleichzeitig nach Aufmerksamkeit schreit und irgendwie kein erkennbarer Plan, wo die Entwicklung hingehen soll. Farblich wirkt es immer noch wie schräg durchgehackt: links und oben lila/türkis, rechts und unten sommerlich warm. Und trotzdem ist keine richtige Tiefe da.
Bei D780´s zweiter Version muss man schon direkt zwischen den Bildern hin- und herschalten, um festzustellen, dass der Vordergrund einen Tick wärmer und klarer geworden ist. Das ist zwar eine Verbesserung, aber zumindest aus meiner Sicht noch keine entscheidende.
Mit der Entwicklung von MetisX tue ich mich schwer, weil dem Bild aus meiner Sicht Harmonie fehlt. Der lila Himmel hat schon was Erdrückendes an sich. Wenn ich etwas positiv hervorheben möchte, ist das die Lichtverteilung im Vorder- und Mittelgrund. Bilde ich mir das nur ein oder wirkt der Bewuchs im Mittelgrund hier irgendwie "räudiger" als anderswo?
Von Refoko, kommt eine Variante, die den beiden von D780 ähnelt, einen Tick kräftiger ist, aber trotzdem noch ziemlich flach ohne erkennbare Blickführung. Seltsam finde ich, dass der Himmel in der Mitte blau ist, aber nach links und rechts jeweils ins Lila abdriftet. Erst auf den zweiten Blick fällt die seltsame Mischung aus Grün und Violett bei den Bergen im Hintergrund störend auf. Vor allem der bläuliche Grünton ist schon sehr eigenwillig und wirkt eher chemisch als natürlich.
Ich glaube, wenn sich jemand mal die Mühe machen und meine letzten Auswertungen durchsehen würde, wäre Mizuno fast immer Gewinner oder zumindest vorne dabei. Ich kann es aber nun mal nicht ändern. Auch das hier ist wieder so ein Ding, das meinen Geschmack fast vollständig trifft. Allenfalls der Himmel ein bisschen fluffiger und weniger Drama. War schließlich schönes Wetter. Aber sonst ist das schon toll. Es hat Kraft und Tiefe, ohne zu übertreiben. Die Farben gehen schon ins Herbstliche, sind aber stimmig. Sehr schön.
Das Bild von Pemba schieb ich jetzt mal ganz dreist auf die verwendete Software. Interessant ist der Wandel von der Weitwinkel- zur Telecharakteristik allein durch Beschnitt. Die Bildinhalte wirken flach und gerafft. Könnte eine alte, ausgebleichte Ansichtskarte sein. Falls es Absicht war, den platten HDR-Look durch weitere Kontrastminderung und Entsättigung zum Stilmittel zu machen, muss man dem mutigen Schritt Respekt zollen. Hätte mir trotzdem mehr Blickführung gewünscht.
Das nächste ist Axels dritte Variante. Ein etwas kühlerer Look mit viel Abwechslung bzw. Abgrenzung im Vorder- und Mittelgrund. Was aufgehellt und was abgedunkelt wurde, erscheint mir eher zufällig. Vielleicht habe ich aber auch nur den Plan nicht verstanden. Schön, dass der Himmel hier nicht ganz so wuchtig bzw. dominant ausfällt. Der Mittelgrund ist mir immer noch einen Tick zu dunkel bzw. kontrastreich.
Pelzlurchs Hochformat fällt für mich ganz klar in die Kategorie "experimentell". Wenn man die Tricks des Baustellen-Threads darauf anwenden würde, um zusätzlich die unterschiedlichen "Oberflächen" der verschiedenen Farbbereiche herauszuarbeiten, könnte was Spannendes dabei rauskommen. So lange es noch zu sehr an das Ausgangsfoto anlehnt, vermisst man das Hauptmotiv. Handwerklich ist es bisher auch noch eher so najaaa...
Rukiber´s dritte Variante hat schon was für sich. Gemessen am stürmisch-bewegten Himmel strahlt der Vorder- und Mittelgrund allerdings eher die Ruhe einer sehr hellen Mondnacht aus. Mit einem anderen Himmel und etwas mehr Struktur (damit meine ich nicht den gleichnamigen Regler) könnte ich mir durchaus auch vorstellen, dass das Bild als Nachtversion funktioniert.
Ja also ... in puncto Natürlichkeit hat Mizuno halt wieder mal die Nase vorn
Bei den abweichenden Varianten ist die Auswahl kleiner und Rukiber´s Nachtvariante diejenige, an der mein Blick länger hängengeblieben ist.