Moin,
praktiziere seit 53 Jahren Naturfotografie. Habe viele Kamerasysteme durch (Praktika, Minolta, Pentax, Olympus, Nikon und die letzten 30 Jahre Canon). Meist KB, aber auch Mittelformat und Großformat. Mit meinen Bildern habe ich Ausstellungen in Museen, Artenschutztagungen und auf Konferenzen in Deutschland und auf Borneo gemacht. Über 3 Millionen Menschen haben sie betrachtet. Daneben viele Vorträge in Schulen für Greenpeace und in Museen gehalten.
Und nun wechsele ich als begeisterter Canonfotograf zu Fujifilm.
Von den schweren 1er-Kameras mit dem alten 400er/2,8 bin dankbar zur leichteren 5DsR und dem 100-400erII gewechselt. Diese Kamera hatte ich gegen die blitzschnelle M6 mark II gewechselt. Ich hatte endlich deutlich weniger Gewicht und Packvolumen und konnte Schwalben im 2-3m Vorbeiflug Formatfüllend fotografieren. Was fehlte (nachdem es in neuere Kameras einzog) war die Tieraugenerkennung. Canon hat alle M-Fotografen in Stich gelassen. So musste ich in das teuere R-System wechseln. Die Kameras sind super und mit den RF 70-200er, RF 100-500er und dem RF 800/11 gelangen mir schöne Bilder. Ein teures Festbrennweitenobjektiv wie das RF 600mm kann ich mir aber finanziell und Gewichtsmäßig nicht leisten.
So wartete ich auf ein neues Naturfotografenobjektiv, dass 200-800er. An meinen Kameras, R5 (schon verkauft), R3 (verkaufe ich gerade) und R8 (werde ich vorerst behalten) ist es schnell und scharf. Aber auch zu unhandlich, gesperrig und schwer.
Auf einen Tipp, es doch mal mit Fuji zu versuchen, habe ich mir die X-H2S und das Fujinon 150-600er zugelegt.
Die Kamera ist eine Mini-R3, vergleichbare Geschwindigkeiten und bessere Filmerqualitäten. Und das Objektiv ist in allen Belangen durchdachter als alle Canonteles. Superschärfe, Supervergütung und alles sitzt da wo es sein sollte. Der Zoomring geht geschmeidig und innenfokusiert, gegenüber dem ausfahrbaren 100-500er und dem grobmechanischen 200-800er (Zoomen beim filmen kann man damit vergessen). Der vorne liegende Schärfering geht locker und soft. Nur die Zusatztasten sind zuweit vorne. Das Gewicht und die schlanke Größe macht es super reisefreunlich und ich kann stundenlang auf die Pirsch gehen.
Schwäne, Reiher, Adler im Flug kein Problem. Der Vogelaugenautofokus sitzt mit dieser Fujikombination sicher. Die Schwierigkeit liegt bei Singvögeln, z.B.: agile Blaumeisen im Gestrüpp. Mit meiner Canon R3 dringe ich mit der Schärfeneinstellung nicht durch das Gestrüpp. Ich musste mit Punktautofokus eine Lücke erwischen, um brauchbare Aufnahmen hinzu bekommen. Die Fuji XH2S erkannte die Vögelchen deutlich schneller als die Canon und legte die Schärfe auf das Vogelauge, der hinter Zweigen versteckten Meise.
Ich habe viel über Fokussierprobleme der Fuji gehört. aber nach dem 5er Update scheint dies verbessert worden sein und ich habe die Fokusparameter für meine Zwecke gut eingestellt.
Diese Kombination ist die perfekteste und ausgewogenste, die ich bisher hatte. Nur in einem Punkt schlägt die R3 und die R8 Fuji: die zwangsmäßig hohen ISO-Werte rauschen stärker. Mit den heutigen Entrauschungsprogrammen lässt sich auch dies lösen. Ich habe nun eine der reaktivsten Immerdabei-Naturfotografenausrüstung und kann sofort auf eine Versteck wechselnde Wasserralle zielen, die Bildkomposition machen und auslösen. Die Canon R3 braucht eine entscheidende Sekunde länger.
Als früherer Fujifilm-Diafotograf liebe ich den zarten Astia-Filmlook im Bild und vor allem beim Filmen. Ob in JPEG oder RAW, ich muss viel weniger Nachbearbeiten, was ein entscheidender Zeitfaktor ist und besser für die Augen. Der Bildstabilisator ist deutlich besser als der von Canon. Frei Hand mit 900mm KB-Äquivalent in 4k/50p, 4K/120p oder FullHD 240p ist ein Traum. Anhalten nach einem Schwenk bedeutet das das Bild auch dort stehen bleibt und nicht wie bei Canon wieder leicht zurück schwenkt.
Von Canon zu Fuji wechseln: ja, kann man. Würde ich neu einsteigen, wäre Fuji für mich nach heutiger Sicht die 1. Wahl.
Grüße
Winfried (Naturvideo)